Crimson Peak von Guillermo del Toro. USA, 2015. Mia Wasikowska, Tom Hiddleston, Jessica Chastain, Charlie Hunnan, Jim Beaver

   Die Mia ist diesmal eine angehende Autorin aus Buffalo, NY mit Vorliebe für das Übernatürliche, die sich mit wohligem Schaudern von einigen Schreckensvisionen heimsuchen und dringend vor einem rätselhaften Ort namens Crimson Peak warnen lässt. Diese Alpträume werden erst richtig relevant, als sie sich vom vornehm bleichen Tom, einem englischen Baronet, flugs heiraten und über den Teich nach Cumberland entführen lässt. Dort warten Toms Schwester Jessica, die das junge Glück mit unübersehbarem Missfallen beäugt, und ein riesiges uraltes Gemäuer, das wacklig auf blutroter Tonerde steht, und da diese rote Erde ständig irgendwo durchsickert und das Haus langsam aber sicher nach unten zieht, wird der Ort auch Crimson Peak genannt. Als unsere Heldin dies gewahr wird, verstärkt sich bis dato eher latent ungutes Gefühl massiv. Der schrecklich gewaltsame Tod ihres lieben und wohlhabenden Vaters hatte sie regelrecht vertrieben aus der Heimat, als reiche Erbin ist sie nun begehrte Beute, und wie wir schon recht früh erfahren, will sich das mörderische Geschwisterpaar genau diesen Umstand zunutze machen, die Kohle abziehen und die Braut im Keller verklappen, dort, wo bereits einige ihrer Vorgängerinnen liegen. Deren Geister suchen das Haus heim und alarmieren unsere Heldin, die sich dennoch fast vergiften lässt, und auch der treue gute Kumpel Charlie, der das Spiel der beiden durchschaut hat und ihnen nachreist, kriegt bös was ab, letztlich aber kann sich auch diesmal das Böse nicht durchsetzen, sondern stirbt einigermaßen hässliche Tode.

   Nach seinem total vermurksten XXL-Scheiß „Pacific Rim“ hat sich del Toro gottlob wieder auf seine Stärken besonnen und eine wirklich gelungene, atmosphärisch und optisch sehr gekonnte Hommage an den klassischen Gothic Horror vorgelegt, erweitert natürlich um ein paar moderne Zutaten, aber ansonsten mit so gut wie allem, was man an dem barocken Genre mag: Dustere einsame Spukhäuser in spröd entlegener Moorlandschaft, wehende Vorhänge, flackernde Kerzenleuchter, knarzende Türen, tiefe Keller, entlegene Räume, ferne Stimmen und Geräusche. Die reine Unschuld in blond, der finstere Abgrund in Brünett, die von Anfang an vorherrschende, totale, auch erotische Rivalität, dazwischen der Mann, der schwankt zwischen der geschwisterlichen Verbundenheit und der fast ungewollt erwachenden Liebe zu dem letzten Opfer, sich letztlich aber zu spät für die Abkehr vom Bösen entscheidet. Ein zaudernder, von widersprüchlichen Gefühlen geschüttelter Unternehmer, der noch immer an seinem Traum festhält, den Ton auf seinem Land maschinell und effektiv zu bergen und zu verarbeiten, wenn er nur genügend Geld zur Verfügung hat, wofür dann eben die wohlhabenden Damen herhalten sollen. Seine Schwester und er sind von diesem Ziel vollkommenen beherrscht, haben ihr gesamtes Leben darauf ausgerichtet, nachdem sie sich einst in jungen Jahren von der tyrannischen Mutter „befreit“ haben. Die obsessive Ruchlosigkeit der beiden Mörder hat fast schon etwas makaber Komisches, und mehr als einmal spielt del Toro genüsslich mit Klischees, bedient sie einerseits sehr gern, treibt sie andererseits auch ein wenig auf die Spitze. Seine Spezialität, die schmerzhaften ekligen Kleinigkeiten, mit denen er schon sein Meisterstück „Pan Labyrinth“ zu einer nicht immer gerade angenehmen Sache gemacht hat, brechen sich auch hier gelegentlich ihre Bahn und sorgen für einige unvermutet heftige Momente im ansonsten wohltuend altmodischen Setting. Wenn Papis Birne am Spülstein zerkloppt wird oder die Schwester den Bruder im verzweifelten Kampf punktiert, kann sich der Mann einfach nicht zurückhalten, dann muss er unsere Grenzen einfach ein klein wenig kitzeln, so isser halt.

 

   Ansonsten ist dies ein durch und durch stilvolles Kinovergnügen, effektvoll und auch über zwei Stunden hinweg durchweg spannend in Szene gesetzt und von einem sehr brillanten Trio aufregend interpretiert. Wasikowska, Chastain und Hiddleston spielen äußerst eindrucksvoll, setzen jeweils ihre fragile, feingliedrige Physiognomie unterstützend oder konterkarierend ein, die eine als die vollkommene Unschuld in Nöten, die andere als die intrigante, eifersüchtige Furie, der dritte als hin- und hergerissener Mann dazwischen. Wer die klassischen Spukhausfilme mag, wird hier sicherlich viel Spaß haben, und zum neblig-trüben Herbst da draußen passt sowas allemal. (19.10.)