Harry Potter and the deathly hallows pt. 2 (H.P. und die Heiligtümer des Todes Teil 2) von David Yates. England, 2011. Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Ralph Fiennes, Alan Rickman, Bonnie Wright, Matthew Lewis, Evanna Lynch, Katie Leung, Ciáran Hinds, Helena Bonham-Carter, Tom Felton, Maggie Smith, Jim Broadbent, Julie Walters, Jason Isaacs, David Thewlis, Michael Gambon, John Hurt, Robbie Coltrane, Emma Thompson

   Ein letztes Mal also, ein allerletztes Mal nimmt ein mittlerweile erwachsener Harry Potter den Kampf gegen seinen symbiotischen Gegner auf, den er dank Joanne K. Rowlings skurriler Konstruktion um ein Haar nur durch seinen eigenen Tod unschädlich machen kann. Der Showdown im Wald vor den mit Leichen übersäten Ruinen von Hogwarts ist eine halbwegs mystische Angelegenheit (und eindeutig eine schwächere Passage im Buch), Harry bewegt sich zwischen den beiden Welten (von denen die eine an King’s Cross erinnert), und ein bisschen Pathos ist dann auch im Spiel. Davor gibt’s erwartungsgemäß reichlich Action mit nur wenig Ruhemomenten zwischendurch, ein zähes Ringen gegen die Zeit, die fieberhafte Suche nach den letzten verbliebenen Horkruxen, der Versuch, die Bedeutung der Heiligtümer des Todes zu entschlüsseln und nebenbei Harrys Versuche, die letzten offenen Fragen bezüglich seiner Identität und Vergangenheit zu klären, wobei ihn zumindest eine große Überraschung erwartet und ihn dazu bewegt, eine der Hauptpersonen völlig neu zu bewerten (und eine intensive familieninterne Diskussion über die wahre Vaterschaft ausgelöst hat...). So wie der Roman ist auch der Doppelfilm eine Art Schaulaufen, das viele der in allen vorigen Romane auftauchenden Handlungsorte und Personen noch einmal streift und in Erinnerung ruft. Das ist eine schöne Geste, die zumindest in diesem zweiten, arg gehetzten Teil der Filmversion deutlich zu kurz kommt. Rowlings Ode an die Freundschaft, im ersten Teil stark im Zentrum, wird auch hier immer wieder aufgenommen, und mit ihr klingt der Film aus, so gesehen ist das dann schon ganz stimmig. Mir fehlt insgesamt in diesem zweiten Teil das Gegengewicht zum Effektrausch, der natürlich monumental ausgefallen ist („Herr der Ringe“ lässt grüßen) und auch für sehr viel Spannung und Dramatik sorgt, der aber hier dermaßen Übergewicht eingeräumt bekommt, dass man fast von Beginn an in den Schleudergang versetzt wird und kaum zu Atem kommt. Der Film hat für sich genommen kaum eine Geschichte und auch keine sonderlich entwickelte Dramaturgie, aber vielleicht wäre es in dieser Hinsicht günstiger, beide Teile zusammen zu sehen, was ich natürlich von Anfang an viel lieber gehabt hätte. Und da Rowling in ihrem siebten Roman noch mal so richtig auffährt, was Attraktionen und Spektakel angeht, sind da selbst hundertdreißig Minuten ein wenig knapp, mit dem Resultat, dass hier und dort doch reichlich geknapst und gerafft wurde – mal wieder nicht zum Vorteil der Kinoversion!

 

   Natürlich ist dies einmal mehr höchst gekonnt produziertes und grandios gespieltes Unterhaltungskino, weswegen ich auch nicht meckern will. Klar ist für mich, dass dies keiner der besten Filme der Reihe ist eher so im Mittelfeld, klar ist, dass ich nach dem sehr guten ersten Teil ein wenig mehr erwartet hatte, obwohl ich schon darauf vorbereitet war, dass es hier noch mal richtig laut und lang krachen würde. Alles in allem würde ich sagen, dass diese sieben Filme, die uns nun über ein ganzes Jahrzehnt begleitet haben, schon ein imposantes Gesamtwerk darstellen und sicherlich einen ganz neuen Standard in Fantasygenre etabliert haben. Vor allem die bemerkenswert konstant gebliebene Besetzung ist durchweg brillant und sorgt für sehr viele erinnerungswürdige Momente, wobei die drei Hauptdarsteller durchweg bewundernswert sind und buchstäblich auch menschlich mit ihren Rollen wachsen, was ein faszinierender Prozess ist, den man in dieser Form natürlich ganz selten im Kino verfolgen kann. Nicht alle Filme sind von gleicher Güte ganz klar, was zum Teil auch wechselnden Regisseuren geschuldet ist, auf jeden Fall hängt die Reihe in den Teilen vier und fünf nach fulminantem Beginn kräftig durch, um dann zum Ende wieder aufzuholen, mit der oben beschriebenen Einschränkung, dass der allerletzte Teil nicht ganz an die starken Qualitäten von 7.1 anknüpfen kann. Jeder Film für sich bietet Bilder und Szenen zum Staunen, bietet atemberaubende Filmtechnik, im besten Fall auch sehr viel Herz und Humor, und vor allem in den drei zentralen Figuren bündelt sich die alte Sehnsucht nach Freunden, mit denen man durch Dick und Dünn gehen kann. Diese Botschaft wird am Ende für mich wohl bleiben, alles andere ist hübsch produzierte heiße Luft, aber eben so, dass ich immer wieder gern und gespannt zugesehen habe. Ich weiß nicht, ob mir Harry Potter in Zukunft direkt fehlen wird, bin aber sicher, dass ich mir die Filme immer wieder gern anschauen werde, wenn mir mal der Sinn steht nach spannender, in vielen Details äußerst origineller Unterhaltung mit vielen tollen, unvergesslichen Typen. Es sei denn, Rowling kann der Versuchung nicht widerstehen, und setzt doch noch einen drauf... (26.7.)