Papa ou maman (Mama gegen Papa – wer hier verliert, gewinnt) von Martin Bourboulon. Frankreich, 2015. Laurent Lafitte, Marina Foïs, Alexandre Desrousseaux, Anna Lemarchand, Achille Potier, Judith El Zein

   Mama und Papa lassen sich scheiden – ein leider allzu alltägliches Szenario und an sich gar keine Geschichte für’s Kino. Wenn dann noch Kinder im Spiel sind, entbrennt ein leider auch alltägliches ein übles Gerangel ums Sorgerecht oder ums Besuchsrecht. X-mal gesehen oder gehört, lockt keinen mehr vom Sofa, nicht mal an einem so verregneten Sonntag wie heute. Aber angenommen, nur mal angenommen, das elterliche Gerangel dreht sich nicht darum, wer die Kinder kriegt, sondern darum, wer sie nicht kriegt, soll heißen, Mama und Papa haben gar kein Interesse an den Gören, sondern verfolgen vielmehr eigene berufliche Ziele, bei denen drei Blagen nur im Wege wären. Und mal angenommen, Mama und Papa sind sich durchaus nicht einig dabei, sondern wollen beide lieber beruflich vorwärts kommen, wollen also beide die Kids dem jeweils anderen in die Schuhe schieben, und dabei ist ihnen jedes Mittel recht – und zwar wirklich jedes…

 

   Eine ausgesprochen verlockende Ausgangsposition für eine hübsch schwarze Komödie für die ganze Familie, und genau das ist den Beteiligten auch gelungen. Was anfangs noch ausschaut wie eine geradezu bewundernswert harmonisch ablaufende, faire, fast freundschaftliche Trennung, entwickelt nach den wunderbaren Gesetzen der Eskalation eine unheilvolle Dynamik, einen Malstrom, der die fünfköpfige Familie voll mit sich reißt und tatsächlich bis an den Rand des Abgrunds führt. Erst dann, als die Handgreiflichkeiten allmählich zur Bedrohung für Leib und Leben auswachsen, besinnen sich Mama und Papa darauf, dass sie sich ja eigentlich immer noch lieb haben und verwandeln ihr Gerangel auf dem Küchentisch kurzerhand in eine eher reproduktive Aktivität (mit Folgen, wie die Schlussszene unterstreicht…). Wir hatten es bereits geahnt, zumal die Auftaktsequenz vom Neujahrsfest 2000 stark darauf hinweist, welch explosives Gemisch die beiden bilden. Und fünfzehn Jahre später ist ihnen just dieses Kribbeln nach eigener Auffassung verloren gegangen, weshalb sie nun diesen eher unfreiwilligen und sicher ungeplanten Umweg einschlagen müssen, um just dieses Kribbeln wieder zum Leben zu erwecken. Ihren drei Kindern wird dabei die ultimative Leidensfähigkeit abverlangt – angefangen bei kleineren Schikanen wächst sich der elterliche Disput alsbald zu einem Krieg aus, in dem es kaum noch Hemmungen zu geben scheint, und wie wir erhoffen durften, sind die beiden Kontrahenten äußerst kreativ im Aushecken immer neuer Schlachtpläne, die die Brut dem anderen in die Arme treiben sollen. Herzhafter, handfester Slapstick steht dabei ganz im Vordergrund, und wer sowas wie Kinderliebe sehr sehr ernst nimmt, sollte besser nicht zuschauen. Wer aber Spaß an kleinen und großen Gemeinheiten auch mal jenseits der politischen und moralischen Korrektheit hat, ist hier genau richtig aufgehoben. Mit viel Schwung, Temperament und Selbstironie gehen die Protagonisten zu Werke, haben alle unsere aufrichtige Anteilnahme (denn auch die Kids sind durchaus nicht nur Opfer…), und natürlich beglückwünschen wir Eltern im Publikum uns zwischendurch dazu, alles besser, alles richtig gemacht zu haben. Und weil am Schluss alles wieder gut wird, bleibt unterm Strich nicht mehr und nicht weniger als eine kurzweilige, charmante französische Komödie, die unseren trüben Sonntagnachmittag für knapp neunzig Minuten aufhellt. (12.7.)