True Grit (#) von Joel & Ethan Coen. USA, 2010. Hailee Steinfeld, Jeff Bridges, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper

   Jaja, die Coens. Nach ihrer widerlichen Machooper „No country for old men“ hatte ich mir vorgenommen, erst mal auf Abstand zu diesen Typen zu gehen, was auch kein Problem war, denn ihre folgenden Projekte haben mich nicht die Bohne interessiert. Diesen neuen Film habe ich mir auch nur in Erwartung einer schönen Westernhommage mit vor allem großen, tief atmenden Bildern angesehen, und ich muss gestehen, dass ich in dieser Erwartung keineswegs enttäuscht wurde.

   Das Pulver musste dazu nicht neu erfunden werden, und offenbar hatten die Brüder auch keine Ambitionen in der Richtung, was mir diesmal nur recht war. Dies ist eine klassische Westernstory (spielt keine Rolle, dass der Roman schon mal 1969 mit einem gewissen John Wayne als Rooster Cogburn verfilmt wurde...) mit klassischen Motiven (Rache, Freundschaft, Treue) und klassischen Typen in großer, breiter Landschaft, die von Roger Deakins sehr angemessen in große, breite Bilder und von Carter Burwell in große, breite Töne übersetzt wurde, und genau die wollte ich in unserem kleinen, engen Bielefeld mal wieder sehen und hören. Und natürlich ist der Film viel amüsanter als das biedere Original von Henry Hathaway, denn vierzig Jahre später kann man sich mehr Frechheiten herausnehmen und darf auch die vierzehnjährige Mattie Ross mit etwas mehr Pep und feministischem Impetus ausstatten (darüber hinaus ist die Schauspielerin vorzüglich!). Alles in allem ist das Personal aber höchst traditionsverbunden – vom brummigen, versoffenen, einäugigen Rooster (der jetzt die Augenklappe auf der anderen Seite trägt – cooler Gag, oder?) bis hin zu den schön schmierigen Gangstern mit den schlechten Zähnen und den Struppibärten. Die Shoot-outs sind ein bisschen hässlicher als früher (hätte nicht sein müssen, na klar), aber das Motiv des weiten Ritts durch wildes Land auf der Suche nach dem Vatermörder erweckt schon durch seine Vertrautheit wohlige Spannung, und Freunde des Genres werden diesmal auf ihre Kosten kommen, zumal die Coens wundersamerweise auf fast jegliche Mätzchen verzichtet haben. Sie vertrauen auf ihre Fähigkeit, Personen und Situationen mit genug kauzigem Humor auszustatten, um sie ein wenig vom Einheitsbrei abzuheben, und sie spekulieren diesmal offenbar auch auf die Sehnsucht des Publikums nach viel Nostalgie und haben diese satt bedient.

 

   Das ist keine Erleuchtung oder Offenbarung, auch kein Film mit sonderlich viel Tiefgang, einfach eine schöne, rund erzählte Ballade, die sich am Schluss ein bisschen Wehmut und Sentimentalität gönnt, die mir aber allemal lieber ist als irgendwelche zynischen Holzhackerfilme, wie beispielsweise der oben genannte. (28.2.)