The Tourist (#) von Florian Henckel von Donnersmarck. USA, 2010. Angelina Jolie, Johnny Depp, Paul Bettany, Timothy Dalton, Rufus Sewell, Steven Berkoff
Salzuffler Verzweiflungstaten – der letzte Akt (hoffentlich...)! Was passiert, wenn ein forscher und ebenso selbstbewusster wie offensichtlich eitler deutscher Filmemacher gleich mit dem ersten Versuch einen Volltreffer landet, neben zahlreichen Filmpreisen auch den Oscar abräumt und damit die Weichen auf internationale Karriere stellt? Genau, er kann natürlich nicht widerstehen, verlockt von den großen Studios, dem großen Geld, den großen Stars, und am Ende fabriziert er nichts weiter als ein Stück Unterhaltungskonfektion von der Stange, Oldschool-Glamour im Stil der 60er Jahre, nur leider ohne den heute liebenswert verstaubten Charme der Originale, und auch sonst mit keinerlei Hinweis auf die vermeintlichen Qualitäten des Regisseurs.
Man nehme die übliche, angeblich „betörend schöne“ Unbekannte, die einen arglosen Amerikaner im Zug von Paris nach Venedig an die Angel nimmt, und ihn mit allerlei Verfolgern verschiedenster Couleur im Schlepptau in allerlei verwirrende und zunehmend gefährliche Ereignisse verstrickt, an deren Ende noch eine richtig dicke Überraschung auf uns wartet.
Naja, wirklich überraschend wohl nur für die, die Filme dieser Art noch nie gesehen haben. Geübte Kinogänger dürften beizeiten argwöhnen, dass unser netter pummeliger Tourist wohl doch nicht ganz so unbedarft ist, wie er alle Welt glauben machen möchte. Anders wäre es auch kaum plausibel, dass sich die „betörend schöne“ Unbekannte in ihn verguckt und beinahe bereit wäre, ihr eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren, nämlich ihren geheimnisvollen Geliebten, einen international gejagten Gauner vor dem Zugriff eines russischen Gangsters und der Ermittler von Scotland Yard zu bewahren. Und dass es den beiden am Ende gelingen wird, beide Fraktionen zu übertölpeln, bzw. mit derberen Mitteln außer Gefecht zu setzen, versteht sich von selbst, zumal auf dem Film von der ersten bis zur letzten Einstellung das Etikett „klassisch“ klebt. Gegen klassisch hab ich auch nichts, nur ist dieser Film in jeder Hinsicht so belanglos und flüchtig, dass er mich dennoch enttäuscht, wenn ich an die Meriten des Regisseurs denke. Naiv von mir, schon klar, denn der Lockruf des Goldes ist halt immer noch der stärkste von allen.
Man nehme also weiter irgendein Traumpaar (scheißegal welches, Hauptsache zwei Topstars tummeln sich auf der Szenerie), hülle es in schickes und von Szene zu Szene erneuertes Gewand, spinne ein halbwegs cleveres und amüsantes Garn drumherum (wobei die ganze Geschichte im Grunde viel zu hastig abgespult wird) und platziere das Ganze an einen möglichst fotogenen Ort (Venedig, was sonst, und dazu so konventionell und bieder in Szene gesetzt, wie nur was!). Wie so häufig sind die Gauner und Bullen interessanter und farbiger als unser Dreamteam, das sich unentwegt tief in die Augen glotzt und so etwas wie eine Chemie zustande zu bringen versucht, mit eher gemischtem Erfolg allerdings. Angenehm fand ich höchstens den weitgehenden Verzicht auf plakative Gewalt und die gut dosierten turbulenteren Szenen, worin sich der Film dann doch vielleicht ein wenig vom gewöhnlichen Hollywoodmainstream abheben könnte (auch darin, dass diese Szenen im Vergleich zu normalen Stromlinienfilmen bemerkenswert ungelenk choreographiert wurden...).
Ansonsten ist dies ein Produkt, das für mich keinerlei Ambitionen erkennbar werden lässt, Dutzendware vom Band mehr oder weniger, bestenfalls routiniert gemacht, nichts ist daran neu oder irgendwie originell. Null Handshrift, null Individualität. Ob das dem Henckel von Sowieso reichen wird, bin ich mal gespannt. Und wieso die Kamera fast pausenlos Angelina Jolies Breitmaulvisage abgrast, ist mir total unbegreiflich, denn: Die Frau ist echt nicht sexy! (21.2.)