I phone you von Dan Tang. BRD/China, 2011. Jiang Yiyan, Florian Lukas, Bing He, Annette Frier, David Wu, Haizhen Wang, Tino Mewes
Eine transkontinentale Komödie im Zeitalter des Global Village und der schrankenlosen Kommunikationsmöglichkeiten: Das Blumenmädchen Ling aus Chongqing verliebt sich in den Geschäftsmann Yu, doch der ist nach der Liebesnacht schon auf und davon nach Berlin. Auf ihrem iPhone erscheint seine romantische Liebesbotschaft, die sie schließlich verlockt, sich in den Flieger zu setzen und um die halbe Welt zu jetten, um den Liebsten wiederzusehen. Der jedoch entpuppt sich, wie Lings Chef im Blumenladen ganz richtig vorhergesagt hatte, als mieser und leider auch verheirateter Hallodri, der die flotte Biene so schnell und unbemerkt wie möglich loswerden und ins nächste Flugzeug zurück nach China verfrachten will. Zu diesem Zwecke schickt er einen seiner Angestellten los, um das Problem zu lösen. Logisch, dass damit aber die Probleme erst richtig losgehen...
So hat sich die ebenso zarte wie zähe und unbeirrbare Ling mit allen denkbaren Widrigkeiten sprachlicher, kultureller und mentaler Verständigungsschwierigkeiten auseinander zu setzen. Im Multikultiparadies Berlin begegnen ihr afrikanische Hotelportiers, türkische Taxifahrer, vietnamesische Schmugglergangs und natürlich Deutsche aller Couleur zwischen Kiezkneipe, Obdachlosenheim, Polizeibehörde und Stadtpark, vor allem der zwielichtige Bodyguard Marco, der sich hauptamtlich um Ling kümmern soll, gibt ihr viele Rätsel auf. Mal ein ganz netter Kerl, dann wieder ein doofer Grabscher oder Aufschneider und scheinbar auch ein ganz tüchtiger Schläger, wird man nicht so recht schlau aus ihm, und so ist es folgerichtig, dass sie sein finales Angebot, doch bei ihm in Berlin zu bleiben, mit einem letzten strahlenden Lächeln beantwortet, bevor sie zurück in die Heimat fliegt. Zuvor hat sie sich nach Kräften durch die große, fremde Stadt gekämpft, hat touristisch vorzeigbare und auch weniger glamouröse Orte erlebt und hat sich durch nichts und niemandem von ihrem Ziel abbringen lassen, nur um dann die große Ernüchterung zu erleben und sich sehr handfest dafür bei den Lügner zu revanchieren. All dies geht in heiter beschwingtem Fluss vonstatten, ist in der Substanz sicherlich nicht mehr als vergnügliche Unterhaltung ohne sonderlich viel Tiefgang, besticht aber durch tolle Impressionen aus zwei großen Städten (obwohl Berlin gegen den chinesischen Moloch irgendwie fast schon dörflich wirkt...) und durch ein paar schön gezeichnete Typen, die die launige Geschichte leicht und locker tragen. Im Zentrum steht dabei die ganz hinreißende Yiyan Jiang, die in der Rolle der Ling so unwiderstehlich ist, dass dies sogar meine beiden weiblichen Mitstreiterinnen zugeben mussten, die Frauen ansonsten bekanntermaßen eher ungnädig beurteilen. Mal kleines, kicherndes Mädchen, mal betörend schöne Frau fesselt sie unsere Aufmerksamkeit und unsere Sympathie über neunzig kurzweilige Minuten, flattert einer zauberhaften Vision gleich durch die verschiedenen Begegnungen und dann wieder hinfort zurück in den Blumenladen am Jangtsekiang.
Ebenso hübsch inszeniert wie geschrieben, mit ein paar liebevollen Seitenhieben gegen das ach so moderne Leben (das es in China übrigens haargenau so gibt wie hier...), ist der Film eine sehr angenehme, runde Sache, die aus dem Thema der Kulturvergleiche sicherlich noch mehr hätte machen können, aber offenbar sollte dies auch keine schwerere Kost werden, und so ist „I phone you“ im Rahmen den Konzepts jederzeit gelungen. (7.6.)