Fighter (Fightgirl Ayse) von Natasha Arty. Dänemark, 2007. Semra Turan, Nima Nabipour, Cyron Bjørn Melville, Sadi Tekelioglu, Behruz Banissi, Molly Blixt Egelind, Xian Gao, Denize Karabuzda, Ertugrul Yilan

   Aicha aus Nordkopenhagen möchte gern Kung-Fu-Meisterin werden und wechselt in eine gemischte Gruppe. Spätestens jetzt ist der Ofen aus, denn daheim herrscht bei aller Liebe die traditionelle türkische Schule, und das heißt, dass Mädchen kaum Spielraum haben, eigene Entscheidungen in Bezug auf ihr Leben zu fällen, und von dem vorehelichen Kontakt zu anderen Jungs kann erst recht keine Rede sein. Und weil ausgerechnet jetzt ihr Bruder mit einer anderen Familie vermählt und Aicha in die Hochzeitsprozeduren einbezogen und nach Möglichkeit mit einem Bruder der Braut verbandelt werden soll, erlebt das arme Mädchen fortan nur noch Stress und Zeitdruck. Sie freundet sich schüchtern mit dem netten Emil an, was natürlich noch mehr Trouble nach sich zieht, und als dann noch die Ehe des Bruders zu platzen droht und stattdessen Blutrache in der Luft liegt, wird es echt eng für Aicha. Trotz aller Anfechtungen und obwohl ihre gesamte Welt gerade in Trümmer zu gehen scheint, verfolgt sie jedoch ihr Ziel unbeirrt und schafft es bis zur Stadtmeisterschaft. Die gewinnt sie zwar nicht, doch kann sie sich halbwegs mit der Familie aussöhnen, die ihrerseits auch die schlimmste Krise überstanden hat, und vielleicht auch mit Emil eine vorsichtige Perspektive entwickeln.

   Ein fulminant gefilmter und choreographierter, sehr intensiver und gefühlvoller Jugendfilm, dessen Thematik zwar schon in einigen vergleichbaren Werken aufgearbeitet wurde, der aber dennoch sehr mitreißend und spannend ist, und außerdem ist der Kampf um Selbstbestimmung, Stolz und Freiheit eine ziemlich zeitlose Sache und immer aktuell. Eine rasante Kamera in modern körnigem Stil ist der jungen Protagonistin hautnahe auf den Fersen durch ein wenig fotogenes, suburbanes Kopenhagen, das Milieu wird in wenigen sehr prägnanten Szenen präzise und sehr realistisch umrissen, und der Konflikt zwischen westlicher und östlicher Kultur wird angenehmerweise ohne dumme Polemik geschildert, und so behalten auch Aichas Eltern ihre Würde und unsere Sympathie, ihr Verhalten ist vor ihrem Hintergrund genauso gerechtfertigt wie der Versuch der Tochter, ihren eigenen Weg zu gehen, auch wenn der sich nicht mit Tradition und Verpflichtung vereinbaren lässt. Letztlich scheint sich dann auch der gestrenge Papa damit abzufinden, dass er den Lauf der Zeit und den Einfluss der anderen Kultur nicht aufhalten kann, und so endet der Film mit einer Geste der Versöhnung und des gegenseitigen Respekts.

 

  Dafür wirbt Natasha Arthy in ihrem sehr eindrucksvoll gestalteten Film mit bewährtem skandinavischem Engagement, mit viel Gefühl und klarer Meinung, dabei aber doch unaufdringlich und ohne überzogenes Pathos- Die Darsteller sind klasse, die Kampfartistik ist virtuos anzusehen, auch für solche, die so was für gewöhnlich wenig abgewinnen können, und insgesamt hat Arthy eine sehr überzeugende kraftvolle Sprache gefunden, um ihr Anliegen glaubwürdig zu vertreten. Schön zu sehen, dass auch diese große Tradition noch immer mit der Zeit geht. (19.1.)