10 Cloverfield Lane von Dan Trachtenberg. USA, 2015. Mary Elizabeth Winstead, John Goodman, John Gallagher jr.

   Michelle hat Krach mit ihrem Kerl, packt ihren Kram und düst los. Unterwegs wird ihr Auto von irgendwas gerammt und von der Straße katapultiert. Als sie wach wird, liegt sie angekettet und an eine Infusion gehängt in irgendeinem Raum. Sie lernt ihren Gastgeber kennen, Howard kennen, der sie erklärt, sie befinde sich hier in einem unterirdischen Bunker und draußen habe es einen nicht näher bezeichneten Angriff gegeben, weswegen die Atemluft komplett verseucht sei und niemand mehr nach oben gehen könne. Außen ihnen beiden lebt noch Emmett im Bunker, ein Nachbar, der einst geholfen hatte, das Ding zu bauen und der sich auf Howards Warnung hin gerade noch dorthin flüchten konnte. Michelle versucht mehrmals, zu fliehen, doch dann sieht sie eine offenbar verätzte oder verbrannte Frau draußen und fängt an, Howards Geschichten zu glauben. Die drei richten sich halbwegs gemeinsam ein, doch Howard wird zunehmend merkwürdiger, und als Michelle erneut einen Fluchtplan macht und Emmett einweiht, geraten die Dinge ziemlich ins Rutschen…

 

   Wenn sich Drehbuch und Regie entschlossen hätten, auf die letzten fünf bis acht Minuten zu verzichten, hätte dies ein nahezu perfektes fieses kleines Horrorkammerspiel werden können, das mit seiner Mischung aus wüster Paranoia, Angst, Verunsicherung und Klaustrophobie reichlich Stoff bietet, der uns die Haare zu Berge stehen und den Parallelverzehr von einem Liter Popcorn zur dringend notwendigen Ablenkung werden lässt. Aber dann wollen die Macher doch noch hoch hinaus und packen die Aliens aus, die Raumschiffe, die Glibbermonster, machen aus Michelle flugs eine waschechte und zugleich haarsträubend unglaubwürdige Actionheroine, kurz sie verderben die schon intime Stimmung total, und mich persönlich hat das ein wenig abgetörnt. Zuvor blieben die drei Hauptfiguren im Rahmen glaubwürdiger Charaktere und bildeten eine effektvolle Balance, gegen Ende aber, nachdem Michelle dem Bunker entfliehen konnte, verliert der Film dieses Maß und verkauft sich nurmehr an das ganz normale moderne Actionkino, was ich schade und etwas unnötig fand. Aber nun, zuvor erleben wir ein schön abgründiges Dreipersonenstück im geschlossenen Raum, sind in unserer Einschätzung von Howard ebenso unsicher und schwankend wie Michelle, fragen uns, ob er nicht vielleicht doch die Wahrheit sagt, fragen uns, was Emmett noch im Schilde führt, fragen uns sowieso, wohin die Story noch führen wird. Ein paar hübsche kleine Schocks werden eingebaut, Verunsicherung und Irritation herrschen sowieso überall, die drei Schauspieler sind gut gewählt und sehr glaubwürdig, und ein ominöses, offenes Ende wäre absolut okay gewesen – wenn eben nicht zuletzt alle Gäule mit Buch und Regie durchgegangen wären… (14.4.)