King Arthur: Legend of the sword von Guy Ritchie. USA/England/ Australien, 2017. Charlie Hunnam, Jude Law, Àstrid Bergès-Frisbey, Djimon Hounsou, Aidan Gillen, Neil Maskell, Kingsley Ben-Adir, Tom Wu, Freddie Fox, Eric Bana, Mikael Persbrandt, Lorraine Bruce, Hermione Corfield, Annabelle Wallis

   Wenn Guy Ritchie einen Film über die Artus-Sage vom Zaun bricht, weiß man schon, das wird kein Chill-Out-Event für die Yogamatte. Das wird Rock’n Roll. Dafür steht Ritchie, und was anderes würde ich auch gar nicht erwarten. Schön deftiges Krawallkino, das sich um Himmels Willen selbst nicht zu ernst nimmt, was an sich schon ziemlich sympathisch ist. Also, wer hier psychologische Tiefenbohrungen, ausgefeilte Charakterdarstellungen, eine ausgewogene Dramaturgie oder gar so etwas Abwegiges wie eine gewissenhafte historische Einordnung erwartet, der sollte sein Geld sparen oder höchstens Strafe zahlen für übermäßige Naivität. Das hier ist Guy Ritchie, Mann. Anders ausgedrückt: It’s only Rock’n Roll but I like it…

   Mr. Ritchie hat wie es scheint sehr lange und genau beim Herrn der Ringe zugeschaut, jedenfalls erinnern etliche Settings und Motive an die Saga aus Mittelerde, nicht nur die Kampfleefanten zu Beginn sondern auch das viele Brimborium um die Frage, ob Arthur nun König sein will, ob er die Verantwortung auf sich nehmen will, weil doch das Schwert Excalibur nur ihm gehorcht, und so weiter bla bla bla. Das ist eine Debatte für Monarchisten und hat mich persönlich noch nie auch nur im Geringsten interessiert. Auch die Rollenverteilung im Sinne von Gut und Böse und hübsch klar und übersichtlich geregelt, und niemand muss hier befürchten, sein Weltbild hier irgendwie erschüttert zu kriegen, dies hier ist ein Märchen und zwar ein im zeitgemäßen Fantasy-Look aufgepimptes Märchen, reiner Unfug für einen Popcornabend, und die Frage ist eigentlich nur, ob Mr. Ritchie das wenigstens vernünftig auf die Reihe gekriegt hat. Ich bin nach zwei kurzweiligen Stunden zu der Entscheidung gekommen: Yep, hat er!

 

   Wir erleben hier die Vorgeschichte, die uns sozusagen hin zur legendären Tafelrunde führt. Die Attacke des bösen Magiers Mordred, der Verrat des bösen Bruders Vortigern am guten Bruder Uther, die Machtübernahme Vortigerns und sein Machterhalt, der nur durch Blutopfer herzustellen ist, die Flucht des kleinen Arthur, Uthers Sohn, der im fernen Londinium zum wackeren Krieger heranwächst und dem schließlich die Rolle zufällt, das berüchtigte Schwert aus dem berüchtigten Stein zu ziehen und mit seiner Streitmacht getreuer Freunde und geringfügiger magischer Unterstützung die Herrschaft Vortigerns ein für allemal zu beenden. Erst ziert er sich noch, ganz wie der gute alte Aragorn, doch am Ende bringt er seine Mission mit ordentlichem Schwung ins Ziel und so ganz nebenbei bringt er auch noch die aufmüpfigen Wikinger zur Räson: Kniet nieder vor England, befiehlt er mit Donnerstimme den gehörnten Langbärten, und sie tun’s tatsächlich. Post-Brexit-Machtfantasien made in Britain, sollte man meinen – oder vielleicht ist mir diesmal die Ironie ganz entgangen…? Abgesehen davon treibt Mr. Ritchie seine bunte, betont multi-ethnische Heldenschar durch rasante CG-Achterbahnen, angefeuert von dumpf und martialisch stampfenden Rhythmen, angetan mit einer Prise Heavy-Metal-Appeal, angenehm unterwandert durch ein paar flotte Sprüche. Die Helden sind rau doch fotogen, die Magierin ist irgendeinem Model-Katalog entsprungen (der Einfluss von „Game of Thrones“ ist allgegenwärtig, keine Frage), und Jude Law darf mal so richtig böse sein, was er mit sichtlichem Genuss auch ist. Bei allem Schlachtgetöse allerdings achtet Ritchie sichtbar darauf, eine jugendgerechte Freigabe zu bekommen, denn anders als beispielsweise in John Boormans „Excalibur“ geht das explizite Blutvergießen eher im Schnittfeuerwerk unter, so wie Meister Jackson es auch praktiziert hat. Und natürlich richten sich Filme wie diese vor allem an die Kids, bunt und laut und in ihrer Unbefangenheit irgendwie entwaffnend. Ist schon witzig, dass die alten Mythengestalten wie Robin Hood oder eben Artus heute immer noch gefragt sind und immer noch im Kino verwurstet werden. Ich für meinen Teil ziehe sie dem ganzen Marvel-Universum auch beiweitem vor, könnte aber nicht so genau erklären, wieso. Vielleicht weil sie so schön oldschool sind, wer weiß… (19.5.)