Das Zimmermädchen Lynn von Ingo Haeb. BRD, 2014. Vicky Kriebs, Lena Lauzemis, Christine Schorn, Steffen Münster
Ich kenne die literarische Vorlage nicht, kann sie mir aber ungefähr vorstellen – so ein richtig typisch deutscher Hirnfick, den ich todsicher nach zehn Seiten aus der Hand legen würde. Vielleicht hätte ich das auch mit dem Film machen sollen, einfach nach zehn Minuten rausgehen, bevor sich meine gelinde Ratlosigkeit in puren Frust verwandelte, was mir die folgenden achtzig Minuten auch nicht gerade erleichterte. Dies ist seit langem mal wieder ein Film, den durchzustehen mir sichtlich Mühe bereitet hat, der künstlerisch und schauspielerisch gesehen vielleicht nicht mal schlecht ist, zu dem ich aber null Zugang finden konnte. Nicht nur das, er hat mich nach einer Stunde regelrecht genervt, und dieses Gefühl ist bis zuletzt nicht abgeklungen.
Wir sehen eine junge Frau, Lynn eben, ein Zimmermädchen in irgendeinem Hotel irgendwo. Sie lebt allein, hat offensichtlich gerade irgendeine Psychotherapie hinter sich und legt weiterhin einem Therapeuten Rechenschaft ab über ihre täglichen Verrichtungen und Befindlichkeiten. In ihrem Leben gibt’s außer ihr selbst wenige Leute – ihre Mutter, die mindestens genauso schräg drauf ist wie sie, und ein Kollege, der sie solange sexuell ausbeuten darf, bis er sich eine andere Freundin zulegt. Vor allem gibt es einige Neigungen, die vermutlich auf ihre psychischen Probleme hindeuten. Ein ausgewachsener Putztrieb beispielsweise und die unbezähmbare Neigung, in das Privatleben der Hotelgäste einzudringen, bis hin zu dem ebenfalls unbezähmbaren Trieb, sich unter ihr Bett zu legen und von dort intimste Details zu sammeln. Auf diese Weise gerät sie eines Tages an Chiara, die für Geld im Sadomaso-Business unterwegs ist und die Lynn nun auch für sich bucht. Sie scheint sich in Chiara zu verlieben, lässt ihre Begegnungen immer intimer und persönlicher werden, bis Chiara schließlich die Bremse zieht und einen von Lynn geplanten gemeinsamen Urlaub platzen lässt. Lynn besucht stattdessen ihre Mutter, schaut ihr beim Putzen der Küche zu, und damit ist der Film vorbei.
Was wahrscheinlich als sensibles Porträt einer Außenseiterin konzipiert ist, wird vor allem auf Drehbuchebene verdorben. Hier kommt nichts auf den Punkt, kreist man unentwegt um Andeutungen, bliebt alles im leeren Raum hängen, nur empfand ich die Geschichte und die Personen auf die Dauer weder als suggestiv noch als interessant geschweige denn spannend, sondern nur als langweilig. Fast jede Szene hat Durchhänger, klingt aus, ohne irgendetwas gesagt oder gezeigt zu haben, auch die psychische Erkrankung Lynns ist Rätselwerk, bleibt beliebig, gleichgültig. Anklänge von Humor gibt’s durchaus, auch von Erotik, doch ist all das so leblos und akademisch inszeniert, dass es einfach keinen Spaß macht. Zudem habe ich es tatsächlich als physisch anstrengend empfunden, die engen, hermetischen Bilder zu ertragen, ob es nun an mir selbst lag oder nicht, ist letztlich egal. Dies ist für mich ein unerfreuliches, enttäuschendes Kinoereignis, das die vielversprechenden Ansätze aus Trailer und Rezensionen nicht mal ansatzweise bestätigt. Mehr muss und will ich darüber nicht sagen. (29.5.)