Lol (#) von Lisa Azuelos. Frankreich, 2008. Christa Theret, Sophie Marceau, Jérémy Kapone, Marion Chabassol, Lou Lesage, Émile Bertherat, Félix Moati, Louis Sommer, Adèle Choubard, Françoise Fabian

   Ein Film, der eigentlich die Generationen wenigstens für einen kurzen Kinoabend mal wieder zusammenführen sollte in dem gemeinsamen inbrünstigen Wunsch, jene grausamen Jahre zwischen 14 und 17 oder 18 einfach per Zeitreise überbrücken zu können. Auch dies ein Wunsch von beiden Seiten – die Kids müssten sich nicht endlos in zermürbenden Hormonstürmen aufreiben, die Alten müssten ihr Zuhause nicht für Jahre zum Katastrophengebiet erklären, man lässt einfach ein paar Jahre aus und trifft sich wieder als vernünftige Menschen. Leider geht das eben nicht, und leider wird mit frustrierender Regelmäßigkeit immer von neuem die Saat für lebenslange Konflikte und Störungen gesät, die sich oft genug nie mehr heilen lassen. Stoff also für eine Komödie? Klar, lustig ist das auch, furchtbar lustig sogar, aber immer schwingt in unserem Gelächter eine gehörige Prise Entsetzen mit und die Einsicht, dass in unser aller Leben alle genauso ist, wie man hier sehen kann.

   Lola (Nickname Lol) ist 15, und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Ihre Mama ist alleinerziehend, verkehrt aber wieder mit dem geschiedenen Papa und glaubt (oder hofft?), dass ihr Töchterchen noch unschuldig und brav ist, nicht raucht oder kifft und mit Jungs schon gar nichts im Sinn hat. Ihr Freund Arthur behauptet zu Beginn des neuen Schuljahres, er habe in den Ferien eine andere gehabt, sie behauptet aus lauter Trotz dasselbe und das war‘s dann, weil er sich fortan wie der letzte Arsch verhält. Maël, der bislang beste platonische Freund rückt an die Stelle Arthurs, was natürlich auch alles andere als reibungslos läuft, in der Schule gibt’s Zickenkrieg und Anarchieversuche, mit den Jungs die endlosen erotischen Reibereien, eine Klassenfahrt nach England bringt die Begegnung mit der Dritten Art (sprich den Brits) und den ersten Sex, online passieren allerhand skurrile Dinge, die auch vorrangig mit Sex zu tun haben, Mama wird sehr zu Papas Verdruss von einem Bullen umworben, und zwischen Gezeter und Gekuschel richten sich Mama und Tochter irgendwann so ein, dass es erstmal weiter gehen kann. Denn mit fünfzehn ist’s ja noch längst nicht vorbei, gelt?

 

   All das ist sehr französisch, sehr charmant, witzig, zügig und extrem unterhaltsam. Der Komikfaktor wird wie gesagt um manch bittere Selbsterkenntnis angereichert, Mutti und Tochter sollten sich das nicht entgehen lassen, um vielleicht auch mal über sich selbst lachen zu lernen, und gerade wenn man Sophie Marceau sieht und an ihre Filmjugend von vor knapp dreißig Jahren (du lieber Himmel!), weiß man, dass manche Dinge einfach zeitlos sind und dass dieser Film schon deshalb absolut nichts Neus zu sagen und zu zeigen hat. Das macht aber nichts, denn was er sagt und zeigt, ist mir so nahe, dass ich‘s immer wieder gern sehe, vor allem, wenn es mit soviel Schwung, Liebe und Witz vorgetragen wird. Manchmal geht das Temperament natürlich mit allen durch, manche Gags sind ein bisserl grob gestrickt (die insgesamt wenig liebenswürdigen Karikaturen der strange Brits vor allem) und die eine oder andere Länge schleicht sich wohl auch ein, insgesamt aber ist bei allen Beteiligten soviel herz und Lust im Spiel, dass ich zumindest sehr viel Spaß hatte, auch (oder gerade) wenn mir vieles aus dem Mädchenkrieg hier allzu bekannt vorkommt. (3.9.)