Mon meilleur ami (Mein bester Freund) von Patrice Leconte. Frankreich, 2007. Daniel Auteuil, Dany Boon, Julie Gayet, Julie Durand, Jacques Mathou, Marie Pillet

   Die Konstellation erinnert sehr an „Dialog mit meinem Gärtner“, und zwar nicht nur aufgrund der Tatsache, dass Monsieur Auteuil fast in der gleichen Rolle zu sehen ist. Bei Leconte spielt er den Pariser Antiquitätenhändler François, einen oberflächlichen, egozentrischen, total aufs Geschäft fokussierten Unsympathen, der sich von jeglichem tieferen Gefühl und seinem eigenen Ich entfremdet hat und eines Tages eher aus Spieltrieb eine Wette annimmt, nach der er eine wertvolle Vase erhält, wenn er seiner Clique binnen zehn Tage seinen besten Freund präsentieren kann. Der Haken ist natürlich, dass er keinen einzigen Freund hat. Für diese Erkenntnis benötigt er schon mal eine gewisse Zeit, und noch schwieriger wird es dann für ihn zu verstehen, wie man eventuell Freunde gewinnen könnte. Er nimmt dazu die Hilfe des Taxifahrers Bruno in Anspruch ,der in fast allem das genauer Gegenteil seiner selbst ist -  ein freundlicher, unerhört kontaktfreudiger, positiver, gefühlsbetonter Mann, der zwar selbst eine Menge Probleme haben mag, aber gewiss keines damit, auf Menschen zuzugehen, und wie man erwarten darf, verfolgt der Film nun die gemeinsamen Versuche dieser beiden Herren, für François die Wette zu gewinnen und ihn zusätzlich zu einem besseren Menschen zu machen.

 

   Wie schon beim Gärtnerfilm droht dauernd die Falle eines moralinsauren, klischeebeladenen Erbauungsstücks mit schwerer Botschaft, und genau wie der Gärtnerfilm schafft es auch der Taxifahrerfilm, all die potentiellen Klippen flott zu umschiffen und uns zugleich gut zu unterhalten und auch Stoff zum Nachdenken mit auf den Nachhauseweg zu geben. Leconte findet eine feine Balance zwischen flottem Erzähltempo (sehr effektvoll vorangetrieben von einer fabelhaften Musik übrigens), charmantem Humor und einem Hintergrund, der schon etwas ernster ist und der mir thematisch darüber hinaus natürlich sehr am Herzen liegt. Erstens schlage ich mich oft genug auch mit dieser Frage herum – wie schaffen es manche bloß, so schnell Bekanntschaften zu schließen, so leicht auf andere zugehen zu können, und zweitens gerate ich wie jeder andere gelegentlich in Situationen, da ich mich nach der Substanz einer Freundschaft frage, also danach, was eine Freundschaft ausmacht, oder ob man dies überhaupt allgemein festlegen kann und was mir jede einzelne meiner Freundschaften bedeutet. Leconte wird dabei zwar nicht pathetisch, doch scheut er sich andererseits nicht, ein sehr feierliches, klares Bekenntnis zur großen, wichtigen, bedingungslosen Freundschaft abzulegen, und er kriegt es sogar hin, dass dieses Bekenntnis weder seicht noch banal wirkt. Er hat das Drehbuch ausgezeichnet im Griff, hält wie gesagt das Tempo hoch und kann sich auf die Wirkung seiner Schauspieler verlassen, aus denen Auteuil wie gewöhnlich nicht herausragt, denn das ist kein eitler Selbstdarsteller, sondern einer, der sich dem Konzept und dem Team fügt, und ähnlich wie im Gärtnerfilm hat er hier in Dany Boon einen perfekten Gegenpart, mit dem er viele reizende Momente spielen kann. Die französische Unterhaltungsfabrik brummt, und hier hat sie wieder mal ein delikates Konfektstück produziert, über dessen Langzeitwirkung man sich natürlich unterhalten könnte... (17.2.)