Life von Anton Corbijn. England/Kanada/Australien/BRD, 2015. Robert Pattinson, Dane DeHaan, Joel Edgerton, Ben Kingsley, Alessandra Mastronardi
Ich hab mich irgendwie nie so für James Dean interessiert. Das liegt aber wohl mehr an seinen drei Filmen, allesamt schwergängige Melodramen im 50er-Jahre-Stil, für mich seit jeher halbwegs unerträglich. Aber andererseits war das schon ein interessanter Typ, und auf jeden Fall ein total aus allen Kategorien fallender Typ, dessen enorme Attraktivität und mythische Popularität schon nachvollziehbar sind. Ein sehr junger, linkischer, mürrischer, unangepasster Bursche, halberlei Draufgänger und auch Grübler, wie geschaffen für Vater-Sohn-Dramen, dessen Tod durch schnelle Autos auf makabre Weise perfekt ins Bild passt. Aber eben auch ein verletzlicher, nachdenklicher, empfindsamer Schauspieler, der
Sicherlich auch weiterhin große Probleme damit gehabt hätte, sich in das rigide Studiosystem Hollywoods zu integrieren.
Corbijn hat es leider nicht ganz geschafft, daraus einen angemessen interessanten Film zu machen. Er erzählt von der Begegnung Denas mit dem Fotografen Dennis Stock, der verzweifelt versucht, seien durchhängende Karriere in Gang zu kriegen und seinem Verleger die Idee für eine Fotoserie mit dem ganz frischen Star aufschwatzt. Die beiden treffen sich in L.A., wo Dean soeben „Jenseits von Eden“ abgedreht hat, später dann in New York, wo Stock zuhause ist und eine geschiedene Frau mit Sohn hat. Stock drängt darauf, endlich Fotos zu machen, die er dann dem Life Magazine andienen will, Dean zögert, bummelt herum, hält auch Jack Warner hin, der seine Investition schon den Bach runtergehen sieht und Dean dennoch die Hauptrolle in „Denn sie wissen nicht…“ überträgt. Eher zufällig ergibt sich dann der legendäre Schnappschuss von Dean in der Nähe des Times Square im New Yorker Regen, bevor die beiden nach Indiana aufbrechen, auf die Farm von Deans Großeltern, die ihn aufzogen, die ihn prägten, wo er sich noch immer zuhause fühlt. Stock schießt auch hier Fotos, die später berühmt werden sollten, vor allem aber lernt er die andere Seite des kommenden Stars kennen, das einfache ländliche Leben unter Quäkern, deren Werte und Geborgenheit er nach wie vor zu schätzen weiß. Zurück in New York trennen sich bald ihre Wege, Dean denkt schon wieder darüber nach, sich abzusetzen und wird nicht mal ein Jahr später tot sein, nach gerade mal drei fertigen Filmen und einer wachsenden Kultfangemeinde, und Stock hat im Gegensatz zu seinem wohl prominentesten Model noch eine lange erfolgreiche Karriere vor sich.
Keine Frage, der Film ist sehr stylish fotografiert, edel orchestriert und evoziert zumindest über weite Strecken sehr gekonnt die Atmosphäre der glamourösen 50er zwischen bunter West- und jazziger Ostküste, sprich L.A. und NYC mit einem pittoresk verschneiten Mittelwesten zwischendrin. Dass Bildgestaltung Corbijns Ding ist, sollte uns aber auch nicht verwundern. Was er hingegen nicht so gut hinkriegt, ist ein Fokus, ein Schwerpunkt, der dem Film ein wenig mehr Prägnanz gibt. Das ganze driftet elegant dahin als eine Art Anekdotensammlung aus der Kultkiste, wobei ich zunächst dachte, der Fotograf stehen mehr im Mittelpunkt, mit zunehmender Dauer aber fand, dass Dean ins Zentrum rückt, mit der unweigerlichen Folge, dass beide unterm Strich ein wenig vage bleiben und sich ihre Spur am Schluss ein wenig verliert. Die Spur jenes legendären Schnappschusses übrigens auch, der taucht eigentlich nur einmal kurz auf und danach nie wieder. Merkwürdig. Oder war Corbijn nur neidisch auf den goldenen Moment des Kollegen…?
Fakt bleibt auch, dass Robert Pattinson ein Schauspieler ist, der keinen Film tragen kann, so oft es die Regisseure auch versuchen (warum, weiß keiner). Er wirkt nach wie vor hölzern, blass, gänzlich uncharismatisch, und da er eigentlich die Hauptrolle hier hat, ist das schon ein Problem. Dane DeHaan gibt einen passablen James Dean, da gibt’s nichts auszusetzen, aber durch Pattinson entsteht im Zentrum des Films für mich jedenfalls eine emotionale Leerstelle, die nicht aufzufüllen ist und auch nicht übersehen werden kann. So gesehen ein Film, dessen Sujet deutlich interessanter ist als das Werk selbst, und ich spürte schon eine leichte Enttäuschung, weil ich wohl gehofft hatte, dass der Fotograf Corbijn dem Werk des Fotografen Stock etwas mehr abgewinnen würde. (30.9.)