The company you keep von Robert Redford. USA, 2012. Robert Redford, Shia LaBeouf, Julie Christie, Brendan Gleeson, Brit Marling, Jackie Evancho, Terrence Howard, Anna Kendrick, Stanley Tucci, Chris Cooper, Nick Nolte, Richard Jenkins, Sam Elliott, Susan Sarandon

   Es ist einfach toll (jetzt spricht der nostalgische Märchenonkel, ich weiß ich weiß), dass inmitten, oder besser am Rande der dominanten Popcornfraktion noch ein kleines Grüppchen Unentwegter existiert, die jenseits aller Kalkulationen und Spekulationen Geschichtenerzählern, einfach weil sie ihnen am Herzen liegen und einfach weil sie noch etwas zu sagen haben möchten. Ich meine, wir schreiben das 21. Jahrhundert, und alles was entfernt an die Ideale und Ideen der 60er und 70er erinnert, und mögen sie in Teilen noch so bescheuert und naiv gewesen sein, ist längst schon Futter für’s Museum oder all die vielen dämlichen Revivalshows, mit denen sich noch ein paar Dollar verdienen lassen. Und dass viele der an diesem Film beteiligten Leute etwa aus jener Zeit stammen, heißt ja um Himmels Willen nicht, dass sie steif und stur an Ideologien festhalten, die lange schon für obsolet erklärt worden sind. Im Gegenteil, ein Film wie „The company“ setzt sich genau mit diesem Thema auseinander, fragt, ob es sich gelohnt hat, dreißig Jahre und mehr mit den Konsequenzen einer Überzeugung bzw. der daraus resultierenden Aktionen zu leben, ob es sinnhaft ist, noch immer an diesen Idealen festzuhalten, koste es, was es wolle.

   30 Jahre nach einem fatalen Banküberfall wird eine Gruppe damals untergetauchter Weathermen aufgescheucht, als sich eine von ihnen den Behörden stellt. Weathermen nannten sich in Anlehnung an Bob Dylan eine Gruppe radikaler Aktivisten, die im Zuge der Vietnamproteste vor allem in den 60ern und 70ern mit verschiedenen gewalttätigen Operationen auf sich aufmerksam machten und sich im Laufe der 80er mehr oder weniger verloren. Ein seitdem als Anwalt lebender Ex-Weatherman macht sich, alarmiert von der Aktion seiner früheren Mitstreiterin auf den Weg, eine andere Gefährtin zu suchen, die ihn als einzige entlasten kann, denn beim FBI wird er noch immer wegen Beteiligung an jenem Banküberfall gesucht und müsste sich schlimmstenfalls sogar mit einer Mordanklage herumschlagen, obgleich er bei dem Überfall nicht anwesend war. Aus Nick Sloan ist jedenfalls Jim Grant geworden, ein untadeliger alleinerziehender Vater und nützliches Mitglied der Gesellschaft, der nun seine kleine Tochter beim Bruder in New York parkt und sich auf die Suche quer durch die Staaten macht. Er findet die Frau tatsächlich, kann sie zunächst nicht überreden, sich ebenfalls zu stellen und reinen Tisch zu machen, doch als sie schon auf dem Weg nach Kanada ist, besinnt sie sich eines Besseren und Mr. Grant ist wieder auf freiem Fuß. Seine Reise ist auch eine Reise in die Vergangenheit, er trifft einige Mitkämpfer von früher, die ihn mehr oder weniger gern sehen, und dabei wird er verbissen verfolgt vom FBI und einem jungen Journalisten, der eifrig an der Story seines Lebens bastelt, bis er schließlich auch einsieht, dass er sich nicht immer hinter dem Satz „Ich mach nur meinen job“ verstecken kann, sondern hier und da auch mal ethische Prioritäten setzen muss. Naja, macht er dann auch, denn dies ist ja ein Robert-Redford-Film.

 

   Und es ist ein verdammt guter Film, eindrucksvoll souverän erzählt, in aller Ruhe und mit gebotener Gründlichkeit, keine kitschige Nostalgie, keine Hektik, keine Effekte, nix dergleichen. Man mag es oldschool oder altbacken nennen,  wurschtegal, so sieht ein Film von Leuten aus, die sich um so was nicht mehr kümmern müssen. Der Film eines alten Idealisten, der auch nicht aufhören will damit, und der auch nicht aufhören will, diese Ideale auf den Prüfstand zu stellen. Man mag es wiederum oldschool oder gutgemeint oder auch naiv nennen, wurschtegal, so sieht ein Film von Leuten auf, denen was am Thema liegt und sonst nichts. Ein extrem spannender und intensiver Film, randvoll mit wunderbar eindringlichen Dialogszenen und Begegnungen zwischen Leuten, die wohl etwas zu sagen und erinnern hätten, dies aber größtenteils am liebsten nicht mehr tun würden. Und Leuten, die einfach nur ihren Job machen. Und Leuten, die, je tiefer sich in die Geschichte einsteigen, etwas über die Menschen erfahren, die daran beteiligt waren und sie als Menschen kennen lernen, die damals tatsächlich für etwas einstanden, auch wenn die Methoden nicht die richtigen waren. Die Geschichte mit Grants älterer Tochter, die nach seinem Abtauchen in den Untergrund von einem lokalen Polizeibeamten aufgezogen wurde, hätte man sich vielleicht schenken können, weil sie ein bisschen zu nah an den Bereich des Melodramas ranreicht, aber sonst hat mir die gelassene, hochkonzentrierte Inszenierung Redfords extrem gut gefallen. Wie auch die Story an sich, weil sie mich einfach interessiert hat. Und wie natürlich besonders das Zusammentreffen einer Schar absolut erstklassiger Charakterleute, unter denen Redford natürlich die herausragende Rolle hat, aber Leute wie Christie, Sarandon, Gleeson, Cooper, Jenkins, Nolte oder Elliott haben ebenfalls große Klasse, und es ist äußerst reizvoll, sie zusammen mit jungen und heutzutage eher angesagten Schauspielern auf der Leinwand zu sehen. Der Film hat mich über volle zwei Stunden keine Sekunde gelangweilt, und er braucht kein Banner hochzuhalten und keine großen Sprüche zu klopfen, um dennoch ein im besten Sinne politischer oder politisch gemeinter Film zu sein. (11.8.)