The day the earth stood still (Der Tag, an dem die Erde still stand) von Scott Derrickson. USA, 2008. Keanu Reeves, Jennifer Connelly, Kathy Bates, John Cleese

   Retro ist nach wie vor schwer angesagt in Hollywood – vielleicht sind alle guten Geschichten doch schon erzählt worden? Vor ein paar Jahren wurde der alte Sci-Fi-Klassiker vom Krieg der Welten aus der Gruft geholt, aufgewärmt und mit Starpower und CG-Hightech aufgepeppt, und nun ist ein anderer Sci-Fi-Klassiker dran, siehe oben, ein schönes altes Stück Schwarzweißnostalgie mit dringender Botschaft (damals wie heute aus aktuellem Anlass!), in dem es natürlich um nicht weniger als den Fortbestand der Menschheit geht. Dem Fortbestand der Menschheit wohlgemerkt und nicht der Erde, denn gerade die soll ja beschützt werden vor dem suizidalen Treiben der Zweibeiner, die Lemmingen gleich unaufhaltsam, gierig und einfältig auf den Abgrund zusteuern und mit Kriegen und planmäßiger Umweltvernichtung leider auch alle anderen Lebewesen mit sich reißen. Lang genug hat man sich dieses wahnwitzige Treiben von außen angesehen und wieder und wieder versucht, den Weg des Menschen umzuleiten, doch der war natürlich unbelehrbar in seinem Größenwahn, und schließlich muss die Notbremse gezogen werden, und also errichten Außerirdische mitten im Central Park eine Basis und machen sich von dort aus daran, die Menschen auszurotten und die Tiere ins Sicherheit zu bringen. Einer der Aliens nimmt die Gestalt von Keanu Reeves an, der vor Jahren aus dem, Genmaterial eines Bergsteigers geklont wurde, und just indem der Knabe auf die schöne Jennifer Connelly und ihr allerliebstes Söhnchen trifft, kommen ihm Zweifel, ob die Menschen nicht vielleicht doch zur Umkehr fähig sind und eine gute Seite haben, die man nur zum Vorschein bringen muss. Und da dies zu 100% ein Hollywoodfilm ist, weiß man gleich, wie seine Entscheidung am Ende ausfallen wird.

   Hört sich wie gequirlter Quark, und ich musste zwischendurch auch häufiger mal auf die Zähne beißen und mich zur Milde und Toleranz ernahmen angesichts der allzu plakativen und flammenden Appelle an uns alle, endlich den Hebel umzulegen und uns unserer Menschlichkeit zu besinnen, was ja in Anbetracht der zunehmend katastrophalen Weltlage mehr als berechtigt wäre, in dieser Form allerdings dermaßen naiv und simpel daherkommt, dass man so was wohl nur in der Vorweihnachtzeit und mit entsprechendem Glühweinpegel zu ertragen vermag. Wenn man also dazu grundsätzlich bereit ist, wird man dem Film immerhin attestieren, dass er entgegen meiner Erwartung durchaus nicht nur auf dröhnende Effekte setzt, sondern schon versucht, seine Message auch menschlich glaubhaft zu verkaufen. Wobei mir natürlich der kleine Knuddelboy streckenweise ziemlich auf den Geist ging, aber das ist US-Tradition und damit muss ich eben leben. Jennifer Connelly dagegen ist mal wieder toll und sorgt für den nötigen human touch, während Keanu Reeves seine hölzern eingefrorene Mimik mittlerweile zum Stilmittel erkoren hat und scheinbar gar nicht mehr anders kann. Gut, dass es da noch bewährte Charakterköpfe wie Kathy Bates oder John Cleese gibt, die in markanten Nebenrollen zu sehen sind. Zwischendrin finden sich also immer mal ein paar ruhige Momente und Zeit zum Reden und Innehalten, dann darf sich die Abteilung für Spezialeffekte mal wieder austoben, und auch für unseren Elfjährigen (wegen dem ich mir das natürlich nur angetan habe) ist das rundherum vertretbar, da hier die Schockschraube mal nicht so stark angezogen wird und die Abwechslung überwiegt.

 

   Natürlich ist dies kaum mehr als Popcornkino konventionellen Zuschnitts, aber es gibt wesentlich dümmere Filme von dieser Sorte und für einen typisch regnerisch-trüben Dezembernachmittag in unserer trüben kleinen Stadt kann man das mal nehmen. (21.12.)