Whatever works (#) von Woody Allen. USA, 2009. Larry David, Evan Rachel Wood, Patricia Clarkson, Ed Begley, Henry Cavill, Conleth Hill, Michael McKearn
Woody is back in NYC, und ich für meinen Teil bin auch ganz froh darüber. Trotz der merkwürdigen Euphorie über seinen dreijährigen Europatrip bleibt unter dem Strich und bei nüchterner Betrachtung für mich das Ergebnis, dass nur ein wirklich herausragender Film dabei herausgesprungen ist, nämlich „Match Point“, dazu eine sehr annehmbare erotische Komödie aus Barcelona und zwei eher belanglose Filme, und von denen hatte Allen davor schon mehr als genügend produziert. Nun hat er sich auf seine Wurzeln als Stadtneurotiker besonnen, hat ein altes Drehbuch aus der Mottenkiste gekramt und präsentiert uns Boris Yellnikoff, einen Archetypen aus seinem Typenkabinett, einen misanthropischen, larmoyanten, egozentrischen Intellektuellen, dem eines Tages die junge Melody auf den Pelz rückt, die von Zuhause in Mississippi ausgebüxt ist und nun im Big Apple zu landen versucht. Widerwillig nähert sich der alte Brummbär dem hübschen und in seinen Augen rettungslos dummen Mädchen an und heiratet es sogar. Der scheinbar ungetrübte Haussegen gerät gründlich ins Wanken, als in kurzen Abständen Melodys Mutter, danach ihr Vater und danach ein flotter junger Kerl auftauchen, die allesamt die Verhältnisse arg durcheinander wirbeln. Mutter entdeckt ihre sexuelle Freiheit, Vattern entdeckt seine Homosexualität, und Melody entdeckt, dass sie doch besser zu einem flotten jungen Kerl passt, womit ihre Ehe mit Boris beendet ist. Boris versucht es wie schon einmal mit Selbstmord durch Fenstersturz, landet diesmal statt auf der Markise ein Stockwerk tiefer auf einer Wahrsagerin auf dem Bürgersteig, und als die Dame genesen ist, werden die beiden ein Paar. So wird dann das Neujahrsfest von drei neuen paaren und einem flotten Dreier gefeiert, moderiert selbstverständlich von Boris‘ ungebrochener Miesepeterei, die er zwischendurch immer mal direkt ans Publikum richtet, sehr zur Irritation seiner Mitmenschen, die sich fragen, mit wem zum Henker er denn da redet.
Alles wie gehabt, und das ist diesmal das Gute daran. Woody Allens New York ist noch immer die alte Idylle und sofort wieder erkennbar, die Gags kommen noch immer in rasantem Tempo aus der Hüpfte, auch die Personenkonstellation hat man so oder leicht variiert in einigen Filmen schon erlebt. Der alte motzbrocken und das forsche junge Mädchen (vielleicht ein ewiger Woody-Allen-Traum), das erotische und komische Hin und Her, das künstlernahe Milieu, die unnachahmlich selbstironische Attitüde. Noch lieber allerdings wäre mir gewesen, wenn Allen selbst den Boris gespielt hätte, denn anders als der etwas zu garstige und unsympathische Larry David bringt er stets eine liebenswert verschusselte Note mit, die es auch verständlicher macht, weshalb sich Frauen überhaupt in ihn verlieben könnten (bei David bleibt mir das unklar). Daher fehlt auch dem Zusammenspiel mit der reizenden Evan Rachel Wood die letzte Chemie, dennoch ist dies aber ein durch und durch vergnügliches, zum Teil wirklich sehr lustiges und brillant pointiertes Großstadtmärchen, dem man deutlich die Freude des Meisters anmerkt, wieder daheim zu sein, denn so liebevoll hat er seine Stadt länger nicht gezeigt.
Dies ist nun fast der vierzigste Film, den ich von ihm gesehen habe, natürlich nicht der beste (sie sind schon lange her…), aber bei weitem auch nicht der schwächste (die sind noch nicht so lange her…), und wenn er auf diesem Niveau weitermachen könnte, hätte ich damit gar kein Problem, ganz im Gegenteil… (11.12.)