Alien: Covenant von Ridley Scott. USA, 2017. Michael Fassbender, Katherine Waterston, Billy Crudup, Danny McBride, Carmen Ejogo, Demián Bichir, Amy Seimetz, Callie Hernandez, Jussie Smollett, Nathaniel Dean, Guy Pearce

   Ein paar Jahre nach dem arg vermurksten und verquasten „Prometheus“ schreibt Sir Ridley ein weiteres Kapitel seiner Alien-Saga, knüpft inhaltlich am Vorgänger an, weswegen man „Covenant“ meiner Meinung nach auch nicht komplett versteht, wenn man „Prometheus“ nicht gesehen hat. Denn nur so erschließt sich die Figur des Androiden David, des einzigen Überlebenden der Prometheus-Expedition, der auf einem eigentlich bewohnbaren Planeten lebt und dort an der Züchtung eines idealen Organismus arbeitet. Von seinem Erzeuger Weyland hat er die Obsession für die Frage nach dem menschlichen Ursprung eingeimpft bekommen, wobei wissenschaftliches Interesse längst einer wahnwitzigen Hybris Platz gemacht hat. Mit einem akustischen Signal lockt er die Besatzung eines großen Raumfrachters namens Covenant an, der eigentlich unterwegs zu einem entfernteren Planeten ist, wo man eine neue Kolonie aufbauen möchte. Die Covenant schickt ein Expeditionsschiff runter auf den Planeten, und dort wartet bereits der teuflische David mitsamt hochaktiver Sporen, die dafür sorgen, dass viele kleine Aliens in kürzester Zeit ihre neuen Wirte besiedeln. Was dann folgt, haben wir schon viele Male zuvor gesehen.

   Und genau das ist das Problem auch dieses Films. Dabei macht Ridley Scott durchaus vieles richtig, versucht, die Geschichte zu variieren, zu ergänzen, anzureichern, neue Elemente hinzuzufügen, und all das gelingt eigentlich auch, bis dann der fast unvermeidliche Rückfall auf gewohnte Strukturen und Stereotypen erfolgt. „Ich geh mich mal ein bisschen frisch machen“, verkündet ein weibliches Crewmitglied, und genau in diesem Moment wissen wir schon Punkt für Punkt, was nun folgen wird. „Ich seh mal gerade nach, warum sie nicht wiederkommt“, verkündet kurz drauf ein männliches Crewmitglied, und auch er folgt damit brav dem längst ausgelatschten Horrorfilmschema, nach dem ein jeder automatisch grässlich zu Tode kommt, der sich von der Gruppe entfernt. Und nicht zu vergessen die Verquickung von Splatter und Sex – die beiden, die es da unter der Dusche treiben, werden flugs für ihr sündiges Tun bestraft, und irgendwie hatte ich wohl gehofft, solchen Mist nicht mehr in einem aktuellen Horrorfilm zu sehen zu kriegen. Falsch gedacht, mal wieder. Was noch? Dass man sich im Alien-Universum tunlichst niemals zu dicht über diese komischen Eier beugen sollte, hat sich offenbar noch nicht bis zur Covenant-Crew rumgesprochen, und dass es keine gute Idee ist, auf einem unbekannten Planeten die Expedition in kleinere Gruppen zu spalten, wohl auch nicht. Katherine Waterston schaut die ganze Zeit sehr empathisch und betroffen drein, um dann zuletzt voll durchzudrehen und einen auf Ripley zu machen, dass uns Hören und Sehen vergeht. Nicht gerade die glaubwürdigste Entwicklung, sollte man meinen. Auch ist die Crew an sich in ihrem lockeren Zusammenspiel so sympathisch, dass ich die rigorose Dezimierung der Personen bis auf kurz vor null immer sehr lieblos finde (einzig Jeunet hat ja bisher auf diesen doofen Automatismus verzichtet und tatsächlich eine Handvoll Protagonisten überleben lassen). Und auch das hat man es in jedem Alien-Film davor auch schon so gesehen.

 

   Aber „Covenant“ hat zugegeben auch seine Stärken. Er ist sehr spannend und straff erzählt, brillant fotografiert und choreographiert, also richtig Kino für die grooße Leinwand, und er hat vor allem in Michael Fassbender einen famosen Protagonisten. Fassbender spielt eine Doppelrolle, wenn man so will, nämlich zwei Androiden, wobei Walter, der die Covenant begleitet, eine Fortführung, ein Update des früheren Modells David ist, und wie Fassbender mit minimalen Mitteln es dennoch schafft, kleinste Nuancen und Differenzierungen im Zwiegespräch der beiden herauszuarbeiten, das ist schon große Schauspielkunst. Und obwohl ich mir nach all den vielen einschlägigen Filmen, die ich schon gesehen habe, am Schluss eigentlich sicher bin, dass nicht der gute Walter, sondern der böse David als Einarmiger mit auf die Covenant kommt, bleibt es lange offen, weil Fassbender so schön doppeldeutig zu Werke geht. Und indem der böse David dann zwei Alien-Embryonen mit in die Schublade packt und zum fernen Planten schickt, ist natürlich zugleich die Saat für weitere Filme gesät. Meiner Meinung nach geht weiterhin nichts über den allerersten von 1979 – Camerons überlanges, stupides Kriegsgetümmel sowieso nicht, Finchers düstere Vision aber auch nicht, und auch Jeunets ganz spezielle Verarbeitung reicht nicht ganz heran, „Prometheus“ ist mir wie gesagt viel zu konfus und aufgeblasen, und „Covenant“ könnte nun immerhin ein Schritt zurück in die richtige Richtung sein, wenn denn diese Serie überhaupt fortgeführt muss. Ein paar gute Ideen und Ansätze finden sich, und vermutlich ist sich Scott dessen bewusst, dass er den Fans ein paar Sachen geben muss, die sie unbedingt erwarten und ohne die ein Alien-Film offensichtlich nicht auskommen kann (von wegen „face hugger“ und so). Dann schaun wer mal, wie’s weitergeht… (18.5.)