Einmal Hans mit scharfer Soße von Buket Alakus. BRD, 2013. Idil Üner, Adnan Maral, Sesede Terziyan, Siir Eloglu, Demet Gül, Julia Dietze, Steffen Groth, Max von Thun, Janek Rieke
Culture-Clash-Comedy schimpft sich sowas also, aha. Was braucht’s dafür? Culture, clash und comedy. Finden wir das hier? Tun wir. Also ein gelungener Film? Kann man so sagen, auch wenn man einen Schritt weiter geht, und das mit dem doofen Etikett mal nicht so wörtlich nimmt. Glücklicherweise bietet das Aufeinanderprallen höchst diverser Kulturen in unserer gesegneten Multikultizeit nicht nur Stoff für Dramen und Konflikte, sondern mit der passenden Dosis Distanz auch mal für nette, spaßige und dennoch nicht total seichte anderthalb Stunden Kino, und genau damit haben wir’s hier zu tun.
Die Geschichte des Hamburger Patriarchen Ismail, der seine Jüngste nicht eher verheiratet sehen will, ehe die mittlere nicht unter der Haube ist. Ein Türke muss es sein, gutes Elternhaus muss er haben, einen guten Job auch, und wenn noch ein Mercedes dazu kommt (kann auch ein gebrauchter sein). Problem: Die gute Hatice versucht mit allen Mitteln, eine moderne deutsche Frau zu sein 8die Schuhkollektion hat sie jedenfalls schon mal), versucht, die Enge ihrer Erziehung und ihrer Traditionen hinter sich zu lassen, will um nichts in der Welt einen Türken haben und schafft es einfach nicht, dem Herrn Baba zur rechten Zeit einen repräsentablen Kandidaten vorzustellen. Entweder verprellt sie die Kerle mit ihrer kapriziösen Launenhaftigkeit (türkische Frauen dürfen sowas, lernen wir), oder die Kerle sind schwul oder verplappern sich irgendwie anders, ein Reinfall jagt jedenfalls den nächsten, und selbst wenn das Timing mal passt, ist da immer noch das anatolische Dorf im Hintergrund, das sich zu jeder Unzeit zu Wort meldet. Es braucht einige hochnotpeinliche Momente, bis alle endlich in der Lage sind, ihre Sperren und Hürden zu überwinden, über ihre Schatten zu springen, und auch Baba erweist sich letztlich doch als Mensch und lässt seine Mittlere sein, wie sie will.
Das alles ist gar nicht so neu oder überraschend oder mit ganz tiefgehenden neuen Einsichten gespickt, zumindest wird jedem, der schon mal einen Film über türkische Familien in der BD gesehen hat (und davon gibt‘s mittlerweile ja doch ne Menge), das eine oder andere sehr vertraut sein. Wichtig ist hier, wie das Ganze aufbereitet wurde, und das ist wirklich sehr schön und amüsant, liebevoll und doch mit ironischem Blick auf Klischees, Stereotypen und vielen sehr unterschiedlichen Anstrengungen, die tiefgreifenden Differenzen zwischen Ost und West zu überbrücken. Die Sympathien sind dabei sehr ausgewogen verteilt, auch der verstockte Baba hat seine Momente, ebenso die unentschlossen emanzipierte Hatice, deren Kratzbürstigkeit ewig konkurriert mit dem Bemühen, das anatolische Dorf endlich aus ihrem Leben zu verbannen. Die deutschen Jungs sind bestenfalls nette Staffage, und das ist ja auch mal eine hübsche Geste am Rande. Regie und Buch sind pointiert, flott, natürlich weitgehend gängigen Konventionen verpflichtet, alles in allem aber sehr sympathisch und witzig, vor allem die Schauspieler sind toll und mit spürbarem Spaß dabei, sodass hier ein sehr unterhaltsamer Kinoabend zum Angebot steht, der sich vor allem an die richtet, die nicht immer gleich das Pulver ganz neu erfunden haben wollen. Von der Haltung erinnert „Hans“ teilweise sehr an „Almanya – willkommen in Deutschland“, und das wäre ja eine erstklassige Referenz. (13.6.)