Le renard et l’enfant (Der Fuchs und das Mädchen) von Luc Jacquet. Frankreich, 2007. Bertille Noël-Bruneau, Isabelle Carré
Der Film bestätigt leider meinen generellen Vorbehalt gegen den in jüngster Zeit sehr erfolgreichen Trend, die angebliche Sorge um unsere Natur und die Tierwelt publikumsgerecht aufzubereiten. Jacquet selbst hat mit seinem Kassenhit über die Pinguine reichlich Vorarbeit geleistet, Pseudodokumentationen wie „Unsere Erde“, den ich mir neulich auch mal angesehen habe, zielen in die selbe Bresche, verbinden pompöse, zumeist digital zurechtgebogene „Naturimpressionen“ mit einer Art von Botschaft, die es vielleicht gut meint, die aber kaum über oberflächliche Appelle hinauskommt. Gerade „Unsere Erde“ fand ich ziemlich verräterisch – anderthalb Stunden ziemlich planlose, technisch perfekte Postkarten und kurz vor Schluss wird noch rasch an unser Gewissen erinnert, ebenso unglaubwürdig wie entlarvend, nachdem sich die Filmemacher zuvor lediglich darin gefallen haben, die technischen Möglichkeiten der Industrie effektvoll zu demonstrieren.
Jacquet macht im Grunde nichts anderes – er zaubert berauschend schöne Bilder aus einer unberührten Bergwelt (ein Mix aus französischer und italienischer Landschaft, wie man im Abspann erfährt), lässt eine geradezu abenteuerliche Vielfalt von Wildtieren auf kleinem Raum erscheinen und erzählt dazu die Geschichte eines Mädchens, das sich mit einer Füchsin anfreundet und in seiner kindlichen Einfalt die Grenzen zwischen Mensch und Tier überschreitet und beinahe den Tod des Tieres verursacht. Jahre später kann die erwachsene nunmehr Frau die Lehre aus dieser Geschichte an ihren Sohn und damit an uns weitergeben, aber da wir alle mit Grzimek und Konsorten groß geworden sind, haben wir die Botschaft schon nach zehn Minuten kapiert und lassen die durch und durch vorhersehbare Mär widerstandslos über uns ergehen. Ich habe kein Problem mit schönen Naturfilmen, ich habe aber ein Problem mit Filmen, in denen die Natur so deutlich manipuliert, für uns geschönt und aufbereitet wird und in der Tiere dermaßen vermenschlicht werden. In seinem Pinguinquatsch ist Jacquet noch einen ganzen Schritt weiter gegangen und hat den armen Tieren menschliche Stimmen gegeben. Das immerhin hat er uns diesmal erspart, aber dennoch gibt’s reichlich Kitsch und Einfältigkeit, und das ist eigentlich schade, denn manchmal sehnt sich unsereiner schon nach Bildern aus einer ursprünglicheren, möglicherweise noch nicht so technisierten und entfremdeten Welt (sofern es die noch gibt!). Das hier hätte so etwas werden können, doch biedert sich Jacquet mit seinen allzu gefälligen und auf schön getrimmten Bildern dermaßen bei uns an, dass ich mich ziemlich gestört fühlte und früher oder später der Echtheit und Glaubwürdigkeit der gezeigten Szenen kein rechtes Vertrauen mehr entgegen bringen wollte, womit ich zum ersten Satz des Textes zurückkommen könnte... (14.6.)