No country for old men (#) von Joel und Ethan Coen. USA, 2007. Tommy Lee Jones, Josh Brolin, Javier Bardem, Kelly McDonald, Woody Harrelson

   Nochmal Tommy Lee Jones als knorriger Kerl in einer staubigen Grenzerballade, nur ist diese leider nicht so sympathisch wie die Geschichte von Melquiades Estrada. Die Coen-Brothers haben wieder hingelangt, haben den episch-schwerblütigen Machismo von Cormac McCarthy verknüpft mit ihrer bewährten Form von „Humor“, und herausgekommen ist eine Mixtur aus Sam Peckinpahs masochistischem Machopathos und Quentin Tarantinos pubertärer Gewaltverherrlichung. Und mehr nicht.

 

   Denn wenn man das ganze Brimborium um diesen Film mal beiseite lässt (Oscargewinn, Coen-Kult blablabla), geht es eigentlich nur um einen Koffer voll Geld, um dessentwillen eine beträchtlicher Menge Leute mehr oder weniger hässlich zu Tode kommt. Die Drogemafia, ein psychopathischer Killer und ein Vietnamveteran auf eigene Rechnung sind im Spiel, das sich im südtexanischen Ödland nahe der Grenze zuträgt und dem der alternde Sheriff aus sicherer Entfernung und sowieso immer etwas hinterher hinkend zusieht, um am Schluss die Toten zu zählen und sich mit weiser Resignation aufs Altenteil zurückzuziehen. Brutale, grimmige, zynische Gewalt in jedweder Form wird pausenlos ausgeübt oder steht jedenfalls kurz bevor, die Coens machen sich genau wie Tarantino einen Spaß aus dieser bangen bzw. lustvollen Erwartung des Zuschauers (je nach Neigung), fast zwangsläufig ist mit Ausnahme des alten Herren am Schluss jeder tot oder handlungsunfähig, und mehr Sinn macht das zweistündige Gemetzel darüber hinaus eigentlich nicht. Die beteiligten Personen sind keine Charaktere sondern Stereotypen, manchmal auch nur Freaks oder Clowns, die ganze Story ist auf eine einzige Situation zugeschnitten, und meine einzige offene Frage nach zwanzig Minuten oder so drehte sich nur noch darum, wie die einzelnen Personen denn nun ins Gras beißen würden. Spannung kommt für mich nicht auf, eher gottergebenes Warten auf noch mehr Blutvergießen, eine Dramaturgie im Sinne einer Entwicklung oder Steigerung oder Zuspitzung von irgendwas findet nicht statt, und nach ungefähr einer halben Stunde spürte ich gelinden Ärger in mir hochsteigen über die demonstrativ zur Schau gestellte Cleverness und Schrägheit der beiden Herren Filmemacher, ihre Coolness angesichts all des durchgedrehten Irrsinns, die gern auch die absurde Seite einer Situation hervorkehren möchte, eine Fassade, hinter der einmal mehr eine große Leere verbirgt, so wie ich es bei den Coens schon häufiger erlebt habe. Nun sind all ihre Filme nicht mehr als ein mehr oder weniger gekonntes Jonglieren mit Genres und deren Varianten, doch spürt man manchmal schon Herz und Menschlichkeit dahinter, aber nicht in diesem Fall. Ein fatalistischer, überraschungsarmer Malstrom schleppt sich dahin, die Leichen stapeln sich zu beiden Seiten, und wirklich komisch finde ich dabei kaum etwas (wie denn auch???). Einzig die genüsslich aufspielenden Darsteller, Carter Burwells wie immer vorzüglich dezente Musik und die grandiose Fotografie wissen zu gefallen, doch konnte ich beim Zusehen nie vergessen, dass diese beachtlichen künstlerischen Qualitäten letztlich verschwendet sind, wenn keine Seele mit im Spiel ist. Für die Academy dennoch der beste Film des Jahrgangs – war dann wohl nicht so doll, der Jahrgang, oder? (10.3.)