Super 8 von J.J. Abrams. USA, 2011. Joel Courtney, Elle Fanning, Kyle Chandler, Ron Eldard, Riley Griffiths, Zack Mills, Gabriel Basso, Ryan Lee, Noah Emmerich

   Wir schreiben das Jahr 1979: Blondie singt „Heart of glass“, ELO singt „Don’t bring me down“, The Knack singt „My Sharona“, Disco ist auch noch groß und dann gibt’s da noch ein Kaff irgendwo in den Staaten mit dem Namen Harrisburg. Unser kleines Kaff hier im Film liegt irgendwo in Ohio und wird von einer Stahlfabrik beherrscht, in der gerade er erste Unfall seit Menschengedenken passiert, und dem fällt ausgerechnet Joes Mama zum Opfer, die eigentlich nur für den wie immer betrunkenen Mr. Dainard eingesprungen ist. Joes Papa ist Bulle, und seine Geduld mit Dainard ist nun zuende. Er will auch, dass Joe aufhört, mit seinen komischen Kumpels rumzuhängen, die einen Zombiefilm drehen und ihn zu einem Festival einschicken wollen. Der Regisseur Charlie hat die Idee, dass der Film noch ein Mädchen braucht, Er fragt Alice, just die Tochter von Mr. Dainard, die außerdem Joes Hormone kräftig in Wallung versetzt. Das ist aber erst der Anfang, denn was kurz darauf bei Dreharbeiten draußen an der Bahnstrecke losgeht und in Nullkommanichts zu einer mittleren nationalen Krise heranwächst, hat es auch ganz schön in sich...

 

   Eine bunte und sehr unterhaltsame Mischung aus coming-of-age-story auf typisch amerikanische Weise und Sci-Fi-Action, wobei mir persönlich erstgenannte Zutat weitaus näher liegt, aber letztgenannte natürlich – denn dies ist nun mal ein Hollywoodfilm – auf lange Sicht die Oberhand behält. Das lautstarke Brimborium fällt für meinen Geschmack ein wenig zu dominant aus, vor allem in der zweiten Hälfte, die dann auch das Alienmonster mehr und mehr in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Mich hätte es vielmehr gereizt, wenn dieses Monster bis zuletzt nicht sichtbar und eher ein Produkt der heiß gelaufenen Fantasie der Kinder geblieben wäre. So aber gibt’s Schlachtgetümmel und Showeffekte zuhauf, alles dann auch ein bisschen zu ernst und drastisch, spannend und gekonnt gemacht ohne Frage, aber meiner Meinung nach nicht der Grund, diesen Film zu sehen und zu mögen. Der liegt deutlich in der ersten Hälfte, die sich ebenso liebevoll wie einfühlsam und humorig mit den Protagonisten beschäftigt, typischen Kleinstadtkids mit großen Träumen und Vorbildern, die mit wunderbarem Eifer einen wüsten Mix aus Zombie- und Detektivgeschichte fabrizieren, ein Produkt, das Ed Wood vermutlich zur Ehre gereicht hätte. Die Details aus dem Familienleben der Jungs sind ebenso erheiternd wie die Dreharbeiten selbst, und wenn dann die bezaubernde Elle Fanning die Bühne betritt, weiß man schon, dass es mit kindlicher Unbefangenheit bald vorbei sein wird und andere Themen und Spannungen das Verhältnis der Jungs bestimmen werden, zumal von Anfang an die beiden besten Kumpels um die Gunst des Mädchens wetteifern. Der fast surreal gigantische Zugcrash bricht dann mit monströser Gewalt in diese zunächst noch unschuldige Welt, und als dann auch noch die Air Force anrückt, wird eine größere Dimension hinter dem Geschehen sichtbar. Die ganze Story, die Abrams ab hier fortspinnt, ist mir ein wenig zu abgedreht ausgefallen, und mich interessieren weiterhin nur die Kinder und ihre Versuche, sich einen Reim auf all das zu machen und vielleicht doch noch ihren Film fertig zu stellen. Als Alice vom Alien entführt wird, kommt’s zum spannenden Finale, und dann gibt’s auch noch die Hommage an den Produzenten Spielberg, auf die ich gern verzichtet hätte, weil dann die Grenze zum Kitsch nicht mehr so ganz klar bleibt (Hollywood, wie gesagt...). Alles in allem aber ist dies ein sehr schöner, witziger und aufregender Film mit vielen originellen Typen und Ideen, einer Handvoll prima ausgesuchter Kids, und natürlich eine gefühlvolle und mitreißende Liebeserklärung an die Zeit, die Musik, das Kino und die Kindheit. So, wie ich’s manchmal auch gern sehe. (13.8.)