Paulette von Jérôme Enrico. Frankreich, 2012. Bernadette Lafont, Carmen Maura, Dominique Lavanant, Françoise Bertin, André Penvern, Jean-Baptiste Anoumon, Axelle Lafont, Ismaël Dramé

   Pauline hat’s auch nicht leicht: Witwe ausgerechnet seit 9/11, ihr Restaurant ist dahin, sie vegetiert im Sozialbaughetto, kann keine Rechnungen mehr bezahlen und das Existenzminimum ist längst unterschritten. Kein Wunder also, dass aus der stolzen Dame von einst eine miesepetrige Rassistin geworden ist, die sogar ihren farbigen Enkel und dessen Papa ihre Verachtung in aller Form spüren lässt. Die Lösung ihrer Probleme fällt ihr in Form eines Päckchens unverschnittenen Haschischs buchstäblich in den Schoss. Die tüchtige Geschäftsfrau von einst erwacht urplötzlich zu neuem Leben, haarscharf erkennt sie die Möglichkeit, in ihrem Viertel am blühenden Drogenhandel zu partizipieren, und mit einer Mischung aus Chuzpe und Naivität kontaktiert sie den hiesigen Obergangster, der ihr nach kurzer, entgeisterter Bedenkzeit tatsächlich eine Chance gibt. Start einer unglaublichen Karriere, die schlussendlich beträchtlich in Gefahr gerät, aber letztlich doch zu einem guten Ende in Amsterdam führt.

 

   In Ansätzen eine garstige und fein gespielte Farce, die Zeugnis ablegen könnte von der neuen Verelendung in den Großstädten, in Teilen aber auch eine nette Sommerkomödie, die das grundsätzlich bittere Sujet dann doch nicht zu schwer behandelt wissen möchte und sich lieber in leichtere Fahrwasser begibt. Es gibt ein paar durchaus treffende und scharfe Milieuimpressionen und es gibt vor allem ein paar wunderbar unkorrekte Sprüche der bärbeißigen alten Dame, die sich in dem ethnisch äußerst delikaten Milieu mit Vorliebe wie ein Elefant im Porzellanladen aufführt und dafür auch die eine oder andere Abreibung kassiert. Die bösen Drogendealer sind letztlich aber nur einfältige Deppen oder dumpfe Bullis, was der ganzen Sache wieder einen harmlosen Anstrich mitgibt, die Herren von der Drogenfahndung scheinen auch von überwältigender Leichtgläubigkeit, was die Aktivitäten der alten Damen angeht, und die Eröffnung eines Haschkekscafés in der niederländischen Hauptstadt (wo auch sonst...) zusammen mit den besten Freundinnen ist reines Wolkenkuckucksheim – na ja, gönnen wir’s uns, es ist ja Sommer. (20.7.)