Salmon fishing in the Yemen (Lachsfischen im Jemen) von Lasse Hallström. England, 2011. Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott-Thomas, Amr Waked, Tom Mison, Rachael Stirling, Conleth Hill
Ich weiß, ich weiß, im Grunde nix weiter als noch’n Wohlfühlfilm, das wird man als Kinogänger in diesem Jahr wohl nicht mehr los, aber manchmal gibt es eben einen oder mehrere Gründe, ihn dennoch anzuschauen - für mich gab’s in diesem Fall nur einen, aber der reicht ja auch schon. Eine Mischung aus skurriler britischer Komödie und exotischer Romanze stand zu erwarten, und irgend sowas isses auch geworden, durchgehend sicherlich sehr nett (wobei „nett“ für mich ungefähr ein Todesurteil für jeden Film ist!), aber nun heißt der Regisseur Lasse Hallström, der es irgendwie immer geschafft hat, auch die seichteren seiner Nettigkeiten mit einem kleinen gewissen Etwas anzureichern, die dann doch für etwas mehr las den öden Durchschnitt langten. Und so ähnlich verhält es sich auch diesmal mit der Lachsfischerei.
Es geht nämlich los mit einer fabelhaften ersten Hälfte, witzig, temporeich, schlagfertig und ziemlich frech, wenn es darum geht, typisch männlichen oder typisch britischen Eigenschaften und Macken zuleibe zu rücken. Das läuft ebenso liebevoll wie respektlos und rasant ab, hauptsächlich dann, wenn Kristin Scott-Thomas als grandios schnodderige Beraterin des Premierministers anrückt und ihre herrlich fiesen und flapsigen Unverblümtheiten zum besten gibt, was viele Szenen in die Nähe einer waschechten Politsatire rückt. Aber auch das potentielle Liebespaar McGregor und Blunt hat einige ganz feine Momente, die deutlich machen, welch fabelhafte Komödiantin die schöne Emily ist, wenn man sie nur lässt, aber leider lässt man sie meistens nicht, und so beschränkt sie sich auch hier in der zweiten Filmhälfte notgedrungen darauf, nur schön zu sein und ein wenig dramatisch dreinzuschauen, worin sie ohne Zweifel unschlagbar ist, was sie als Schauspielerin aber sträflich unterfordert. Nach dem überaus unterhaltsamen Aufgalopp dämpft sich das Temperament der Erzählung zunehmend, die Romanze unter morgenländischem Sternenhimmel schlägt durch, was für sich genommen noch kein Problem wäre, aber als dann der tot geglaubte Lover als Kriegsheld wieder auftaucht und aus dem Ganzen für kurze Zeit ein regelrechtes Melodram zu machen droht, habe ich mich innerlich ein wenig ausgeschaltet und wollte die gute Laune aus den ersten fünfzig Minuten nicht ganz vergessen. Der Rest dümpelt dann so etwas vorhersehbar dahin, natürlich gibt’s ein Happy End auf ganzer Linie (sogar die Lachse hüpfen wieder), der richtige Junge kriegt das Mädel und der geschlagene Lover erkennt – ganz britischer Sportsmann – seine Niederlage an und zieht sich dezent zurück. So muss es ablaufen unter Gentlemen, und so unaufgeregt und gemütlich geht’s meistens zu, wenn nicht grad ein durchgedrehter Araber mit dem Revolver fuchtelt oder gar das Flusstal flutet – und da der Hallström den gemütlichen Ton viel eh besser beherrscht als den aufgeregten, hätte ich auf die paar „Actionszenen“ gut und gern verzichten können, zumal es ja sowieso nur um die Frage geht, ob und wie sich die beiden am Schluss kriegen.
All dies ist kein Film, der mit den besten Hallströms konkurrieren könnte – er hätte einer sein können, wenn er das Anfangsniveau gehalten hätte, aber gut, alles ist eitel Freude am Schluss, und mich hat ja nur der eine Name in der Besetzungsliste ins Kino gelockt, und wenigstens in dem Punkt bin ich eigentlich ganz gut auf meine Kosten gekommen... (4.6.)