Once (#) von John Carney. Irland, 2006. Glen Hansard, Markéta Irglová, Bill Hodnett, Danuse Ktrestova, Hugh Walsh, Gerry Hendrick, Alastair Foley, Geoff Minogue
Es begab sich also in Dublin Fair City, da begegneten sich eines schönen Tages ein irischer Straßenmusikant und ein tschechisches Mädchen. Die beiden entdecken bald ihre Gemeinsamkeit, die Liebe zur Musik, und dass sie an Gitarre und Klavier und mit ihren Stimmen schön harmonieren. Sie lernen sich ein wenig kennen: Er arbeitet in Dads Staubsaugerwerkstatt, sie lebt mit Mutter und Tochter und jobbt als „Reinigungskraft“. Es gibt noch mehr: Er hängt noch immer seiner Ex nach, die auf und davon in London lebt. Sie hat einen Mann, der aber daheim in Tschechien geblieben ist, und der eigentlich nicht zu ihr passt. Er möchte sich ihr gern nähern, doch hält ihn freundlich auf Distanz, dann entscheidet er, nach London zu gehen und sein Glück als Musiker zu versuchen, Vorher mietet er für ein Wochenende ein Studio, und zusammen mit dem Mädchen und einigen Leuten, die er von der Straße kennt, nehmen sie eine CD auf, mit der er die Runde machen will. Am Montag danach sagt sie ihm, dass ihr Mann nach Dublin komme und dass sie es noch einmal versuchen wollen. Er will sich von ihr verabschieden, doch sie verpassen sich. Dann fliegt er nach London. Zuletzt sieht man sie, nun mit Mutter, Ehemann und Kind in der Wohnung, doch ihre Gedanken sind woanders.
Eine Art Independentmärchen, ein Liebesfilm, der beweist, dass man auch mit einfachsten Mitteln viel bewegen kann. Er wurde für einen Appel und ein Ei hergestellt (was man auch sieht, was aber nie stört), mit unerfahrenen Schauspielern, die in ihrem ersten Leben selbst Musiker waren (und noch sind), und ganz einfach und direkt vor Ort gedreht, auf den Straßen Dublins, im Teahouse, im Musikfachhandel, in seiner oder ihrer Wohnung, in Dads Laden und im Studio. Im Grunde geht es nur um die beiden, wie sie sich treffen, schnell ins Gespräch und in Kontakt kommen, über die Musik eine Art Beziehung herstellen, jedoch nie über eine gewisse Grenze hinauskommen. Er stellt sich einmal zu plump an (Männer!), stößt sie vor den Kopf und traut sich danach nicht mehr so recht an sie heran, während sie sich lange nicht entscheiden kann (Frauen!) und irgendwann ist es dann schlicht zu spät. Die Geschichte einer verpassten Chance, bittersüß und in leisen Tönen erzählt, aber noch mehr als das geht es um die Musik, die hier auch rein quantitativ deutlich im Vordergrund steht. Wir hören sehr gefühlvollen, melodischen, intensiven Folkrock, von Glen Hansard mit toller Inbrunst gesungen, doch erst im Duo mit ihrem Piano und der zarten Stimme entwickeln sie eine Magie, die über das hinausgeht, was mit Worten ausgedrückt werden kann, und so ist dies in erster Linie ein Film für die Sinne und nicht so sehr für den Kopf. Es geht um das Hören, das Fühlen, das Erleben von schönen, intimen Momenten, und indem die beiden so schön zusammen spielen und singen, sind sie sich näher, offenbaren sie sich mehr als es ihnen sonst möglich wäre. Selten, finde ich jedenfalls, wurde diese besondere Qualität der Musik, die mir persönlich auch sehr viel bedeutet, so gut zum Ausdruck gebracht wie hier, und egal wie man diese Songs hier im einzelnen finden mag, so erschließt sich doch zumindest ihre enorme emotionale Kraft und die Bedeutung, die sie für die beiden hat. Hansard und Markéta Irglová sind wunderbar zusammen und ich hätte ihnen allein beim Musikmachen gern noch länger zugesehen, habe aber gelesen, dass die beiden bereits nach dem Soundtrack eine weitere CD zusammen aufgenommen haben, und daran kann ich mich immerhin halten. Ebenso werde ich bei Gelegenheit mal die Werke von Hansards Band The Frames ausgraben, die in Irland große Stars und hierzulande total unbekannt sind. Überhaupt – Irland. Lange nichts mehr gehört von der grünen Insel. Seit ihnen die Politik abhanden gekommen ist, gibt’s scheinbar keine Geschichten mehr zu erzählen dort, was aber eigentlich gar nicht sein kann, weil doch die Iren für ihr Leben gern Geschichten erzählen. Also kann ruhig mal wieder mehr über die Irische See zu uns rüberkommen. Dass sie es noch immer können, haben sie gerade mit diesem schönen Werk bewiesen. (24.1.)