Stella und der Stern des Orients von Erna Schmidt. BRD, 2007. Laura Berschuk, Hanna Schwamborn, Julius Römer, Axel Prahl, Hans-Martin Stier, Gabriela Maria Schmeide, Uwe Kockisch

   Das ist mal wieder ein richtig schöner Kinderilm, der auch uns alte Leut anspricht. Ein bisschen schöne Landschaft (passenderweise auf Winter gestimmt), ein großes altes Märchenhaus im Wald inklusive verbotenem Dachboden, ein paar alte Holzkisten, ein alter Wandschrank (kennt man den nicht von irgendwoher?) und eine Zeitreise um hundert Jahre zurück ins Jahr 1905, wo Mädchen noch Röcke trugen und ihre Zukunft darin bestand, Hausfrau und Mutter zu sein, wo Männer noch Erfinder und Abenteurer waren, denen die Kinder respektvoll den Mokka im Arbeitszimmer servierten (!!!), und wo man Worte wie „cool“, „abgefahren“ oder „beknackt“ für äußerst absonderlich hielt. Des Weiteren nehme man zwei etwas tollpatschige Bösewichte, vor denen niemand ernstliche Angst haben muss, einen Wettlauf durch verschneite Landschaft zu einer geheimnisvollen Grotte, in der die Kinder hoffnungsvoll einen märchenhaften Schatz vermuten, und dazu eine knarzige alte Hängebrücke, eine Draisine, einen ungetesteten Flugapparat und eine alte Kurbelkiste, die immer dann nicht läuft, wenn sie laufen soll, und schon sind anderthalb amüsante Kinostunden gesichert. Mag sein, dass das Ganze nicht viel mehr ist als die Zusammenfügung längst bekannter Motive und Klischees, aber wenn es denn auf so liebevolle und kompetente Weise aufbereitet wurde, soll’s mir recht sein. Sicher, bei den Spezialeffekten musste deutlich sichtbar gespart werden, aber andererseits ist mir das fast schon lieber als all die hochgezüchteten, sauteuren CG-Produkte der Amis, die ja gern fehlende Substanz durch protzige Technik ersetzen. Und der Kulturclash zweier Mädchen aus vollkommen unterschiedlichen Sphären ist nicht nur witzig, er führt uns auch auf relativ unpädagogische Art vor Augen, was sich in hundert Jahren auf jeglichem gebiet menschlichen Lebens entwickelt hat. Stella erlebt ihre eigene Urgroßmutter, die damals gegen alle Widerstände Medizin studierte, was zur Kaiserzeit eine regelrechte Revolution war, und die damit eine Vorreiterrolle für ihre Nachkommen spielte, und all das, was für die Mädchen im frühen 21. Jahrhundert längst selbstverständlich ist, musste noch drei Generationen zuvor hart erkämpft werden. Der kleine Bruder, auf den natürlich eine Karriere als Forscher oder wenigstens Pilot wartet, steht staunend daneben und sieht plötzlich Mädchen, die Hosen tragen oder gar Auto fahren, übt sich im modernen Jargon und fragt Stella, ob es die Menschen wohl eines Tages zum Mond schaffen werden. So gibt’s zwischendurch sogar mal einige nachdenkliche Töne, was dem Film auch ganz gut bekommt. Die Kinder spielen leidlich gut, die Großen sind wie gewohnt mit viel Spaß dabei (vor allem Axel Prahl ist ja ein begnadeter Komödiant), und alles in allem ist dies ein rundum liebenswürdiger, schöner Familienfilm aus teutschen Landen, und auf jeden Fall eine gute Alternative bei bescheidenem Sonntagswetter. (18.1.)