Pension Freiheit von Markus Kleinhans. BRD, 2012. Adnan Erten, Luky Zappatta, Stefan Schneider, Florian-Philipp Schröder, Herbert Übelacker, Katharina Abt, Florian Günther, Inge Dünzl

   Ein „authentischer“ Kriminalfall aus Bad Tölz Ende der 80er: Gemütliche Lokalbullen, zwielichtige BND-Spezis, verkappte Stasi-Offiziere, eine quirlige Sächsin, eine dubiose Schleuserbande, eine Familie auf der Flucht, ein unkonventioneller Priester und jede Menge weitere Dorfbewohner sind in eine verzwickte und buchstäblich explosive Geschichte verwickelt, deren guter Ausgang nur durch das beherzte, rigorose Eingreifen der Guten gegen die Bösen sicher gestellt werden kann.

 

   Es ist ein großer Unterschied, ob man solch einen Film einfach so sieht (höchstwahrscheinlich im TV, denn in regionale Kinos würde sich diese urbayerische Produktion niemals verirren), oder ob man gleich dazu ein paar derjenigen kennen lernt, die an seiner Entstehung beteiligt waren, und deren Liebe und Engagement klar und deutlich über die Bühne kommen. Der Film an sich ist nüchtern betrachtet wenig mehr als eine ganz nette Provinzfarce, gespielt von Profis und Semi-Profis (die aber in der Mehrheit sind!), witzig und skurril, und so liebenswürdig, wie solche Filme halt sind, denen man auch gern den einen oder anderen Drehbuchhänger verzeiht – und davon gibt’s hier durchaus einige. Aber das zählt eben in diesem Fall nicht. Was zählt ist, dass eine Handvoll Enthusiasten ihre letzten Kröten zusammengekratzt bzw. gleich Kredite aufgenommen haben, um ein Projekt gestemmt zu kriegen, das ihnen am Herzen liegt und das sie unbedingt machen wollten. Und das mit einem Budget (wir reden von hunderttausend Euro!), für das man in Hollywood nicht mal ein gebrauchtes Taschentuch verpflichten könnte. Die monströse Unverhältnismäßigkeit zwischen den maßlos aufgepimpten Fließbandprodukten ohne jeglichen Charakter und kleinen Independentfilmen, die sich um jede Förderung vom Land abrackern müssen und dann immer noch erst einen Bruchteil der nötigen Summe beisammen haben, ist immer wieder frappierend und verleitet mich dazu, die kleinen Filme schon deshalb vorzuziehen. Nun weiß ich nach dreißig Jahren Kino auch, dass nicht jeder Indiefilm auch ein guter ist, nur weil viel Herzblut drinsteckt – ich hab weißgott mehr als einmal das Gegenteil erlebt. Aber er ist mir erst mal aus Prinzip sympathischer. So wie „Pension Freiheit“ eben.(7.9.)