Sunshine Cleaning (#) von Christine Jeffs. USA, 2008. Amy Adams, Emily Blunt, Alan Arkin, Jason Spevack, Steve Zahn, Clifton Collins jr., Mary Lynn Rajskub

   Hier wird uns die Familie Lorkowski vorgestellt, die, der Name lässt es eigentlich schon ahnen, nicht gerade im Einklang mit der allgemeinen Vorstellung von Erfolg lebt. Sie wohnt in Albuquerque/N.M., nicht gerade ein In-Place im Hollywoodkino, und schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Der alte Herr Papa kommt mit allerhand windigen und krummen Deals gerade so zurecht, die jüngere Tochter Norah knabbert noch immer am Trauma des frühen Todes ihrer Mutter und kann nicht wirklich auf eigenen Füßen stehen, weswegen die ältere Tochter Rose alles managen muss. Zudem hat sie einen kleinen Sohn und keinen Vater dazu, und da Oscar auch allerlei Unfug anrichtet und ständig die Schule wechseln muss, weil er mal wieder eine von Norahs schrägen Geschichten mit der Realität verwechselt hat, kämpft Rose unermüdlich und an allen Fronten. Und sie kämpft trotz aller rücksachläge und Missgeschicke, trotz der Tatsache, dass ihr Liebhaber niemals seine Frau für sie verlassen würde, trotz der Tatsache, dass sie es von der gefeierten Cheerleaderkönigin auf der Schule bislang nur zur Putzfrau geschafft hat, während alle anderen mit ihren schicken Häusern und Ehemännern protzten können. Ihr Lover schließlich beschafft ihr den neuen Job, der dem Film seinen Namen und seinen Anschub gibt, nämlich die Reinigung von Tatorten, sprich die Beseitigung von Blut und anderen Körperflüssigkeiten Selbstmord- oder Morddramen, und weil sich Rose ja so verantwortlich für die kleine Schwester fühlt, holt sie sie mit ins Boot, und eine Zeitlang läuft das Unternehmen auch ganz gut, bis Norah dann ein Haus irrtümlich abbrennen lässt, statt es zu säubern, womit erstmal das Ende von Sunshine Cleaning eingeläutet wäre. Norah geht mit dem Auto auf einen Selbstfindungstrip, und Rose, die immer wieder auf die Füße fällt, schnappt sich kurzerhand Daddy, um mit ihm das Projekt wiederzubeleben.

   Ein sehr charmanter, schöner und gefühlvoller Independentfilm bester US-Tradition (denn davon gibt’s eine ganze Menge), der von seiner offenkundigen Liebe zu den Figuren und seiner sehr gelungenen Balance komischer und trauriger Momente lebt. Die Versuchung, dem neuen Job der beiden Schwestern vor allem die makabren, witzigen Seiten zu entlocken, ist groß, doch Drehbuch und Regie haben widerstanden und auch die ernsten, stillen Aspekte integriert, so zum Beispiel die trauernde alte Dame, um die sich Rose kümmert, während Norah im Haus das Blut ihres Ehegatten beseitigt, oder die Fotos, die Norah im Zimmer der toten Frau findet und die an ein früheres, glücklicheres Leben erinnern. Manche Begegnungen verlaufen hier positiv, andere weniger. Norah versucht, die Tochter auf oben genannten Fotos ausfindig zu machen, traut sich aber zu spät, ihr die Wahrheit zu sagen und verspielt damit eine mögliche Freundschaft. Rose nähert sich dem einarmigen Verkäufer in jenem laden, der das Unternehmen mit dem nötigen Equipment ausstattet, und vielleicht kann daraus in Zukunft etwas werden. Der Ausklang ist in jeder Hinsicht offen, doch durchaus optimistisch stimmend. Die Schwestern sind noch nicht voll versöhnt, Norah ist erstmal mit dem Auto unterwegs, und Rose und Dad säubern wieder üble Bruchbuden, aber es geht weiter und das ist vor allem wichtig.

 

   Natürlich gilt den Lorkowskis unsere ganze Sympathie, doch werden sie nicht einfach als liebenswerte Loser dargestellt und unserem Mitgefühl angebiedert, sondern sie haben reichlich Ecken und Kanten, sind nicht einfach nur die netten Opfer. Die Schauspieler treffen diesen sperrigen, immer etwas gestressten Ton wunderbar und geben dem Ganzen sehr viel Stil und Menschlichkeit. Amy Adams ist toll als Rose, die ständig um ihre Fassung kämpft, die sich immer wieder das Mantra der Starken und Erfolgreichen einhämmert, während sie eigentlich mal jemanden zum Ausheulen braucht und nicht nur einen Typen fürs Bett. Emily Blunt ist ebenso stark als Norah, die hinter ihrer Fassade aus Rotzigkeit und Trotz viel Verletzlichkeit und Unsicherheit verbirgt und am liebsten nicht erwachsen werden würde. Lorkowski Senior und Junior fügen der Viererbande die passende Dosis Anarchie hinzu, ein großer und ein kleiner Junge, die ebenfalls wenig fürs Erwachsensein taugen. Wie gesagt, abseits vom großen Mainstream haben die Amis diese Tradition kleiner Filme immer gepflegt, das ist gut so, und ich hoffe, sie werden das auch weiter tun. (3.6.)