Zum Geburtstag von Denis Dercourt. BRD/Frankreich, 2013. Mark Waschke, Marie Bäumer, Sylvester Groth, Sophie Rois, Saskia Rosendahl, Johannes Zeiler
Das beste, womöglich einzig Bleibende an diesem Film ist die kurze Abschlussszene: Die Rache des einst getrennten Punkpärchens scheint gelungen, der Kreis hat sich geschlossen, zwei Kinder sind in ihrer Gewalt und weiß der Himmel, was sie mit ihnen vorhaben. Der Mann ist mit dem Jungen draußen auf dem See zum Angeln, das Mädchen schläft im Wagen, die Frau steht daneben und blickt dunkel ins Nirgendwo.
Wäre der gesamte Film von dieser fies-frösteligen Qualität, ich hätte wirklich nix zu meckern. So aber haben mich diese letzten Augenblicke nicht versöhnen können, denn der Rest davor ist zu schräg, zum Teil zu lachhaft und absurd. Ein Psychothriller über eine späte Rache, über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten aus der Vorwende- in die Nachwendezeit, beginnend mit einem zynischen Pakt zweier Jungs um ein Mädchen und noch ein anderes Mädchen, endend in eben jener Konstellation am Schluss, und dazwischen gibt’s jede Menge Ominöses, Suggestives und Merkwürdiges. Wäre alles okay, hätte Denis Dercourt den Film nicht so inszeniert, als sei es sein allererster und er wisse auch nicht recht, wie mit Schauspielern umzugehen ist. Denn die Schauspielerei hier ist ganz einfach furchtbar, es sei denn, das ist so gewollt, aber dann wäre der Effekt für mich immer noch gleich negativ. Stocksteif steht man im Raun, sagt gestelzte Dialoge auf (die sind ebenfalls furchtbar!) und blickt irgendwie vielsagend in die Gegend. Zudem hat Dercourt mit der Auswahl kein glückliches Händchen gehabt, vor allem Sylvester Groth ist schlicht zehn Jahre zu alt für seien Rolle und das sieht man leider auch. Waschke und Bäumer sind wie gewohnt ein wenig nichtssagend, allein Sophie Rois bietet ein paar Highlights, doch ist sie mittlerweile so aufs Komödiantische fokussiert, dass man ihr die finstere Rächerin nicht wirklich abnimmt oder ganz einfach keine Angst vor ihr hat. Die Schwäche in der Personencharakterisierung setzt sich nahtlos in der Story an sich fort, die sprunghaft wirkt, unentschlossen und trotz der kurzen neunzig Minuten mit etlichen Leerstellen aufwartet. Weder zu den Personen noch zum Milieu konnte ich irgendeine Beziehung aufbauen, zu klischeehaft und blass ist alles. Dann wird noch ein wenig Drama angebahnt, einiges verpufft unerwartet, bleibt in der Luft hängen, und die ganze Chose kommt von Anfang bis Ende dermaßen unglaubwürdig und überzogen daher, dass ich nur befremdet und gelangweilt davor gehockt und gewartet habe, dass es vorbei ist. Okay, hier vielleicht der einzige Vorteil dabei: Wie schon erwähnt dauert der Film nur gnädige neunzig Minuten. Dercourt hatte vor einigen Jahren mit dem fabelhaften Psychodrama „Das Mädchen, das die Saiten umblättert“ bewiesen, dass er in kurzer Zeit höchst effektvolles Kino machen kann. Das ist ihm diesmal gründlich misslungen. (1.10.)