World War Z von Marc Forster. USA, 2012. Brad Pitt, Mireille Enos, Daniella Kertesz, James Badge Dale, Pierfrancesco Favino, Peter Capaldi, David Morse, Matthew Fox, Moritz Bleibtreu
Weltuntergang der soundsovielte. Diesmal isses wieder ein Virus, der irgendwo und aus irgendeinem Grund losbricht und die befallenen Menschen binnen kürzestem zu rabiaten Zombies à la „28 days later“ mutieren lässt, die sich in haarsträubender Eile über die Welt ausbreiten, ruckzuck ganze Städte auslöschen und die Menschheit tatsächlich vor ein kleines Problem stellen. Normalerweise, so weiß man, ist hier internationale Kooperation gefragt. Nicht so in Hollywood, da glaubt man immer noch an den guten alten Helden, den Einzelkämpfer, der zwar hier und dort punktuelle Unterstützung erhält, der auch beizeiten eine junge israelische Soldatin an die Seite gestellt bekommt, der aber schließlich die rettende Idee ganz allein hat. Immerhin ist dies im 21. Jh. kein allzu strahlender, viriler, tadelloser und glatt gebügelter Typ mehr, sondern ein unrasierter Herr mit Familie und sehr viel Angst und Zweifel im Blick, weshalb auch seine Schlussansprache an uns recht skeptisch ausfällt. Ein erster Schritt ist getan, der Kampf an sich doch längst noch nicht gewonnen, die Zukunft der Welt bleibt ungewiss. Da schaudert’s uns schon ein wenig...
Szenarien wie dies gibt’s mittlerweile im Dutzend billiger, kein einziger Film davon lotet seine Möglichkeiten wirklich aus, weil zumeist potente Produzenten und handfeste wirtschaftliche Interessen dahinter stehen, und man um Gottes Willen niemanden mit irgendwelchen pessimistischen oder gar global kritischen Thesen belästigen möchte. Das Popcorn soll bitteschön gut schmecken, auch wenn uns die Zombieattacke in 3 D frontal ins Gesicht springt. Dies kann man im Kopf haben, während man diese zwei Stunden absitzt, ferner könnte man sich fragen, was aus dem Film geworden wäre, wenn Forster ihn tatsächlich so hätte schneiden können, wie er es gewollt hätte (und nicht irgendein Scheißfinanzier), doch ist dies ein bisschen müßig, weil erstens der Film nun mal so ist wie er ist und auch in tausend Jahren niemand an den Hollywoodstrukturen rütteln wird, und weil dies zweitens ganz einfach ein sehr ansehnliches Stück Unterhaltung geworden ist. Trotz aller Behinderungen und Einschnitte hat Forster einen höchst effektvollen und vor allem mordsmäßig spannenden Apokalypseschocker geschaffen, der natürlich hier und da deutlich sichtbar gängige Erwartungen bedienen muss und der bittebitte nicht auf Logik oder inhaltliche Kohärenz befragt werden will, dem es aber zwischendurch immer wieder gelingt, eine wahrhaft beängstigende Vision in wahrhaft beängstigende Bilder zu fassen. Das anfängliche, total hilflose Chaos in Philadelphia oder New York etwa, die frostige, an die alten Alienfilme erinnernde Szenerie in Korea und vor allem der Fall der eingemauerten Stadt Jerusalem, die buchstäblich überrannt wird bieten Impressionen, die nachhaltig wirken, während die furios gestaltete Sequenz im walisischen Forschungszentrum ganz im Gegenteil dazu nicht auf Spektakel setzt, sondern auf atemlosen Nervenkitzel, der sich fast in völliger Ruhe abspielen muss, weil unsere bösen Mutanten leider auf Lärm reagieren. Dies ist eine der spannendsten Szenen, die ich seit langem im Kino gesehen habe, Adrenalin in Reinform, und solch gelungene Kabinettstückchen versöhnen mich in diesem Fall dann mit dem Produkt im ganzen. Immerhin vermeidet Forster außerdem lautet Hurrahtrompeten (daran erkennt man den europäischen Regisseur) und auch sonst werden Pathos und Wortgedröhn hintangestellt zugunsten einiger ruhiger zwischenmenschlicher Momente und sehr viel rasanter Action. Brad Pitt schultert die Last der Starpower locker, zumal er der einzige weit und breit ist, um, ihn herum viele wenig (mir jedenfalls) oder vornehmlich in Europa bekannte Leute, die ihre Sache aber jeweils sehr ordentlich machen. Genau dies ist aber auch ein Vorteil, denn es hilft mir, mich auf die Bilder zu konzentrieren und nicht so sehr irgendwelche prominente Helden in den Vordergrund meines Interesses zu stellen.
Ob Forster in naher oder ferner Zukunft mal mit „seiner“ Version des Films rauskommt, wird man sehen, wäre sicherlich auch interessant im Vergleich. Der Film so wie wir ihn hier vorfinden hat mich zwei Stunden lang gefesselt und mich dazu gebracht, nicht zuviel über die oben erwähnten Dinge nachzudenken. Was kann ich mehr erwarten? Aber die 3-D-Technik hat mich mal wieder nicht überzeugt und bleibt was mich betrifft nach wie vor den Beweis für ihre Existenzberechtigung schuldig. (8.8.)