Samheden om mænd (Die Wahrheit über Männer) von Nikolaj Arcel. Dänemark, 2010. Thure Lindhardt, Tuva Novotny, Rosalinde Mynster, Signe Engholm Olsen, Henning Valin Jakobsen, Karen-Lise Mynster, Nastja Arcel

   Ist natürlich Quatsch, der Titel, oder? Die Wahrheit über Männer - wer sollte darüber schon etwas wissen? Die Frauen vielleicht, wenn sie wirklich wollten, aber Frauen haben diesen Film nicht gemacht. Die Männer wissen über sich selbst so gut wie nix, eben weil sie nicht wirklich wollen, und da wird auch die x-te Männergruppe nicht helfen. Männer von heute sind aber immerhin so weit, dass sie ein wenig über sich und ihre Ticks und Neurosen schmunzeln können. Also kann es ja doch ein nettes Vergnügen sein, sich einen Film von Männern über Männer anzuschauen.

 

   Ist es auch geworden! In der Geschichte des Drehbuchschreibers Mads und seinem Irrweg zum ganz großen Glück findet Mann sich an der einen oder anderen Stelle todsicher wieder: Die Selbstsucht, der totale Mangel an Empathie, die Angst vor der endgültigen Bindung und zugleich die Sehnsucht danach, die chronische Überbewertung von Sex, die Hypochondrie und die grundsätzliche Unfähigkeit, irgendeinen Zugang zu den eigenen Gefühlen zu finden und dies eventuell auch noch zu kommunizieren. All das kann unter Umständen gar nicht witzig sein (je nachdem, auf welcher Seite man sich befindet...), wird aber hier mit viel Charme (Selbst-) Ironie und Kurzweil dargeboten, ohne dass jetzt gleich das Pulver neu erfunden wird. Mads’ Auseinandersetzungen mit sich selbst und dem anderen Geschlecht hat man natürlich schon hier und da gesehen, und natürlich lassen sich die meisten Drehungen und Wendungen der Geschichte, die sprunghaft zehn Jahre umspannt, grob vorhersehen. Das macht aber nichts, weil es immer wieder ausgesprochen treffend und wahrhaftig präsentierte Szenen gibt und weil der Film so schön gnadenlos ehrlich ist und mit lockerer Hand eine nicht allzu ernst gemeinte Bestandsaufnahme männlicher Befindlichkeit abliefert: Die Suche nach dem ultimativen Glück läuft zwangsläufig ins Leere, genau so wie die Rastlosigkeit, die Unentschiedenheit, die sprichwörtliche Bindungsparanoia, die uns Männern gern (und durchaus nicht zu Unrecht angedichtet wird. Erst läuft er seiner Braut davon und stürzt sich in hirnlose Abenteuer, dann kommt er reuig zu ihr zurück, nur um sich eine Abfuhr abzuholen, denn im Gegensatz zu den Jungs stagnieren die Mädels nicht, sondern suchen sich zügig was neues und gründen ihre Familie halt mit jemand anderem. Und wenn man sich dann Jahre später zufällig wieder über den Weg läuft, dann sind aus den Liebenden von einst plötzlich höfliche Fremde geworden, und das tut doppelt weh. Aber nur ihm, denn er zockelt als Wochenendpapa mit seinem Sohn von dannen, und wir ahnen schon, dass er in den vergangenen zehn Jahren nicht wirklich vom Fleck gekommen ist und ihm auch jetzt wenig bleibt, als seiner einzig wahren Liebe hilflos nachzutrauern. Eine etwas melancholische Schlussnote zu einem Film, der überraschender- und auch erfreulicherweise nicht auf die lauten Brüller setzt, sondern eher auf eine stille, von Sympathie getragene Ironie. Was nicht heißen soll, dass dies ein braves, temperamentloses Filmchen ist, ganz und gar nicht. Besonders die Szenen, die Mads’ Drehbuchideen illustrieren, sind sehr witzig und gelungen, und wie schon gesagt gibt es zwischendurch etliche hübsche und satirische Kabinettstückchen zum Thema Männer und Frauen und dergleichen. Das Ensemble ist vortrefflich besetzt, und natürlich hat der Film nicht den gleichen Atem und die gleiche Kraft wie Arcels folgendes Historienstück über den Leibarzt der Königin (dieses Jahr im Frühling zu besichtigen), ist aber auch von Format und Anspruch her auf völlig anderem Level angesiedelt. Eine Komödie über die Wirrungen der Geschlechter (Gott sei Dank, oder, dass es nur zwei davon gibt!), mal verspielt, mal frivol, mal recht wahrhaftig, mit viel skandinavischem Flair – soll mir für den Moment recht sein! (22.10.)