Adore (Tage am Strand) von Anne Fontaine. Australien/Frankreich, 2013. Naomi Watts, Robin Wright, Xavier Samuel, James Frecheville, Ben Mendelsohn, Gary Sweet
Zwei Familien im Paradies, irgendwo am australischen Strand. Die Muttis sind seit Kindestagen beste Freundinnen, ihre beiden Söhne wachsen zusammen auf, man surft, sonnt sich, hat gute Jobs, easy living im Wolkenkuckucksheim. Das Idyll gerät in Bewegung, als die herangewachsenen Burschen sich an die jeweils andere Mutti heranschmeißen und zwei Liebespaare entstehen, die eigentlich nicht von langer Dauer sein können. Eine Scheidung, zwei halbherzige Ehen und zwei Geburten von Enkelkindern später findet man aber dann doch zur alten Konstellation zurück, und am Schluss lassen sich die vier auf ihrem Badeponton im türkisblauen Meer treiben – another day in paradise...
Aus dieser Konstellation ließe sich schon so einiges machen, erotisch, provokativ, dramatisch, vielleicht auch komisch, egal eigentlich. Anne Fontaine, die sich mit diesen Mischungen eigentlich ganz gut auskennt, hat nichts von alledem zuwege gebracht, sondern einen fast zwei lange Stunden dahinplätschernden Postkartenreigen inszeniert, in dem zu überhaupt keiner Phase auch nur die geringste Spannung aufkommt. Ein Hauptgrund liegt in Christopher Hamptons Drehbuch, das mich schon überrascht hat. Wenn ich seinen Namen nicht gelesen hätte, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, ihn mit diesen lachhaft ungelenken, banalen, geistlosen und stinklangweiligen Dialogen in Verbindung zu bringen, aber tatsächlich hat er es fertig gebracht, das Klischee von der berüchtigten „papierenen“ Kunstfertigkeit zu neuer Blüte zu treiben. Der zweite Grund liegt in Fontaines enttäuschend biederer, gediegener Regie, die ebenfalls nicht imstande scheint, aus der Story von Doris Lessing irgendetwas Griffiges oder Interessantes zu machen. Ähnlich den Hauptfiguren lässt sie sich treiben, doch entwickelt sie andererseits auch keine reizvolle Lässigkeit, kann kaum Atmosphäre erzeugen. Das Schlimmste aber ist meiner Ansicht nach ganz klar die Besetzung. Damit meine ich natürlich nicht Naomi Watts oder Robin Wright, denn das sind erstklassige Charakterdarstellerinnen, die wenigstens ihre Routine in die Waagschale werfen können, um aus ihren Figuren annähernd runde Porträts zu machen. Ich meine die beiden Jungs, zwei dumpf dreinblickende, breitschultrige Riesenbabys, Vollpfosten mit der emotionalen Tiefe von Sardinenbüchsen, geschniegelte Posterboys aus dem Surferkatalog und nie und nimmer gleichwertige Partner für die Ladies. Es entwickelt sich keine Chemie zwischen den vieren, es ist für mich nicht mal ansatzweise plausibel, dass sie überhaupt zusammenkommen, und folglich war ich nicht imstande, für den Verlauf ihrer Story irgendein Interesse aufzubringen. Das ist bedauerlich angesichts der beiden Damen, der Möglichkeiten der Story und der herrlichen Kulisse, die hier nach Pilcher-Art missbraucht wird für ein durch und durch seichtes und unbefriedigenden Filmchen. (4.12.)