State of play (#) von Kevin MacDonald. USA/England, 2008. Russell Crowe, Rachel McAdams, Ben Affleck, Robin Wright Penn, Helen Mirren, Jason Bateman, Jeff Daniels

   Ich äußerte wohl schon meine Vorliebe für die guten alten Verschwörungs- und Politthriller made in Hollywood, oder? Schönes klassisches linkes Paranoiakino, über das sich die ganzen US-Mainstreamkritiker immer so schön aufregen, und das auch unsereiner wirklich nur dann erträgt, wenn es nicht gar so dick aufgetragen wird.

   Das ist hier geglückt. Wir befinden uns in Washington D.C., dem Zentrum der Macht also, einer grauen, regnerischen, unwirtlichen Stadt zwischen Klassik und Moderne, im kern allerdings ganz durchdrungen von den Regeln der Machtspiele. Ein sauberer Politiker und sein bester Freund, der schludrige Zeitungsreporter, finden sich plötzlich wieder in einem Mordfall, einer medialen Hetzkampagne, ihrer privaten alten Dreiecksgeschichte und im Kampf gegen einen mächtigen Multikonzern, der mit allen Mitteln nach noch mehr Macht strebt. Die Linien zwischen Gut und Böse scheinen zunächst übersichtlich, doch dann ergeben sich mehrere Wendungen, die der ganzen Sache wieder einen sehr persönlichen Touch geben, was aber nicht bedeutet, dass es für alle nicht ziemlich gefährlich wird.

   Das Ganze ist gut gespielt, solide inszeniert, vor allem mit wenigen, wohldosierten, keineswegs überzogenen Spannungsmomenten und einem guten Gefühl für Atmosphäre, die in solchen Filmen besonders wichtig ist. Ominös, etwas düster, etwas unwirklich soll sie sein, und das ist Kevin MacDonald wirklich gut gelungen. Deutliche Abstriche würde ich im Bereich der Charakterzeichnungen machen, denn leider haben die guten Darsteller nur sehr wenig Stoff zur Verarbeitung, ihre Figuren sind weitgehend flach und profilarm, was hier schade ist, denn ich hätte mich gern mehr mit ihnen identifiziert. Affleck ist glatt und irgendwie langweilig wie immer, Crowe überzeugt als rauhbeiniger Schmuddelbär, McAdams ist süß und fruchtig, Wright Penn leidet mal wieder höchst wirkungsvoll, und Helen Mirren hat null Probleme, sie alle mit ihren kurzen Auftritten locker an die Wand zu spielen, was wohl auch so vorgesehen war. So funktioniert der Film im Ganzen, sozusagen als perfekt gestylter Apparat durchaus, es fehlt ihm nur ein wenig die Seele, aber das ist zum teil auch ein Kennzeichen des Genres, denn wo die ganz große Verschwörung im Anzug ist, da hat die Seele eh keine Chance. Und hier geht es in deutlichen Worten gegen schmutzig verstrickte Außenpolitik, um rücksichtslose Machtintrigen im Innern, um die manipulative Macht der Medien und ihren Auftrag bzw. ihr Berufsethos, womit sich auch unsere Protagonisten herumschlagen müssen, wenn es mal wieder um die Frage geht, ob jede noch so zweifelhafte Titelstory veröffentlich werden soll, wenn sie andererseits schön deftig und saftig ist und eine hohe Auflage verspricht.

 

   In letzter Zeit hat es einige starke Thriller mit politischer oder wenn man so will gesellschaftskritischer Note aus den USA gegeben (Anlass dazu haben die ja weißgott genug), und dieser hier gehört dazu. Er setzt seine Mittel souverän und angenehm dezent ein, macht seien thematischen Punkte klar und deutlich und bietet vor allem zwei Stunden lang dauerhaft gute und aufregende Unterhaltung. Keine schlechten Argumente für einen schnellen Kinobesuch zwischendurch, würde ich meinen. (23.6.)