Mamma Mia! (#) von Phyllida Lloyd. GB/USA, 2007. Meryl Streep, Pierce Brosnan, Amanda Seyfried, Colin Firth, Stellan Skarsgård, Julie Walters, Christine Baranski, Dominic Cooper
Ziemlich gegen Ende sieht man sie jeweils für einen kurzen Moment – Benny und Björn als zufrieden grinsende Teddybären im angehenden Rentenalter, und irgendwie kann man diese Zufriedenheit verstehen. Fünfundzwanzig Jahre nach ihrer Trennung sind ABBA Kult, werden Revivals und Parties zelebriert, verkaufen sie wahrscheinlich fast so viele Tonträger wie zu ihren Lebzeiten und sind auf jeden Fall so populär wie eh und je. All die häßlichen Worte von früher sind vergessen, und endlich endlich ist es cool und hip, sich als Fan zu outen, und niemand muß mehr die Repressalien der bösen Status-Quo-Fraktion befürchten (ich weiß, wovon ich rede!)
Dieses Musical ist Teil der wundersam fortgesetzten Erfolgsgeschichte – ein Nichts von einer Story, kompetent um zwei Dutzend ABBA-Songs herumgewerkelt und mit großem Hallo in aller Welt aufgeführt, unter der strengen Aufsicht der Herren Benny und Björn selbstverständlich, die als Produzenten für einen gewissenhaften Umgang mit dem Erbe sorgen. Der Film nun setzt den Kassenschlager auch auf der Leinwand fort, und man sieht sofort, weshalb. Eine geradezu hysterisch gut gelaunte Story mit Herz, Schmerz, Liebe und Romantik vor der ultimativen ägäischen Postkartenidylle, eine Handvoll illustrer Akteure, die sich ganz offenbar von der Euphorie haben mitreißen lassen, und natürlich last but not least die Songs selbst, zeitlos und genial, auch wenn sie nicht von ABBA interpretiert werden sondern von den beteiligten Schauspielern. Die stürzen sich mit Feuereifer ins Gefecht, schlagen sich weitgehend sehr achtsam, wenn auch nicht alle. Meryl Streep lässt richtig die Sau raus, hüpft und tanzt und albert rum, als wolle sie ihre verlorene Jugend nachholen und stellt vor allem ein beachtliches Gesangstalent unter Beweis, auch wenn sie sich an „The winner takes it all“ besser nicht versucht hätte (das darf wirklich nur eine!). Seyfried, Baranski und mit Abstrichen auch Julie Walters machen einen guten, fetzigen Job, aber die Boys sind leider nicht ganz auf der Höhe. Colin Firth singt immerhin moderat und äh annehmbar, Pierce Brosnan (der sowieso nicht soooo gut aussieht, wie die triefenden Girls das immer behaupten) tut wohl sein Bestes, sollte aber besser bei seinen Leisten bleiben, und Stellan Skarsgård schließlich, obwohl eigentlich der vielleicht brillanteste Schauspieler hier, kommt so stockig und unbeholfen daher, egal wie seine Rolle angelegt sein mag, dass ich ihn als glatte Fehlbesetzung empfunden habe und nur froh war, dass er so gut wie nie singen muß. Abgesehen davon aber ist das schäumende Temperament des Films dermaßen infektiös, dass sogar ein halbtoter Fisch wie ich bereit war, seine Aversion gegen Wohlfühlfilme im allgemeinen mal kurz zu vergessen. Dies ist ein lockerer, unbeschwerter, absolut oberflächlicher Spaß, der sich zugegeben eher an den weiblichen Teil der Menschheit richtet und wenn schon sonst nichts, so auf jeden Fall das eine nachdrücklich beweist, dass nämlich wirklich guter, unwiderstehlicher Pop die Zeiten und die Trends überdauert, während sich die Hard-Rock-Deppen längst eingebuddelt haben. Wie gesagt: The winner takes it all... (5.9.)