It (Es) von Andrés Muschietti. USA, 2017. Jaeden Lieberher, Sophia Lillis, Finn Wolfhard, Jack Dylan Grazer, Mike Hanlon, Wyatt Oleff, Jeremy Ray Taylor, Nicholas Hamilton, Jackson Robert Scott, Bill Skarsgård
Vor tatsächlich schon wieder vier Jahren hab ich mal einen Film von Mr. Muschietti gesehen, der hieß „Mama“ und lief seinerzeit mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht als ganz neuer Impuls fürs Gruselgenre oder ermaßen so was ähnliches. Und als ich aus dem Kino kam, dacht ich so bei mir, naja, sooo toll war‘s dann wirklich nicht – und genau das gleiche dacht ich diesmal auch. Und wenn ich dann noch lese, was ich damals zu mosern hatte, stelle ich fest – witzig, dasselbe könnte ich eigentlich auch zu diesem neuen Film sagen. Wieder hat der Muschietti seine Story nicht so recht zusammengekriegt, wieder hat er zu früh zu massiv mit dicken Effekten losgeballert, statt dem Ganzen Zeit und Raum zu geben, sich zu entwickeln, ein wenig mehr Atmosphäre anzusetzen. Ist wohl nicht seine Stärke, obwohl er sich für „Es“ satte zweieinviertel Stunden genommen hat.
Und auch sonst stimmt ja erstmal alles – ein bekannter Roman von Stephen King, die Geschichte eines Sommers Ende der 80er in einer verschlafenen (fiktiven) Kleinstadt namens Derry, eine Gruppe jugendlicher Nerds, die es mit dem Bösen an sich zu tun bekommen und darüber hinaus eine erschreckende Entdeckung machen, nämlich die, dass das Böse pünktlich alle siebenundzwanzig Jahre in Derry auftaucht und blutiges Unheil anrichtet. Hört sich doch erstmal gut, an ein bisschen Ray Bradbury, ein bisschen „Stand by me“, eine Mischung, die eigentlich enorm wirkungsvoll sein sollte. Dazu hat King in Form des „Klubs der Verlierer“ ein einigermaßen vielseitiges, interessantes Personal arrangiert, das uns zumindest theoretisch zur Identifikation animieren könnte: Bill, der immer stottert, wenn er sich aufregt und der seinen kleinen Bruder an den mörderischen Clown verliert. Beverly, die von ihrem Vater missbraucht wird. Stan, der von seinen eifrig religiösen Eltern auf seine Bar Mitzwa vorbereitet wird, obwohl er selbst gar nicht will. Der fette Ben, der seine viele einsame Zeit mit Büchern und Zeitungen verbringt. Richie mit der furchtbar großen Klappe, die ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Der ängstliche Eddie, der überall Krankheiten, Keime und Bakterien sieht und von seiner Horrormama unter einer Glasglocke gehalten wird. Und schließlich Mike, der schwarze Junge, der schon deshalb genug Probleme hat, und der zu allem Überfluss Schlachter werden und Tiere töten soll. Ihnen gegenüber findet sich die Gang von Henry, ältere Jungs, wilde, sadistische Psychos, die unseren Freunden jede Menge Ärger machen und schließlich auch ihre Erfahrungen mit dem Bösen machen dürfen… Nachdem nun der emsig recherchierende Ben auf den 27-Jahr-Zyklus gestoßen ist und sie kapiert haben, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt, wenn sie nicht bis zum nächsten Erscheinen der Kreatur warten wollen, raffen die Jungs vom Losers‘ Club all ihren Mut zusammen und nehmen den Kampf mit dem tödlichen Clown auf. Und wer die Geschichte vorher nicht kannte (so wie ich), geht davon aus, dass der Kampf erfolgreich endet und ist über die Notiz „Ende des ersten Kapitels“ ein wenig überrascht, bis dann der Internetcheck Aufschluss gibt: Der Clown wurde eben nicht getötet, sondern kehrt nach 27 Jahren wieder, und die mittlerweile erwachsen gewordenen Klubmitglieder müssen nochmal ran – und davon wird dann der zweite Film berichten.
Ob ich mir den allerdings auch noch anschauen werde, wage ich mal leise zu bezweifeln, denn Muschietti liefert mir nicht eben gute Argumente dafür. Er verschenkt große Teile der an sich ganz spannenden Geschichte mitsamt des typisch amerikanischen Flairs, indem er trotz der langen Spieldauer (die ich im Übrigen auch so wahrgenommen habe…) zu viel zu schnell preisgibt, überhaupt keinen Raum für die Phantasie lässt, und statt sich schön langsam ranzupirschen und unsere Erwartung ordentlich auf die Filter zu spannen, kommt er uns immer wieder mit grobschlächtigen Effekten und plattem Spektakel, vor allem im sehr enttäuschenden und konfusen Finale, das fast überhaupt nicht spannend ist und ohne jeden Nachhall verpufft. Der Gruselclown taucht viel zu häufig auf für meinen Geschmack, verliert dadurch weitgehend seinen Schrecken und sein Geheimnis, und seine ständigen Attacken auf die Kids sind eher monoton als aufregend, zumal man doch eh weiß, dass ihnen nichts passieren wird, denn wir brauchen sie alle noch im Finale. Allgemein fehlt das Gefühl wirklicher Bedrohung, mir jedenfalls, und trotz aller Behauptung und mutierten Fangzähne erweist sich der Clown auch nicht als der dämonische Gegenspieler, den man eigentlich erwarten konnte. Ob sich das im zweiten Teil ändert? Und ob ich das überhaupt noch wissen will…?
Einen großen Pluspunkt gibt’s immerhin doch zu vermelden, und das sind die durchweg tollen jungen Schauspieler, die ihre Sache hervorragend machen und die eine oder andere Untiefe im Drehbuch vergessen machen. Ihre Natürlichkeit und ihr Miteinander geben der Effekthascherei immerhin den gewissen human touch – so richtig retten kann ihn das nicht, denn das Drehbuch lässt die Jungs wieder und wieder im Stich. So bleibt es bei der Erstdiagnose: Irgendwie kriegt der Muschietti seine Geschichten nicht so recht auf die Reihe… (10.10.)