Je l’aimais (Ich habe sie geliebt) von Zabou Breitmann. Frankreich/Belgien/Italien, 2009. Daniel Auteuil, Marie-Josée Croze, Florence Loiret-Caille, Christiane Millet
Um die verzweifelte Schwiegertochter, die gerade vor dem Scherbenhaufen ihrer Ehe steht, zu trösten, erzählt Pierre die Geschichte seiner ersten und einzigen großen Liebe zu der jüngeren Mathilde, die er, bereits längst ein verheirateter Mann und zweifacher Vater, auf einer Geschäftsreise in Hongkong kennenlernt. Die Geschichte der großen Liebe ist aber auch Geschichte vom großen Kompromiss, denn letztlich bringt es Pierre dann doch nicht fertig, Frau und Familie zu verlassen und mit Mathilde neu zu beginnen, und was als überwältigender Rausch beginnt, endet als eine traurige, hastige Liaison strikt nach Terminkalender in irgendwelchen Hotels rund um den Erdball. Sie hofft und wartet mit schier unendlicher Geduld, er hält sie hin mit durchaus ehrlich gemeinten Liebesschwüren, ist aber zu schwach, um sich von den Bequemlichkeiten und Sicherheiten seines alten Lebens zu lösen, und sei es auch noch so unbefriedigend und distanziert. Und irgendwann kommt es dann, wie’s kommen muss, sie beendet das für sie zunehmend erniedrigende und frustrierende Spiel, und als sie sich fünf Jahre später zufällig wieder treffen, kann er sich endlich eingestehen, dass er die eine große Chance seines Lebens verspielt hat.
Ein Melodrama, wie man sieht, eines mit trivialen Zügen zweifellos, entstanden nach einem jener vielen verdächtigen Bestseller, die früher oder später die Wühltische unserer Supermärkte überfluten. Ein Film ganz aus männlicher Perspektive, die mich persönlich nie so interessiert, weil ich mit männlicher Feigheit und Selbstsucht auch so schon genug zu tun habe, komischerweise aber werden die meisten dieser Geschichten von Männern erzählt und die Frau bleibt das weitgehend sprachlose Objekt der Begierde. Ein Film auch, der sich gern noch tiefer auf die Personen und ihre Beziehungen hätte einlassen dürfen, der tatsächlich nicht allzu komplex ist und dessen Leerstellen mir manchmal das Verständnis für die Personen verbaut haben. Dennoch ein Film mit einer gewissen Wirkungskraft, ein stilvoller und stilistisch angenehm zurückhaltender, ruhiger Film, der die bitterschöne Liebesgeschichte von Mathilde und Pierre mit viel Gefühl erzählt auch so auch Pierres Verlustschmerz am Ende sehr gut nachvollziehbar macht. Es gibt viele intime, zärtliche, auch erotische Momente, die mich noch mehr berührt hätten, wenn ein anderer als Daniel Auteuil den Pierre gespielt hätte. So sehr ich Auteuil allgemein schätze, so sehr finde ich ihn hier fehlbesetzt, so wenig ist für mich die Chemie zwischen Mathilde und Pierre nachvollziehbar, weil ihm einfach die Ausstrahlung fehlt. Marie-Josée Croze ist einmal mehr faszinierend, eine jener Schauspielerinnen, die die Leinwand allein durch ihre Präsenz mit Magie aufladen, und die ihren klaren, leicht melancholischen Blick hier wunderbar zur Geltung bringt. Mit einem anderen Partner wäre n ihre gemeinsamen Szenen sicherlich noch viel intensiver und eindrucksvoller gewesen.
So ist dies unterm Strich ein Film, der sein Thema wirkungsvoll herüberbringt, ohne allzuweit in die Tiefe zu gehen, der es aber durchgehend vermeiden kann, in platte Kolportage zu versinken, was sich bei der Story gut und gern angeboten hätte. Das ist eher schon was für die herbstliche Zeit, mit einer tollen Frau als Attraktion, sicher aber auch ein Film, der nicht sonderlich lang in meinem Kinogedächtnis verweilen wird. (12.8.)