Tamo i ovde (Here and there) von Darko Lungulov. Serbien/BRD/USA, 2009. David Thornton, Mirjana Karanovic, Branislav Trifunovic, Jelena Mrdja, Antone Pagan, Cyndi Lauper

   Eine interkulturelle Liebesgeschichte, oder auch Jim Jarmusch goes Kusturica oder auch klassischer Stoff für’s Indie-Programmkino oder auch: Ganz nett, jaja, aber auch nicht mehr.

   Ein gelangweilt herumhängender New Yorker Musiker in einer Schaffens- und Existenzkrise (deren Ursache wir nie erfahren) kriegt das Angebot, für dreitausend Piepen nach Belgrad zu fliegen, dort eine junge Serbin zu ehelichen, um ihr die Einreise in die Staaten zu ermöglichen, wo sie dann mit ihrem Lover wiedervereint werden könnte. Natürlich klappt alles nicht wie geplant, die Koffer mitsamt aller Klamotten kommen niemals an, der Auftraggeber, eine junge Ich-AG in Sachen Umzüge, kriegt das Geld doch nicht so schnell zusammen, und überhaupt kriegt unser griesgrämiger New Yorker bald noch viel schlechtere Laune.  Immerhin lernt er die Frau, bei der er vorübergehend unterkommt, näher kennen und es bahnt sich eine zarte Annäherung an, die vielleicht sogar Zukunft haben wird.

   Wie immer in solchen Filmen geht’s weniger um die Story, denn die hat man nach spätestens zwanzig Minuten intus, es geht um die Typen, ums Milieu, um den Kontakt einander fremder Kulturen und Mentalitäten. Gerade hier hätte der Film meines Erachtens nach deutlich mehr leisten müssen, um wirklich dauerhaft interessant sein zu wollen – ich zumindest hätte mir noch viel mehr Impressionen aus Belgrad gewünscht, einer noch immer von Trümmern gezeichneten Stadt nach dem Kommunismus und dem Krieg, auf der Suche nach irgendeiner Art von Identität und Zukunft, sicherlich auch nach Anschluss in Europa und anderswo. Lediglich der notorisch maulende Taxifahrer, mit dem Robert immer mal wieder zu tun hat, könnte als launiges Sprachrohr serbischer Befindlichkeit durchgehen, während ansonsten nur einige nette Fotoimpressionen bleiben, substantiell aber herzlich wenig. Man ist also weitgehend auf die wenigen Figuren geworfen, die Belgrader und die New Yorker, die abwechselnd in einer zu wenig fokussierten Story zu Wort kommen, und da mangelt es gerade der Hauptfigur entscheiden an Charisma, aber da bin ich ja wieder bei Jarmusch angekommen, mit dessen Filmen, gerade den frühen, es mir manchmal auch so gegangen ist. Ein stoisch und wortkarg herummuffelnder Kettenraucher, zu dem ich nur mühsam Kontakt bekam, und dessen einzig wirklich positive menschliche Beziehung genauso bruchstückhaft und flüchtig abgehandelt wir wie alles andere.

   Das alles ist nicht irgendwie unsympathisch oder nervig, es gibt durchaus nette Typen hier und ein paar ganz amüsante Begegnungen oder Episoden, doch alles in allem ist dies todsicher einer jener „kleinen“ Filme, die auch in meinem filmischen Gedächtnis klein bleiben und alsbald in Vergessenheit geraten werden. Meister Kusturicas Beiträge zum Thema Balkan sind natürlich ungleich anstrengender, dafür aber auch in jedem Fall eindrucksvoller, nachdrücklicher und gewichtiger. (27.4.)