Désaccord parfait (Wir verstehen uns wunderbar) von Antoine de Caunes. Frankreich, 2006. Charlotte Rampling, Jean Rochefort, Ian Richardson, Isabelle Nanty, Simon Kunz

   Einst waren die das Traumpaar der High Society und der Schmierenjournaille (er der Regisseur, sie der Star), dann kam das unrühmliche, in aller Öffentlichkeit zelebrierte Ende der Beziehung, dann dreißig Jahre nichts, und nun treffen sich der müde Altmeister und die versnobte Diva anlässlich einer Preisverleihung wieder, höchst widerwillig natürlich zunächst, doch dann müssen sie erkennen, dass ihre Liebe noch immer besteht und sie sich nicht ewig dagegen wehren können.

   Eine nette kleine Screwball Comedy, die ein wenig hinter meinen Erwartungen zurückbleibt, denn allzu brav und absehbar ist die Story, selbst die vielen kleinen Wendungen und Überraschungen kann man irgendwie vorausahnen, und zudem sind sie eigentlich egal, denn sie tangieren die Hauptsache kaum: Wie raufen sich die mondäne, stinkreiche Zicke und der abgehalfterte Latin Lover wieder zusammen, wie überwinden sie Stolz und gegenseitige Vorwürfe, und wie überwinden sie mögliche Widerstände seitens der anderen Beteiligten. Zumindest letztgenanntes Problem stellt sich erst gar nicht, denn die besagten Beteiligten sind so sensationell tolerant und generös, dass niemand den raufenden Liebenden einen Stein in den Weg legt, im Gegenteil, der adlige Gatte unserer Diva ebnet den beiden noch den Weg ins Ehebett und achtet sogar darauf, dass die Gattin anregend genug angezogen ist, falls unser Lover ohne Viagra Probleme kriegen sollte. Alsbald sieht man ein, dass aus den ganzen gesellschaftlichen Konstellationen keinerlei Reiz oder Spannung entstehen kann, denn zu weich und bieder wird das versnobte Milieu vorgestellt, fast ohne Biss und Ironie, was ein schweres Versäumnis ist, denn die britische Kulturschickeria bietet (wie jede andere auch) genug Potential für treffliche Komik. (Außerdem – wo findet man schon so viele Brits auf einem Haufen, die ein so akzentfreies Französisch sprechen...?) Wir bleiben also geworfen auf unsere beiden Protagonisten, und wenigstens da werden wir nicht im Stich gelassen, denn Rampling und Rochefort sind ein grandioses Paar und ein großes Vergnügen, auch in der Art, wie sie mit ihrem eigenen Image und ihrem Alter spielen und kokettieren. Ein paar saftige Verbalduelle zu Beginn machen Appetit auf mehr, doch hier kommt im weiteren Verlauf nicht mehr allzu viel, dafür wird’s dann etwas gefühliger und besinnlicher mit schön erotischem Unterton (für den die atemberaubende Rampling auch mit satt über sechzig noch allemal gut ist!), nur sind insgesamt Drehbuch und Regie zu schwach und bieder, um mehr als einen gefälligen „Wohlfühlfilm“ (kotz!) entstehen zu lassen. So war das mit den Franzosen ja schon im letzten Jahr – viel leichte Kost, oft dennoch gelungen, manchmal aber eben auch zu leicht und seicht, und genau solch ein Werk ist dies hier auch. Schade um die wunderbaren Hauptdarsteller. (3.1.)