Un baiser, s’il vous plaît (Küss mich bitte) von Emmanuel Mouret. Frankreich, 2007. Virginie Ledoyen, Emmanuel Moret, Julie Gayet, Michaël Cohen, Stefano Accorsi, Frédérique Bel

   Kulturelle Stereotypen hin oder her – so was können wahrscheinlich nur die Franzosen. Ein Sahnebaiser von einem Film, ein luftiges, lockeres, leichtes Soufflé, delikat und verführerisch auf den ersten Biss, süß und lecker im Genuss und alles in allem von geringem Sättigungswert und kurzer Verweildauer, ein Film für den amüsanten Moment und für das rasche Vergessen danach.

   Es geht natürlich, wie könnte es bei den Franzosen auch anders sein, um die Liebe in fast all ihren Erscheinungsformen. Ein Mann lernt in Nantes eine Frau kennen und hört sich, vorrangig um länger in ihrer Nähe sein zu können, eine Geschichte an von einem anderen Mann und einer anderen Frau, die eigentlich immer nur gute Freunde waren, deren Beziehung aber nun auf eine neue, schiefe Ebene gerät, weil er unter sexuellem Entzug leidet und sie bittet, Abhilfe zu schaffen, und indem sie auf seine Bitte eingeht, setzt sie ganz neue, unvermutete Gefühle frei, denn so sehr sich die beiden auch ums Gegenteil bemühen, ihre Küsse und Berührungen sind dermaßen elektrisierend, dass sie nicht voneinander lassen können, was natürlich das Ende ihrer Ehe bedeutet. Das Manöver, das sich die beiden ausdenken, um ihrem Mann die Trennung zu erleichtern, verschlimmert die allgemeine Konfusion natürlich nur noch, und plötzlich haben auch die beiden liebenden an der Situation keine Freude mehr. Der Mann und die Frau in der Erzählklammer ringen derweil auch mit ihren Gefühlen – er möchte sich ihr nähern, sie wehrt ihn ab, und lässt sich dann doch auf einen einzigen Abschiedskuss ein, der, so sieht man jedenfalls ihrem Gesicht deutlich an, doch mehr hinterlässt als beabsichtigt.

 

   Von äußerst delikater Musik untermalt entfaltet sich ein eleganter, frivoler, ironischer Reigen zwischen Erotik und groteskem Witz, manchmal von zarter aber intensiver Intimität - vornehmlich in der Rahmenhandlung in Nantes – manchmal von augenzwinkernder Absurdität, vor allem wenn es um die unbeholfene Annäherung der beiden alten Freunde geht, die Herr der Lage bleiben wollen, dann aber von der Macht der Gefühle fortgeschwemmt werden, und deren Sex immer besser wird, je schlechter sie ihn machen wollen. Das alles ist sehr amüsant, selten wirklich tiefgehend, aber liebevoll inszeniert und gespielt und auf die typisch französische Art so stilvoll, dass ich mich gut unterhalte und es auch nicht bereue, dass ich den Film wohl ziemlich bald wieder vergessen haben werde. (13.8.)