Monuments Men von George Clooney. USA/BRD, 2013. George Clooney, Matt Damon, Cate Blanchett, Bill Murray, John Goodman, Bob Balaban, Jean Dujardin, Hugh Bonneville
Potztausend – was zur Hölle ist denn da in die Herren Clooney und Heslov gefahren, dass die tatsächlich die Stirn haben, uns im 21. Jahrhundert solch einen gediegenen Schmarrn anzubieten? Ich meine, mir ist schon klar, dass Retro derzeit total schick ist und man die guten alten Zeiten auch im Kino gern wieder auferstehen lässt – aber bittebitte niemals, wenn es um Krieg geht, da hört der Spaß für mich auf! „Monuments Men“ aber ist zu einhundert Prozent 50er Jahre: Pathetisch, patriotisch, peinlich. Man könnte noch hinzufügen: Einfältig und langweilig, und noch einiges mehr. Nie im Leben hätte ich von diesen beiden sonst so cleveren Filmemachern einen so durch und durch dämlichen Mist erwartet, und habe wahrscheinlich zwei Stunden mit vor Staunen offenem Mund im Kino gehockt und es einfach nicht fassen können. Das Ganze könnte allerhöchstens als Parodie auf altbekannt dumme Kriegsfilme durchgehen, aber da gehe ich jede Wette ein, dieser Film ist ernst gemeint...
Schon die Story an sich, die im Kern auf einer authentischen Geschichte basieren soll, ist merkwürdig: Da werden 1944 eine Handvoll Kunstkenner aus den USA, Frankreich und England auf den Weg geschickt, um direkt an den Frontlinien zu verhindern, dass die Deutschen die ungezählten Kunstschätze, die sie auf ihren Raubzügen geklaut haben, irgendwo in Sicherheit bringen oder vernichten. Diese Befürchtung ist natürlich völlig begründet, denn als sich abzeichnet, dass es mit dem Endsieg doch nichts wird und eben auch nicht mit Hitlers geplantem monumentalem Kunstmuseum, gehen viele Gemälde, Altäre und andere wertvolle Denkmäler in Flammen auf. Ein Wettlauf mit der Zeit, erst recht, als es nach Deutschland geht, denn da sind nicht nur die alten Feinde, die Nazis zu bekämpfen, sondern gleich auch die neuen, die bösen Russen nämlich, denn auch die gieren nach Kunst, um sie heim ins Reich zu verschleppen.
Spätestens als dieser Vorbote des Kalten Kriegs in Sicht kommt, dreht der Film total ins Absurde ab und büßt auch den letzten Rest Seriosität ein. Viel war davon allerdings auch so nicht mehr geblieben: Die Story strauchelt und taumelt genau wie unser Helden irgendwo durch die Weltgeschichte zwischen Frankreich, Belgien und Deutschland, ist total konfus, unübersichtlich, die Dramaturgie mit Ausnahme der letzten Viertelstunde eine Katastrophe. Die Figuren sind reine Stereotypen, flach, klischeehaft, und Leute wie Clooney selbst oder Matt Damon waren selten so farblos wie in diesem Film. Hinzu kommt, dass Typen wie Murray oder Goodman ihre ganz normalen Mätzchen abziehen können, so als wären wir hier in jeder x-beliebigen Hollywood-Soap. Und das ist überhaupt das Schlimmste an „Monuments Men“, die unfassbaren Tiefschläge, die ich einem sonst so geschmackssicheren und umsichtigen Regisseur wie George Clooney im Leben nicht zugetraut hätte. Der macht aus dieser Geschichte teilweise ein waschechtes Buddy-Movie, da dürfen die smarten, coolen US-Boys die tumben Deutschen oder später die grimmigen Russkies reihenweise vorführen, da werden selbst dann noch flotte Sprüche gedroschen, wenn Matt Damon auf einer Landmine steht, da gibt’s Kabinettstückchen, wo wirklich ganz und gar kein Platz dafür sein sollte. Dann wieder kippt der Film in schmierigsten Patriotismus (die Amis als die einzigen, die sich selbstlos und todesverachtend für den Erhalt abendländischer Kultur einsetzen) und in ebenso schmieriges Pathos (da wird der Tod zweier Monuments Men betrauert, als sei gerade ihr Opfer das allergrößte des gesamten Krieges). Und dazu dann unentwegt dieser Soundtrack: Ich hatte mehr als einmal das dringende Bedürfnis, Alexandre Desplat an die Gurgel zu gehen für diese widerwärtige Schleimspur, die er fett und bräsig quer über einhundertzwanzig Minuten Film ausbreitet, obwohl auch hier letztlich Clooney dran ist, denn seinem Konzept hat dieser Musikmüll ja ganz offenbar entsprochen. Ja, wie gesagt, und dann kommen zum Schluss die Russen, und alles ist sowieso gelaufen.
Clooney wird sich sehr ins Zeug legen müssen, um Wiedergutmachung zu leisten für diesen gequirlten Scheiß, den er sich hier geleistet hat. Was auch immer er sich dabei gedacht hat, erschließt sich mir beim besten Willen nicht, und vielleicht will ich’s auch gar nicht wissen, weil ich nicht den letzten Rest Respekt vor einem eigentlich sehr respektablen Filmemacher einbüßen möchte. Aber Georgieboy, lass dir gesagt sein: Nochmal so’n Ding, und du bist raus! (3.3.)