Jane got a gun von Gavin O’Connor. USA, 2015. Natalie Portman, Joel Edgerton, Noah Emmerich, Ewan McGregor, Rodrigo Santoro, Boyd Holbrook
Diese Jane hat eine Menge hinter sich: Ihren geliebten Dan, den Vater ihres ungeborenen Kindes, verliert sie an den Bürgerkrieg, aus dem er so lange nicht zurückkehrt, dass sie ihn für tot hält und sich mit ihrer Tochter auf den Weg nach Westen macht. Sie schließt sich der Gruppe um Mr. Bishop an, doch der ist ein grausamer Unhold, der alle Frauen als Huren in seiner neuen Stadt hält. Hammond, einer aus der Bande, hat was dagegen, er befreit Jane aus dem Hurenhaus, tötet ein paar von Bishops Männern, doch ist offensichtlich auch Janes kleine Tochter ermordet worden. Die beiden gehen nach New Mexiko, bauen sich eine kleine Ranch, kriegen zusammen eine weitere Tochter und wissen, dass irgendwann Bishop und seine Bande kommen und sich rächen werden. Und genau so ist es auch, Hammond wird zusammengeschossen, schafft es noch bis nach Hause, kann Jane warnen, und die fragt ausgerechnet Dan um Hilfe, Dan, der nicht im Krieg gefallen war, sie jahrelang gesucht und sie schließlich als Frau eines anderen gefunden hatte. Dan ist zunächst natürlich nicht sehr erpicht darauf, die verlorene Geliebte zu beschützen, womöglich auch noch den Kerl, der sie ihm weggenommen hat, doch dann tut er’s doch, und zusammen stellen sie Bishop, der am Schluss noch eine kleine Überraschung für Jane parat hält…
Sieht man von dem etwas zu monumentalen Happy End mal ab (Jane und Dan machen sich mit den beiden Töchtern, denn die eine wurde doch nicht umgebracht, auf in eine neue Zukunft), ist dies ein richtig schön zünftiger, finsterer Rachewestern nach ganz klassischem Strickmuster mit Gut und Böse säuberlich verteilt, und mit einer tollen starken Frau im Zentrum, die sich einreiht in einige interessante und markante Frauencharaktere, die der neue Western in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Zum Beispiel Cate Blanchett oder Hilary Swank oder das ungleiche Duo Nicole Kidman/Renée Zellweger. Die waren alles in allem noch ein wenig komplexer und gebrochener als die Natalie Portmann, die zwar einiges zu erdulden hat, ihre innere Stärke aber nie verliert, im Gegenteil eher noch gewinnt und daher keine Frau mehr ist, die sich nur von ihrem Mann beschützen lässt, sondern ihn im Gegenteil selbst beschützt (dabei aber dann doch wieder auf männliche Hilfe zurückgreifen muss…). Im Zusammenhang mit diesem Film jetzt wieder irgendeine Diskussion über vermeintlich feministische Western anzustrengen, wäre Blödsinn, denn davon ist er ein gutes Stück entfernt (nicht weiter allerdings als der ganze „Johnny-Guitar“-Quatsch…), das würde auch seinen Ambitionen wahrscheinlich nicht gerecht, denn die gehen deutlich eher dahin, spannende, bewegende Unterhaltung mit eine starken Frau in der Hauptrolle zu präsentieren. Und ich finde schon, dass das ganz gut gelungen ist. Obwohl durch mehrere Rückblenden aufgebrochen, wird die Story sehr dicht und intensiv erzählt, die schönen, weit offenen Bilder (für mich immer der beste Grund, mal einen Western im Kino sehen zu wollen) tun ihr übriges, und Natalie Portman liefert schon eine eindrucksvolle Leistung, bildet mit Joel Edgerton ein starkes, raues, vom Leben gezeichnetes Paar, das sich das Happy End wirklich verdient hat. Ewan McGregor als Bösewicht ist allerdings eine etwas skurrile Wahl, denn der Mann kann zwar eine ganze Menge spielen, hat er ja auch schon, aber für so einen echten Western-Bösewicht hat er einfach nicht die Physiognomie, weshalb man wohl auch auf die Idee kam, ihn dunkel einzufärben und ihm einen Bösewicht-Schnurrbart anzudrehen, bis man ihn fast nicht mehr erkennen kann. So ganz hundertprozentig überzeugend wirkt er dennoch nicht, obwohl seine Taten und die seiner Gang wahrhaft furchteinflößend sind.
Aber was soll’s – der Film ist durchgehend ziemlich spannend, die Konfrontationen sind angemessen ruppig, eine weitere wilde Geschichte aus einem wilden Land das sich, wenn man’s mal genau nimmt, in den vergangenen einhundertfünfzig Jahren sooo sehr nicht verändert hat. Und es kommen zwei Dinge vor, die eigentlich zu jedem echten Western gehören: Die Heldin darf einen Satz sagen wie „Ich bin mein ganzes Leben lang weggelaufen, jetzt werde ich nicht mehr weglaufen.“ Und am Schluss reiten die Guten doch tatsächlich in den Sonnenuntergang, ganz ernsthaft und ohne Ironie. Und dafür allein muss man „Jane got a gun“ schon mögen. (7.1.)