Intouchables (Ziemlich beste Freunde) von Olivier Nakache und Eric Toledano. Frankreich, 2011. Omar Sy, François Cluzet, Audrey Fleurot, Joséphine de Meaux
Stinkreicher, vom Hals abwärts gelähmter Mann engagiert einen jungen Senegalesen als Pfleger und Mädchen für alles und erlebt allerhand turbulente Abenteuer mit dem unkonventionellen Knaben. Der ist Macho, Großmaul, Soulfan, Kleinkrimineller und sonst noch einiges, hat aber das Herz auf dem rechten Fleck, wie man so sagt, und bringt vor allem mal etwas Leben in das zu vor arg triste und abwechslungsarme Dasein. Und zum Schluss besorgt er dem Monsieur Philippe sogar ein Date am Meer.
Nach einer wahren Geschichte, heißt es, aber das interessiert niemanden die Bohne, denn hier geht’s nur um gute Unterhaltung, und die kriegt man tatsächlich geboten, und wer gar nicht drauf verzichten will, kann sich auch noch den allseits bekannten Wohlfühlfaktor abholen. Natürlich ist das Schema hinreichend bekannt – zwei denkbar verschiedene Leute aus denkbar gegensätzlichen Schichten oder Milieus müssen sich den Umständen entsprechend zusammenraufen und lernen dabei, wobei natürlich der vermeintlich Privilegierte deutlich mehr von dem vermeintlich Unterprivilegierten profitiert als umgekehrt. Driss bringt Pep und gute Laune mit, er behandelt Philippe ohne jegliches falsche Mitleid oder Unterwürfigkeit, er ist pädagogisch und politisch total unkorrekt, baggert die plump und dreist die Sekretärin an, macht dauernd makabre Witze und kann sich in sogenannter „besserer Gesellschaft“ überhaupt nicht benehmen, aber er ist handfest und pragmatisch beim Lösen von Problemen und hilft Philippe damit ungleich mehr als all die rücksichtsvollen Leisetreter, die ihn und sein vieles Geld sonst umgeben. Umgekehrt bringt der Job den Filou und Kleinganoven Driss immerhin dazu, zum ersten Mal so etwas wie Verantwortungsgefühl zu entwickeln, wovon am Schluss auch die arg gebeutelte Mama profitiert und überhaupt die ganze Familie, denn Driss scheint nun ernsthaft entschlossen, sich endlich mal um die Seinen zu kümmern und für sie zu sorgen.
Der Film besticht durch sein Temperament und seinen frischen, frechen Humor, der durchaus beabsichtigt auf geltende Tabus zielt, er schießt manchmal vielleicht ein wenig übers Ziel hinaus und ist in seiner gesamten Entwicklung natürlich von vorn bis hinten vorhersehbar, doch sind viele Gags wirklich äußerst gelungen und bilden Sy und Cluzet ein fabelhaftes Team, sodass es mir viel Spaß gemacht hat, zuzusehen, und dieser Meinung war auch das zahlreich vertretene Publikum – solch einen Film sollte man sowieso im vollen Saal sehen und sich von der guten Stimmung anstecken lassen, zumal ein solch dröger Knochen wie ich.
Kein Film also, der mich irgendwie überrascht oder der mir irgendetwas neues erzählt oder gezeigt hat, einfach nur eine erfrischend lustige und handfeste Komödie über eine echt schräge Freundschaft, die, so verrät es uns der Abspann, noch heute Bestand hat. (23.1.)