Wer’s glaubt wird selig von Marcus H. Rosenmüller. BRD, 2012. Christian Ulmen, Marie Leuenberger, Lisa Maria Potthoff, Nikolaus Paryla, Fahri Yardim, Simon Schwarz, Maximilian Schafroth, Jürgen Tonkel, Hannelore Elsner
Wie macht man aus einem ehemaligen Skiort, der ausstirbt, weil kein Schnee mehr fallen will, wieder eine blühende Landschaft? Da muss erst ein Spinner von der Wasserkante kommen, um den Bazis zu zeigen, wo’s lang geht. Die Inspiration fällt buchstäblich vom Himmel, als nämlich die innigst gehasste und ebenso gläubige Schwiegermama unter nicht ganz jugendfreien Umständen zu Tode kommt und im Fieber des Augenblicks die Idee geboren wird, aus der verblichenen Daisy flugs eine Heilige zu machen, deren Wundertaten alsbald wieder Feriengäste ins idyllische Örtchen locken sollen. Dazu braucht es allerdings offizielle Anerkennung, und die kann natürlich nur aus dem Vatikan höchstselbst kommen. Unser Hamburger Jung scheut wahrlich keine Mühen, den kühnen Plan in die Tat umzusetzen, doch die Hindernisse sind ebenso mannigfaltig wie unvorhersehbar, Milde und Toleranz des Heiligen Vaters und seiner skurrilen Gesandten werden wiederholt aufs Äußerste strapaziert, privates Glück gerät ebenso in Gefahr wie die körperliche Unversehrtheit einiger Beteiligter, unterm Strich aber kommt doch eine rechte Gaudi dabei heraus.
So isses! Der Herr Rosenmüller hat mal wieder in die Vollen gelangt, hat den Begriff der Komödie auf den ursprünglichen, elementaren Sinn zurückgeführt, und uns ein köstliches und derbes Stück bayerisches Volkstheater serviert, das sich durchaus nicht um die feine, subtile Kunst schert und keine Angst hat, einfach mal nur albern und schräg zu sein, und das allen offenbar soviel Spaß gemacht hat, dass es auch für mich ein großer Spaß war, zuzuschauen. Es geht um Glauben in verschiedenster Form, um Einfältigkeit, Bigotterie, Aberglauben und das Geschäft damit, aber alles nicht gar zu ernst und schon gar nicht bös. Konkurrierend zu den geistigen Werten wird hier die Fleischeslust in durchaus kräftigen Farben ausgemalt, und wie so oft besteht auch hier die Kunst darin, beides einigermaßen sauber unter einen Hut zu kriegen, also Spaß zu haben (ehelichen nur, versteht sich...) und trotzdem am Sonntag dem Prediger in die Augen schauen zu können. Wer damit noch nicht ausgelastet ist, beteiligt sich eifrig an dem ambitionierten Plan, die tote Daisy im Rahmen äußerst gewagter Inszenierung wieder auferstehen und Wunder vollführen zu lassen, und natürlich laufen diese Inszenierungen schon mal ein wenig aus dem Ruder – zur Entgeisterung aller Akteure und zu unserem größten Vergnügen, denn was Rosenmüller zum Teil an Slapstick auffährt, ist schon vom feinsten, vorausgesetzt allerdings, man hat seine Freude an groteskem, tiefschwarzen Humor. Feingeister oder solche, die sich gern so nennen, seien also nachdrücklich gewarnt! Alle anderen können einfach mal hundert Minuten lang prima unterhalten lassen mit ein paar hübsch zu Ende gespielten Eskalationen und närrischen Situationen, dargeboten von bestens aufgelegten Schauspielern und einer Regie, die nie ganz die Zwischentöne aus dem Blick verliert, in erster Linie aber doch auf reinen Spaß abzielt. Und das mit Erfolg! Sogar die Mitwirkung des nicht gerade geschätzten Christian Ulmen wollte mich diesmal nicht verdrießen, weil dieser Film einfach lustig, charmant und sehr kurzweilig ist. Genau das also, was er sein will. (27.8.)