Die Standesbeamtin von Micha Lewinsky. Schweiz, 2009. Marie Leuenberger, Dominique Jann, Oriana Schrage, Beat Schlatter, Beat Marti, Jörg Schneider
Ein Wohfühlfilmchen aus der Schweiz funktioniert, wie ich sehe, auch nicht anders als ein Wohlfühlfilmchen irgendwoher und ist für mich in seinem Gebrauchswert deshalb auch recht beschränkt. Aber nu – in netter Gesellschaft ist fast alles erträglich, und immerhin ist dies ein Wohlfühlfilmchen der etwas angenehmeren Sorte, soll heißen, kein schmierseifiges Schleimprodukt aus Hollywood, sondern eine liebenswürdige Provinzkomödie über liebenswürdige Provinzschweizer, und weil die bekanntlich sehr merkwürdig reden, muss das für uns Hochdeutsche auch untertitelt werden.
Die Standesbeamtin Rahel Hubli trifft urplötzlich ihren Freund aus alten Tagen wieder, als sie mit ihm eine band hatte und alles gut war, nur in der Liebe haben die beiden es nie so richtig geregelt gekriegt. Nun funkt’s wieder ein bisschen, zumal ihre Ehe seit langem alles andere als glücklich ist, doch steht der gute Ben, immer noch ein leidlich erfolgreicher Popsänger, kurz vor der Trauung mit einer exaltierten Showbiztussi aus Berlin, und als die beiden beschließen, dass ausgerechnet Rahel die Trauung vollziehen soll, sind jedweden Gefühlsverstrickungen Tür und Tor geöffnet. Aber – dies ist ein Wohlfühlfilmchen, das wissen wir sofort, und also wissen wir auch sofort, dass unsere beiden Helden sich natürlich kriegen und freuen uns schon darauf und auch auf den Weg dorthin.
All dies ist sehr nett und sympathisch, mal mit skurriler Situationskomik, mal mit dezent erotischen Verwirrungen, fast in jeder Hinsicht vorhersehbar, aber bei solchen Filmen gehört das wohl zum Spiel, und wer das nicht akzeptieren kann, sollte die Pfoten davon lassen. Wir erleben drolliges Lokalkolorit aus dem Zürcher Ländle, ein paar wirklich witzige getimte Momente und gut aufgelegte Schauspieler, die ja auch nichts dafür können, dass sie so reden wie sie reden. Denn eins war mir auch noch klar hinterher: Neben Dänisch und Niederländisch ist dieses Schwyzerdütsch für meine Ohren eine der denkbar unattraktivsten Sprachen, egal ob für Film oder für Musik. Und in etwas anderem als einer Komödie kann ich mir das erst recht nicht vorstellen! (3.11.)