The Hunger Games – Mockingjay pt. 1 von Francis Lawrence. USA, 2014. Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Willow Shields, Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Donald Sutherland, Natalie Dormer

   Zunächst mal finde ich diesen Trend, den jeweils letzten Teil einer Kinoserie neuerdings noch mal zu splitten und in zwei Happen zu servieren, schlicht und einfach beschissen und will und werde mich daran auch nicht gewöhnen. Aber klar, die Regeln des Marktes, die Kuh will gemolken werden undsoweiter undsoweiter, heißt auf gut Deutsch, meckern und mosern hilft nicht, take it or leave it.

   Davon abgesehen ist Teil 3.1 der Panemtrilogie im Gegensatz zum vermurksten Vorgänger wieder ein ordentliches Stück Breitwandkino für die Popcornmassen geworden, diesmal auch wieder eins, das ein bisschen ans Hirn appelliert, das vor allem endlich mal eine deutlich veränderte Konstellation bietet. Nachdem zwei Filme lang die Tribute durch das Showgelände gejagt und zur Erbauung der Reichen und Mächtigen im Capitol als moderne Gladiatoren und zugleich als Opfergabe der unterjochten Distrikte zur Schau gestellt wurden, ist nun der Aufstand gegen die Diktatur offen ausgebrochen. Dieser Aufstand benötigt ein Gesicht, eine Identifikationsfigur, und wer könnte besser dafür geeignet sein, als unsere Heldin Katniss, die bereits zwei Spiele überstanden und beim letzten Mal den fatalen Kreislauf wie es scheint ein für allemal durchbrochen hat, damit zugleich das Signal zum Aufbegehren gegen das zynische Gewaltspektakel und vor allem seine Organisatoren gab. Die Opposition verschanzt sich nun in einem tief in die Erde reichenden Labyrinth, während droben die Bomber des Capitols alles kurz und klein machen. Es braucht nur einen brutalen Angriff auf ein Lazarett, um Katniss davon zu überzeugen, sich voll in den Dienst der Sache zu stellen, wobei sie wieder auf die Reste des vertrauten Teams stößt, und die Strategie zielt neben rein militärischen Operationen auch auf die Medien, auf die Notwendigkeit, sich auf diesem Weg eine möglichst breite Unterstützung für die Kampagne zu sichern. Damit hat Katniss naturgemäß ihre Probleme, lässt sich aber letztlich wieder vor den Karren spannen, weil es diesmal ja der Karren einer gerechten Sache ist. Vielmehr Probleme bereitet ihr der Liebste, der sich in Gewahrsam der Macht befindet und dort offenbar gehörig umgedreht wurde, jedenfalls dauernd öffentliche Appelle absondert, in denen zur Besonnenheit zugunsten der Herrschenden mahnt. Und erst nachdem er in einer waghalsigen Aktion aus dem Capitol befreit werden konnte, wird das Ausmaß eines perfiden Plans halbwegs erkennbar, der Peter zum Instrument der Macht werden lässt.

   Die Mischung aus aufsehenerregenden Actionsequenzen und ruhigeren Momenten ist ganz gut gelungen. Jennifer Lawrence hat einige Gelegenheit, nicht nur als entschlossene Kämpferin in Erscheinung zu treten, sondern auch als tief getroffene junge Frau, die aus bitterer Erfahrung gelernt hat, jeglichen Funktionären und ihren Kampagnen zunächst einmal zu misstrauen. Wut und Empörung über die rücksichtslose Gewalt der Diktatur bewegen sie einmal mehr dazu, sich auf die Seite der Unterdrückten zu schlagen, doch es ist unübersehbar, das diese Unterdrückten mit ihrem wohl bekannten Naturell durchaus berechnend umgehen, um sie für ihre Zwecke zu nutzen. Ein gewisser Zynismus ist auch ihnen nicht fremd, wie auch im Einsatz der Medien sichtbar wird, der sich letztendlich kaum von dem des Capitols unterscheidet – Propaganda in beiden Fällen, einseitig, manipulativ, nur eben sind die einen die Guten und die anderen die Bösen, doch hat Katniss auch schon erlebt, wie fließend die Übergänge sein können.

 

   Tja, und nu heißt es warten aufs endgültige Finale, wahrscheinlich irgendwann zur Vorweihnachtszeit im nächsten Jahr, wie das so gern gemacht wird, weil dann die Familien nach erledigtem Einkauf alle zusammen in die Kinos rennen. Ein dreifach hoch auf den Marketingstrategen, der diesen Scheiß ersonnen hat. Aber genug der bösen Worte, dies waren zwei Stunden kompetentes Unterhaltungskino, nicht mehr und nicht weniger, und wenn‘s nächstes Jahr auch so läuft, dann werden wieder mal alle zufrieden sein. (30.11.)