13 Semester von Frieder Wittich. BRD, 2009. Max Riemelt, Alexander Fehling, Claudia Eisinger, Robert Gwisdek, Amit Shah, Maria Vogt

   Manche Filme setzen, obwohl sie das bestimmt gar nicht beabsichtigen und an sich auch gar nicht die Substanz dazu haben, dennoch einiges in mir frei, und ich finde mich dann früher oder später im Kinosessel wieder und stelle fest, dass ich mich in den letzten zehn, zwanzig Minuten nicht mehr auf den Film konzentriert habe, sondern mit ganz anderen Dingen, nämlich meinen eigenen Gedanken beschäftigt war. Genauso ist es mir mit „13 Semester“ ergangen, einer im Grunde ganz harmlosen und weitgehend auch eher oberflächlichen Komödie von Jungs für Jungs über das Studentenleben und was eben so dazugehört. Da hockte ich dann plötzlich, halbwegs in Trübsinn versackt, und fragte mich einmal mehr, ob ich meine eigene Studentenzeit überhaupt richtig gelebt habe, bzw. musste zugeben, dass ich sie, gemessen an Filmen wie diesen hier, offenbar nicht richtig gelebt habe. Ein meiner privaten Traumata ist, am „wahren Leben“ vorbeigelebt zu haben in einer Zeit, in der ich noch hätte „leben“ können. Außen vor stehen, den anderen beim Leben zusehen und selbst passiv und frustriert in immer den gleichen Bahnen fahren. Und das in Bielefeld!!!

   Es brauchte einige Zeit, bis ich mich aus diesem Zwischentief herausreißen und mich wieder dem Film widmen konnte, der bestimmt nicht daran Schuld war, denn wie gesagt, sonderlich profund ist er gar nicht mal. Die Abenteuer zweier Kumpel aus Provinz beim Studium der Wirtschaftsmathematik in Darmstadt (klingt ja auch nicht gerade sexy...) lassen allerdings nichts aus: Feiern und Saufen bis der Arzt kommt, wildes WG-Leben, ungeniert pubertäres Sichtreibenlassen, während der  vormals beste Freund zum Streber mutiert und sich mehr und mehr entfernt. Die große Liebe zur süßen Brünetten, der man aber nie ganz gewachsen ist, weil Männer im dem Alter eben noch Jungs sind und die Mädels schon eine Galaxie weiter und irgendwann kleinen Bock mehr auf Kindergarten haben. Parties am Baggersee, Parties in der WG, Parties in der Disco, immer wieder die verkaterten Morgen danach, Pinkeln über Kreuz, Tittenmemories, Urlaubssemester in Sidney, gescheiterte Geschäftsideen und Minijobs, und irgendwann kriegt unser Held Momo (oder Moritz) ordentlich Wind von vorn, weil die Dinge aus dem Ruder laufen, die Kommilitonen ihn  nicht mehr durch die Lerngruppe ziehen wollen, die Freundin nicht ewig darauf warten kann, dass er erwachsen wird und der einst beste Freund längst ganz weit vorn im Konzert der Großen mitspielt. Dass Moritz doch noch die Kurve kriegt, seine Prüfung mit Ach und Krach besteht (eine Szene, die unbedingt ausführlicher hätte ausgespielt werden sollen), dann in Sidney einen Maultaschenimbiss aufmacht mit der Option auf mehr, der zuletzt entfremdete Kumpel auch noch mit im Boot ist und die entfremdete Ex-Freundin wieder schreibt, all das ist den Gesetzen der Komödie geschuldet, nach denen am Ende alles gut wird, auch wenn’s im wahren Leben nicht so läuft, aber wer will im Kino schon das wahre Leben sehen. Ich fand das Happy End wieder mal zu dick und unötig, was aber wahrscheinlich daran liegt, dass ich den Leuten aus eigenem Frust ein Happy eben nicht gönne – siehe oben...

 

   Schön an diesem Film ist sein Tempo, die eine oder andere witzige filmische Idee, vor allem die guten Schauspieler, die sämtlich ihr zu hohes Einstiegsalter (25 oder schon drüber) locker kompensieren und sichtlich Spaß zusammen haben. Die Schwächen liegen eher im Drehbuch, das kaum ein Studentenklischee auslässt, das auch dann weiterhetzt, wo man vielleicht mal etwas innehalten möchte, und das offenbar gar kein Interesse daran hat, Darmstadt und die Uni als Handlungsort irgendwie einzubringen (gibt ja auch nicht viel einzubringen in Darmstadt, vielleicht hätte man einfach einen interessanteren Ort aussuchen können). Aber egal, dies ist ein netter, flotter Film, der wohl auch nicht mehr sein will, und alles weitere liegt beim Betrachter selbst, wie eben in meinem Fall... (8.1.)