The King’s Speech (#) von Tom Hooper. England, 2010. Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham-Carter, Guy Pearce, Timothy Spall, Jennifer Ehle, Michael Gambon, Derek Jacobi, Anthony Andrews
Die Geschichte vom stotternden King George VI., der widerstrebend auf den Thron klettern musste, weil sein älterer Bruder das süße Leben mit der berüchtigten Wallis Simpson bevorzugte. Ein unsicherer, jähzorniger, stockiger Knabe, der sich nicht nur wegen des Sprachhandicaps für ungeeignet hielt, und der in reichlich angespannten Zeiten König wurde, denn anno 1936 rasselte Hitler schon laut und deutlich mit dem Säbel, und weder Premier Baldwin noch sein Nachfolger Chamberlain waren imstande, die aufziehende Bedrohung zu erkennen und richtig einzuordnen, einzig Churchills dunkle Prophezeiungen sollten sich einigermaßen bewahrheiten. Die Historie fungiert aber nur als sehr greifbarer Hintergrund für die Schilderung einer Männerfreundschaft, die, wenn man dem Schlusstitel glauben darf, bis zum Tod des Monarchen 1952 fortdauerte, die Freundschaft nämlich zwischen Albert genannt Bertie aus den Hause Windsor und einem etwas obskuren australischen Schauspieler und Sprechtrainer namens Lionel Logue, der von Berties Gattin, der späteren Queen Elisabeth (heutzutage eher bekannt als Queen Mum) engagiert worden war, um dem Gemahl das Stottern auszutreiben. In langen, launigen und sehr amüsanten Szenen wird nun geschildert, wie beide Herren erst mal ihren Claim abstecken, der eine auf seinen Rang als Monarch pocht, der andere seine professionelle Kompetenz unterstrichen wissen möchte, und wie sie dann über etliche Tricks und unorthodoxe Methoden ihrem Ziel zusteuern, nämlich der ersten großen Radioansprache des Königs anlässlich des Kriegsbeitritts 1939, und der entscheidende Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung des Königs, der sich fortan sehr viel Respekt und Achtung verdiente, in dem er im Widerstand gegen Nazideutschland mit eigenem Beispiel voranging.
Wie zu erwarten (oder befürchten, je nachdem) geht es gerade in diesen finalen Passagen ziemlich gefühlig und rührselig zu, ein Hohelied auf die Bedeutung der Monarchie in schwerer Zeit wird angestimmt, eine gute Portion britischer Patriotismus ist auch noch mit dabei, insgesamt also eine Mischung, die mir ein wenig schwer im Magen liegt und die mich um ein Haar hat vergessen lassen, wie unterhaltsam und vergnüglich die knapp zwei Stunden davor waren. Bei der Beurteilung sollte ich also diese letzten zehn Minuten dringend beiseite lassen, wenn ich nicht zu einem unfreundlichen Ergebnis kommen möchte. Und das möchte ich eigentlich nicht, denn sowohl in der Rekonstruktion der dreißiger Jahre insgesamt, als auch der politischen Verhältnisse in jener Zeit gibt sich der Film viel Mühe, und wenn man erst mal akzeptiert, dass fast alle Personen hier lediglich als Staffage am Rand fungieren, kann man sich auf ein Zweieinhalbpersonenstück einlassen, dessen zentrale Charaktere mit viel Sinn fürs Detail ausgestattet und von zwei glänzenden Darstellern brillant verkörpert werden. Colin Firth und Geoffrey Rush sind in ihren Rollen dermaßen perfekt zuhause, und dennoch wirken sie niemals mechanisch oder trainiert, wie viele andere, die bloß auf den Oscar schielen. Helena Bonham-Cater, die als damals noch absurd junge Queen Mum flankiert, hat dagegen kaum eine Chance, wirft höchstens hier und da mal ein Bonmot in die Herrenpartie und muss sich damit begnügen, ihren Gatten mal sorgenvoll, mal mit inniger Zuneigung anzusehen. Aber wie gesagt, Firth und Rush spielen die Sologeigen, und sie tun dies hinreißend und zu unserem höchsten Vergnügen. Tom Hooper als Regisseur lässt ihnen klugerweise genug Raum zur Entfaltung, baut drumherum nicht mehr als ein erbauliches Ausstattungsstück mit Sinn für ein paar wirkungsvoll präsentierte Momente und dem erwähnten Kitschfinale, auf das ich gern verzichtet hätte, das aber unter diesen Umständen und in diesem konkreten historischen Kontext unausweichlich war. Immerhin ist der Film gekonnt inszeniert, von ein paar illustren Schauspielern routiniert dargeboten, und wer Spaß an gepflegtem Schauspielerkino der altern Schule hat und an Fußnoten der britischen Monarchiegeschichte interessiert sein mag, der wird den Zeit- und Geldaufwand wohl nicht bereuen. Zwei nette Stunden sind sozusagen garantiert. (18.2.)