Paris – Manhattan von Sophie Lellouche. Frankreich, 2012. Alice Taglioni, Patrick Bruel, Marine Delterme, Louis-Do de Lencquesaing, Michael Aumont, Marie-Christine Adam, Yannick Soulier
Selten in letzter Zeit hat mir die berüchtigte französische Leichtigkeit so gut gefallen wie in „Paris – Manhattan“, wahrscheinlich weil es Sophie Lellouche gelingt, dem altbekannten Format Frische und Leben zu verleihen. Die Geschichte der eigenwilligen, kapriziösen Apothekertochter Alice auf der Suche nach der großen Liebe, die ihr zunächst von der eigenen Schwester weggeschnappt wird und die sie später selbst mit schöner Regelmäßigkeit verprellt, weil sie einfach nicht weiß, was sie will und auch zu stolz ist und sowieso... Klar weiß man, dass der etwas brummelige Patrick Bruel sie letztlich doch an Land ziehen wird, aber man weiß auch, dass er sich einiges wird einfallen lassen müssen und dass es einige Umwege und knifflige Situation kosten wird, bis es endlich soweit ist. Dass es am Ende klappt, verdankt er einem Zufall, denn Alice ist seit ewig glühende Bewunderin Woody Allens, und als ihr Idol just in der Stadt weilt, ergreift Victor die Chance und erringt endgültig die Liebe der holden sperrigen Dame.
Das ist auch alles nicht so wichtig, den Gang der Geschichte erahnen wir früh, und im Grunde interessiert uns das auch recht wenig. Wichtig und höchst unterhaltsam ist vielmehr, wie Lellouche ihre beschwingte Hommage an Paris, an das Kino im allgemeinen und Woody Allen im besonderen gestaltet. Ihr gelingt im Grunde ein wundersamer und wunderbarer Mix aus klassischen Motiven Allens und des französischen Liebesfilms, ein Mix, der nicht nur aus bloßem Zitieren und Abkupfern besteht, sondern der tatsächlich eine eigene Sprache und Form findet. In nicht mal 80 Minuten (ganz wie Allens frühe Filme) wird eine rasante und originell montierte Screwball Comedy über Stadtneurotiker und ihre Neurosen und erotischen Nöte abgespult, angetrieben von der spürbaren Lust der Autorin/Regisseurin an unkonventionellen und frechen Hüpfern und Sprüngen und der ebenso spürbaren Lust der Schauspieler, einfach mal etwas Spaß zu haben. Und als Mr. Woody Allen zu guter Letzt höchstpersönlich auftaucht, ist das ein Sahnehäubchen auf diesen charmanten, unbeschwerten und wirklich sehenswerten Spaß, der einfach etwas anders ist als die vielen „gefälligen“ Komödien aus französischen Landen, die man in letzter Zeit einfach zu oft gesehen hat. Und die umwerfende Idee, Kinofilme statt herkömmlicher Chemie als Medizin zu verwenden, sollte auch in Apotheken hierzulande dringend Einzug halten! Die Pharmaindustrie ginge in nullkommanichts am Stock... (4.10.)