Vorstadtkrokodile 2 von Christian Ditter. BRD, 2009. Nick Romeo Reimann, Fabian Halbig, Leonie Tepe, Manuel Steitz, Javidan Imani, Robin Walter, Nicolas Schinseck, David Hürten, Ella Maria Gollmer, Nora Tschirner, Misel Maticevic, Maria Schrader, Smudo, Dietmar Bär, Esther Schweins
Mit Max von der Grün hat all das natürlich nichts mehr zu tun, und wie sollte es auch, denn der Pütt der Siebziger ist längst passé, die Schlote rauchen nicht mehr, die Zechen sind stillgelegt, die Kumpel sind an Staublunge krepiert, bestenfalls im wohlverdienten Ruhestand abgetaucht oder sonst im Dickicht unseres Dienstleistungsdschungels verwurstet oder Harzt IV zum Fraß vorgeworfen worden. Das juckt heute niemanden mehr. Wie also bringt man der sozialpolitisch eher...äh...verhalten engagierten Zielgruppe Themen wie Toleranz, Solidarität, Mitmenschlichkeit näher, ohne sie in Scharen dem Notausgang zuzutreiben? Man macht am besten eine flott unterhaltsame, spannende Story draus, mixt haufenweise coole Sprüche rein und sorgt für eine möglichst dichte Abfolge von Adrenalinschüben, damit das Popcorntütenknistern nicht immer die Tonspur übertönt. All dies ist mit dem ersten der neuen Filme gelungen, all dies ist auch diesmal gelungen, und wenn die Kasse wieder stimmt, wird daraus eine Trademark, die mit Sicherheit noch einigen Profit abwerfen könnte.
Dem Kinogänger ist all dies wurscht, der will gut unterhalten werden, und das wird er hier in jedem Fall. Die Story ist straff und knackig gestrickt (ein paar Fieslinge wollen per Computermanipulation eine Fabrik lahm legen, um die Einzelteile billig nach China verscherbeln zu können, was viele Menschen, auch die Eltern zweier der Bandenmitglieder in die Arbeitslosigkeit schicken würde), das Ruhrpott-Milieu, wenn auch nur recht grob skizziert, stimmt, und die Typen mitsamt ihrer Schauspieler toben sich mit Lust und Temperament aus, auch wenn die meisten Charaktere hart am Rande der Karikatur balancieren, bzw. schon auf der falschen Seite runtergefallen sind. Die Kids sind klasse, die Großen haben sichtlich Spaß und die Spannung mitsamt feurig-explosivem Finale wird effektvoll dosiert, sodass tatsächlich auch ein paar schüchterne zwischenmenschliche Annäherungen stattfinden können. (Im nächsten Film, wenn die Kids alle ein Jahr älter sind, darf’s dann bestimmt auch ein richtiger Kuss sein...)
Alles in allem ist dies ein prima Gutelaunefilm, der sich mit Erfolg bemüht, nicht ganz so doof oder überzogen zu sein, wie viele andere ihrer Art, und der deutlich stärker im wirklichen Leben verwurzelt ist als etwa die wesentlich schwächeren Wilde-Kerle-Filme. Das die ganzen Turbulenzen hier auch nicht gerade sonderlich realistisch sind, ist keine Frage, ist aber auch kein Problem, denn das Gefühl für die Kids und ihren Zusammenhalt ist immer da, und das ist, finde ich wenigstens, das wichtigste dabei. (6.2.)