The Hunger Games: Mockingjay pt. 2 (Die Tribute von Panem 3.2) von Francis Lawrence. USA, 2015. Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Jena Malone, Sam Claflin, Natalie Dormer, Julianne Moore, Donald Sutherland, Woody Harrelson, Philip Seymour Hoffman, Elizabeth Banks
So, nun haben wir’s aber auch hinter uns – hoffe ich jedenfalls. Der Franchise ist abgefrühstückt, aus dem letzten Band der Trilogie wurde pflichtschuldig ein Zweiteiler gemacht, ein weiteres Mal nicht zum Vorteil, wie ich finde, denn obwohl ich normalerweise sehr dafür bin, Literatur ausführlich und detailliert zu verfilmen, sind mir in diesem Fall viereinhalb Stunden deutlich zu viel. Komisch eigentlich, denn die Action kracht, die Effekte sind knorke, zwischendrin gibt’s auch mal richtigen Mutantenhorror und wenn die kleine Rebellentruppe hüfthoch im Wasser durch finstere Kanäle watet, man denkt fast schon an Alien und rechnet automatisch mit dem Schlimmsten. Wohliger, dennoch durch und durch jugendfreier Grusel. Aber dann gibt’s zwischendurch auch sehr viele sogenannte ruhige Passagen, und genau an der Stelle trennt sich Spreu vom Weizen. Solche Momente funktionieren nur, wenn es ein paar Figuren mit Substanz gibt, und genau daran hapert‘s hier gewaltig. In keinem der vier Filme tritt dieses Manko für mein Empfinden so deutlich zutage wie in Folge 3.2, vielleicht gerade weil hier der Versuch unternommen wurde, die ganze Mär noch ein wenig anzufüttern mit – tja, äh, Tiefgang oder so.
Das hat kurz gesagt nicht geklappt, die Personen mitsamt der banalen eine-Frau-zwischen-zwei-Männern-Kiste bleiben flach wie ein Teppich, raunen ab und zu bedeutungsvolle Sätze, außer Katniss, die guckt zweieinviertel Stunden lang nur grimmig drein und sagt fast gar nix. Die im Prinzip simple Story wird auf der Leinwand unnötig konfus erzählt, auch die finale Intrige geht fast unter, so hastig und undeutlich wird sie im Pulverqualm versenkt, und die jähe Kehrtwendung des einen Konkurrenten um die Gunst der Heldin erscheint noch absurder und unglaubwürdiger als ohnehin. Neben der Dreiecksgeschichte haben die übrigen Rebellen kaum Raum zur Entfaltung, was schade ist, denn jede(r) für sich genommen scheint potentiell ein ganz farbiger Charakter zu sein. Katniss allein kann diesmal die Last des Films nicht stemmen, obwohl Jennifer Lawrence wirklich schön grimmig dreinschauen kann, auch über die volle Strecke, und Josh Hutcherson und Liam Hemsworth, die ihr schauspielerisch ohnehin nicht ebenbürtig sind, bieten keinerlei Unterstützung. Bleiben die bekannten markigen Charakterköpfe in den Nebenrollen, die machen das wieder mal gut, obwohl ich es mittlerweile fast schon makaber finde, Philip Seymour Hofman fast zwei Jahre nach seinem Tod noch immer in „neuen“ Rollen zu sehen. Da sieht man aber, wie lang der Film bereits im Kasten ist und wie lang man seine Aufführung herausgezögert hat, alles im Dienste des Profits. Einen schönen Twist hat die Story aber doch, wenn sich nämlich Julianne Moores vermeintlich milde und gütige Frau Präsidentin schlussendlich als ebenso eiskalte und zynische Machthaberin entpuppt wie ihr verhasster Vorgänger, und auch Katniss beschämt erkennen muss, dass sie sich ein weiteres Mal vor den Karren hat spannen lassen, diesmal in dem festen glauben, es diene der guten, der richtigen Sache. Diese finale Erschütterung klingt in Form regelmäßig wiederkehrender Alpträume immerhin noch etwas nach, wenn alles in einem unverschämt kitschigen Idyll zerläuft, das die gesamte Filmreihe dann doch wieder in den richtigen Kontext rückt - dies ist ein Teenie-Popcorn-Ding, meinetwegen mit ein paar wirklich guten und griffig umgesetzten Ideen und einer Botschaft, über die man natürlich nachdenken kann. Der erste Film bleibt für mich der beste, doch Nummer zwei und vier haben mich nicht überzeugt, sodass der Eindruck insgesamt eher gemischt ausfällt und auf jeden Fall auf einer recht enttäuschenden Note ausklingt. (4.12.)