The kids are all right (#) von Lisa Cholodenko. USA, 2010. Julianne Moore, Annette Bening, Mia Wasikowska, Mark Ruffalo, Josh Hutcherson

   Eine selbst für kalifornische Verhältnisse unkonventionelle Familie: Nic und Jules leben als lesbisches Paar zusammen mit Tochter Joni und Sohn Laser, die sie beide von der Samenbank „erworben“ haben. Ihre weitgehend solide Gemeinschaft gerät ordentlich ins Trudeln, als Laser eines Tages verkündet, seinen biologischen Vater, also den verantwortlichen Samenspender ausfindig machen zu wollen. Joni hilft ihm dabei, und so treffen sie Paul, einen charmanten und auch etwas ungewöhnlichen Typ, der auf seine beiden Kinder durchaus einen tieferen Eindruck macht, aber leider nicht nur auf die...

   Schon mit „Laurel Canyon“ hat Lisa Cholodenko ein wunderbares Händchen für easygoing, von sonnigem Licht durchflutete, auf den ersten Blick urtypisch kalifornische Filme bewiesen (der perfekte Soundtrack dazu wäre vielleicht Westcoast à la Fleetwood Mac oder so), und diese neue Werk setzt die Linie fort und ist mindestens genauso gelungen, zugleich sehr unterhaltsam und auch wahr und ein wenig rührend. Mal sexy, mal komisch, mal launisch und mal auch ganz ernst, aber weil wie im richtigen Leben alles stets im Fluss bleibt, wechseln auch hier Stimmungen und Vibes, durchlaufen einige tiefgreifende Metarmophosen, und am Schluss, nachdem Joni tränenreich im College abgeliefert wurde, sieht es ganz gut aus für Nic und Jules,  nachdem zwischenzeitlich der struppige Charmebolzen Paul für ein wenig Hormonaufruhr gesorgt hatte. Cholodenko nähert sich den Lebensentwürfen ihrer Figuren mit sehr viel Wärme, Sympathie und Solidarität, und vor allem in Jules’ finalem Monolog vor dem Fernseher scheint die Quintessenz des Films zu liegen: Die Ehe ist ein echter Marathon, jahrelange Schwerstarbeit, und der Teufel mag wissen, weshalb man ausgerechnet diejenigen verletzt, die man am meisten liebt, aber manchmal passiert es eben, und dann kann man nur auf Verzeihung hoffen. Im täglichen Miteinander dieser beiden nicht mehr so jungen Frauen findet sich viel davon wieder: In ihrem unverdrossenen Versuchen, die Kinder mit wertvoller Pädagogik zu bewussten, „guten“ Menschen zu formen, in Nics Tendenz, allen immer und jeder Zeit Ratschläge zu erteilen, in Jules’ Missbilligung in Bezug auf den Alkoholkonsum ihrer Partnerin, kurz im ganz normalen Kreislauf zwischen Zickerei, Spannung, Streit, Versöhnung und dann wieder von vorn. Schwerstarbeit eben. Kindern bleibt da nur übrig, eigene Strategien zu entwickeln und zu versuchen, halbwegs heil aus der Neurosenhöhle der Erwachsenen zu entkommen, die man natürlich andererseits auch braucht, an der man hängt und von der man sich, wenn es denn soweit ist, nur schwer zu trennen vermag, wie man an Jonis Reaktion nach dem Abschied sehen kann.

 

   Cholodenko hält die perfekte Balance zwischen leicht und schwer, ernst und witzig, der Film ist sehr charmant und kurzweilig, mit einer hübschen Hommage an Joni Mitchell und einem wirklich beachtenswerten Vortrag von „All I want“, und vor allem natürlich einer Handvoll exquisiter Darsteller, die den Ton des Drehbuchs wunderbar umsetzen und denen zuzusehen ein reiner Genuss ist. Schönes US-Kino abseits des Mainstream, nur leider wird man auf einen neuen Film von Cholodenko wohl länger warten müssen angesichts der Abstände, die zwischen den Werken liegen (wenn sie denn überhaupt zu uns ins Kino kommen...) (24.11.)